Mein Geburtstag in Arequipa

Wer hätte gedacht, daß ich meinen Geburtstag mit einem Flensburger Bier begießen kann? Nun, kaum stand ich gestern bei Lula und Max in der Wohnung, drückte mir Max zur Feier des Tages ein Flens in die Hand. Wie schön, den Geschmack der Heimat hier im fernen Arequipa zu haben!

Überhaupt war der gestrige Tag ein voller Erfolg, wie das ja so oft mit Tagen ist, denen man zu Beginn ein wenig skeptisch gegenübersteht. Ich kann meinen Bruder hier förmlich hören, wie er an dieser Stelle – wenn er neben mir stehen würde – einen Kommentar wie zum Beispiel diesen hier von sich geben würde: ‚Warum denn nur? So schlimm ist dein Geburtstag doch nicht, bist‘ doch im Alter gerade erst knapp über 50 % der Lebenserwartung…!“ Nun ja, positv gedacht, kann ich also noch viele Abenteuer erleben, viele neue Eindrücke und Freunde gewinnen.

Und so haben wir gestern die Küche von Lula belegt und Markus hat uns dort ein leckeres brasilianisches Essen gekocht, derweil wir anderen – alle Spanischlehrer und Spanischstudenten der EDEAQ in Arequipa –  Küche und Wohnzimmer belagert und uns mit Gesprächen und einem Caipirinha die Zeit vertrieben haben. Mit Max haben wir interessante und kontroverse Diskussionen über Marktwirtschaft, Demokratien und Entwicklungshilfe geführt. Wie schon manchmal habe ich mich gefragt, ob es wirklich Zufall war, daß ich gerade die letzten Tage ein unglaublich interessantes – und anscheinend preisgekröntes – Buch von dem britischen Ökonomen Paul Collier gelesen habe, der über ‚Die unterste Milliarde – warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann‘ schreibt. Ich habe mich auf jeden Fall gefreut, wieder Interesse an solchen komplexen Themen gefunden zu haben. Eine willkommene Abwechslung zu meinen – immer gern gelesenen – Krimis und Thrillern.

Aber eigentlich wollte ich ja von unserem Essen berichten. Auf 13 Uhr angesetzt, zog sich die Vorbereitung etwas länger als geplant hin. Was keiner von uns bemerkte, so intensiv haben wir uns unterhalten. Auf einmal dann jedoch der räumliche Umzug ins kleine Fernsehzimmer – das Fußballspiel Peru gegen Kolumbien fing an. Auf engstem Raum drängten wir uns vor dem Fernseher. Auf relaxte lateinamerikanische Art wurde das – nun fertige – Essen auf die Halbzeit des Fußballviertelfinales verschoben. Zu dem Zeitpunkt lag noch Spannung in der Luft. Aber der 16.07. war ein guter Tag und so hat sich im Laufe des Nachmittags Peru als erstes Land einen Platz im Halbfinale der Copa América gesichert. Sieg gegen Kolumbien in der Verlängerung mit 2:0. Was will man mehr?

Den weiteren Abend haben wir dann zu viert in einem netten kleinen Restaurant vebracht, das Sherri, eine Amerikanerin, für ihr Abschiedsessen ausgesucht hat. Aber während Sherri immer und jederzeit essen kann, reichte es bei mir nur zu einem Salat. Mein Magen war noch von dem verspäteten Mittagessen reichlich gefüllt. Viel zu spät bin ich dann ins Bett gekommen. Was heißt hier spät? Es war immerhin noch vor Mitternacht. Entgegen meinem sonstigen Rhythmus als Nachteule und Langschläfer bin ich hier auf Reisen immer früh im Bett und morgens früh aus den Federn. Und so bin ich heute morgen nicht ganz so schwungvoll aufgestanden. Was vielleicht nicht nur an dem späten Zubettgehen lag. Auch mein Kopf hat sich nach Wochen von fast vollkommener Alkoholabstinenz leicht zu Wort gemeldet: ein Flens, Caipirinha und dann noch Rotwein – mußte das sein? Nun, ich habe meinen Kopf mit einem entspannten Frühstück in der Sonne und mit einem Nutella-Brötchen versöhnt. Und nein – es ist nicht das 750 g-Nutellaglas, das ich mir zur Feier des Tages gegönnt habe.

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5 Antworten zu Mein Geburtstag in Arequipa

  1. Ela sagt:

    Liebe Anke,

    wie schön zu lesen, dass Du an Deinem Geburtstag in netter Gesellschaft warst. Ich hätte auch gerne mit Dir feiert, aber wir verschieben die Feierlichkeiten auf Weihnachten und Silvester (wie ich mich freue :-).

    Ich wünsche Dir weiterhin eine schöne Zeit und hoffe, dass es mit dem Telefonat bald klappt. Im Moment komme ich über das Besetzt-Zeichen nicht hinaus.

    Liebe Grüße aus Flensburg
    Ela

    • Anke sagt:

      Hallo Ela,
      ich hätte natürlich auch gerne mit Euch gefeiert, aber das holen wir dann nach. Und was glaubst du, wie ich mich freue, dass wir Weihnachten und Silvester miteinander verbringen werden. Im übrigen sind es nur noch 4 1/2 Monate bis wir uns wiedersehen – die Zeit vergeht einfach rasend schnell!
      Liebe Grüsse
      Anke

      • el Andinisto sagt:

        Servus Anke,

        schön, von deinem Geburtstag zu erfahren. Ich wünsch‘ dir noch nachträglich alles Gute und viel Glück auf deiner Weltreise.

        2002 war ich auch in Arequipa und habe dort mein erstes cuy gegessen. Das beste gab es im Januar in Equador.

        Heute Abend habe ich fest an dich gedacht, da ich das Fotoalbum von Patagonien angeschaut habe.

        Ich könnte sofort meinen Seesack packen…

        Doch mein Büro lässt mich nicht los. Vielleicht am Ende des Jahres wieder.

        Alles Gute!

        • Anke sagt:

          Hallo el Andinisto!
          Schön von Dir zu hören und danke für die Geburtstagsgrüße! Es ist umwerfend, so viele Geburtstagsgrüße auch in der Ferne zu erhalten. Tut mir leid, daß du im Moment unabkömmlich bist und nicht deiner Leidenschaft des Trekkings nachgehen kannst. Habe in 4 Wochen eine Trekkingtour in der Cordillera Blanca geplant – in der Hoffnung, daß meine Achillessehnen mitmachen. Hätte beinahe nochmals mit Peter die Tour gemacht, aber er hat leider den Julitermin wahrgenommen. Ich wünsche Dir ein bißchen Zeit für Tagestouren oder andere Unternehmungen. Viele Grüße aus Arequipa Anke

  2. Sabine sagt:

    Liebe Anke,
    ich wünsche dir nachträglich alles erdenklich Gute zu deinem Wiegenfeste!
    „Mögest Du immer Rückenwind haben und stets Sonnenschein im Gesicht
    und mögen die Schicksalsstürme Dich hinauftragen auf dass Du mit den Sternen tanzt.“

    Die Reichtümer des Geistes verschönern das menschliche
    Antlitz und lassen Mitgefühl und Achtung entstehen.
    In jedem Wesen äussert sich der Geist in den Augen,
    im Ausdruck und in allen Gebärden und Bewegungen
    des Körpers. Unsere Erscheinung, unsere Worte, unsere
    Taten sind niemals grösser als wir selbst.
    Denn die Seele ist unsere Wohnung; unsere Augen
    ihre Fenster; und unsere Worte ihre Sendboten.

    Khalil Gibran

    Herzlichst,
    Sabine

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