Unterwegs auf Neuseelands Straßen

Linksverkehr. Und als ob das nicht schon schwierig genug wäre, ein Linksfahrerauto, bei dem die Gangschaltung auf der linken statt rechten Seite von mir ist, der Blinker rechts statt links des Lenkrads sitzt und der Scheibenwischer links statt rechts angebracht ist. Das bedeutet, daß ich die ersten Tage immer mit den Scheibenwischer blinke und mit dem Blinker die Scheiben wische. Meine rechte Hand schlägt häufig gegen die Autotür auf der Suche nach der Gangschaltung. Halt! Die ist ja auf der linken Seite von mir.

Beim Rückwärtsfahren stelle ich erstaunt fest, daß ich weniger beweglich bin, wenn ich über meine linke Schulter schauen muß, statt wie sonst üblich über meine rechte Schulter. Ela gibt mir den Tipp, daß ich mir für eine bessere Durchblutung der Nackenmuskulatur ganz fest die Ohrläppchen rubbeln muß. Dann würde ich viel besser über die Schulter schauen können. Das werde ich das nächste Mal ausprobieren bevor ich rückwärts einparken will.

Gravel Roads, also Schotterstraßen, dürfen wir mit dem Auto nicht fahren. Aber so ganz kann man sie nicht immer vermeiden. Auch das Navi lotst uns manchmal auf Schotterstraßen, obwohl wir die Option „unbefestigte Straßen“ ausgeschlossen haben. Aber es braucht keine Schotterstraße um den Mietwagen kaputt zu fahren. Urplötzlich liegen auf der Straße Steine. Da stand ja auch gerade ein Schild „Achtung Steinschlag“. Ich habe ein Auto hinter mir, bremse ab und versuche den Stein mittig zu überfahren. Ein riesen Schlag! Ich habe vergessen, daß wir einen etwas tiefer gelegten Wagen fahren. Schreck! Anhalten, erster Check. Keine Warnleuchten. Und so retten wir uns langsam fahrend in den nächsten Ort, der diesmal zum Glück nicht weit ist. Der Mechaniker der örtlichen Werkstatt wirft einen Blick unter das Auto und kommentiert nur trocken: „I am sure you killed the stone.“ Motorblock knapp verfehlt – er gibt uns grünes Licht für die Weiterfahrt.

Auf solche Adrenalinschübe kann ich doch gut verzichten. Da sind die kleinen Belustigungen am Wegesrand doch viel netter:

Busse, die keine sind, sondern umgebaute Wohnmobile und einen Schornstein besitzen.

 

 

 

Achtung Schafe!

Und Schafe gibt es hier wie Sand in Peru. Verschiedene Quellen machen – wie könnte es auch anders sein – unterschiedliche Angaben, aber es leben so zwischen 4o und 45 Millionen Schafe in Neusseland. Das macht ein Verhältnis Einwohner zu Schafe von 1:9 bis 1:11.

Derzeit wird den Schafen ihr Sommerfell verpasst. Schafschur. Die einen Schafe tragen noch ihren dicken Winterpelz, die anderen sind bereits nackt. Aber neugierig sind sie alle.

 

 

Achtung Pinguine!

Noch haben wir keine über die Straße watscheln sehen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich bei einer Begegnung mit einem Pinguin nicht völlig verblüfft wäre und alle anderen Straßenteilnehmer um mich herum vergessen würde.

 

 

 

Hunde bitte an die Leine, damit sie keine Pinguine jagen!

 

 

 

 

 

Weiden mit Rotwild sind an und für sich immer noch sehr gewöhnungsbedürftig. Vor allem grasen hier Unmengen von Rotwild auf den Wiesen. Was für ein Unterschied zu der Handvoll Tiere, die man bei uns mal mit viel Glück im Wald sieht.

Aber wenn man dann auch noch auf den Leichenwagen trifft, der in die Schlachterei fährt …

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Fjordland Overnight – Doubtfulsound

Ob James Cook 1770 auf seiner ersten Reise entlang der Küste von Neuseeland vom Fjordland begeistert war? Ankerplätze gab es wenige und James Cook fand es angeblich mehr als zweifelhaft (doubtful) aufgrund der wechselnden Winde, ob es sinnvoll wäre in den Doubtful Sound hineinzufahren. Aber immerhin hat er ihn nicht komplett übersehen wie den Milford Sound.

Ich lasse den Doubtful Sound auf meiner Reise auch nicht aus und gönne mir eine Minikreuzfahrt mit Übernachtung auf der Fjordland Navigator. Die Abgeschiedenheit des Sounds machen eine Tour dorthin unvermeidlich teuer, aber dafür erwartet mich unberührte Natur. Und von allen Seiten wurde mir von dieser Tour bereits vorgeschwärmt. Ich bin gespannt!

Morgens fahren wir von Te Anau nach Manapouri. Von dort aus starten wir dann mittags mit dem Boot über den Lake Manapouri. Der Transfer bringt uns in einer knappen Stunde auf die andere Seite des Sees. Wir haben herrlichstes Wetter und ich kann die Kepler Berge bei Sonnenschein bewundern, nachdem ich sie auf dem Kepler Track bei Regen bewandert habe.

Auf der anderen Seite des Sees werden wir schon von einem Bus erwartet, der uns in rund 45 Minuten über den Wilmot Pass zum Doubtful Sound bringt. Unser Busfahrer ist ein gutgelaunter Kiwi, der nicht nur an verschiedenen Aussichtspunkten für uns stoppt, sondern uns auch über eine der abgelegensten Straßen Neuseelands informiert. Eine 22 Kilometer lange Straße deren Anfang sich am Lake Manapouri und deren Ende sich am Doubtful Sound befindet. Wie sind wohl die Busse hierhergekommen? Nein, weder geschwommen noch geflogen; es gibt eine kleine Verbindungsstraße in die Zivilisation. Zum Zeitpunkt des Baus der Straße als Versorgungsweg für die Errichtung des Wasserkraftwerks am Lake Manapouri war sie die teuerste Straße von Neuseeland. Und berücksichtigt man die Inflation, dann ist sie es auch heute noch. Und steil ist die Straße auf dem Stück vom Wilmot Pass hinunter zum Doubtful Sound! Dafür hat man einen herrlichen Blick auf den Sound.

Am Doubtful Sound bei Deep Cove angekommen, erwartet uns bereits unser Schiff: die Fjordland Navigator. Ein modernes Schiff aus dem Jahr 2001 auf dem 70 Gäste Platz finden. Wir haben Glück und belegen mit nur 26 anderen Passagieren die Fjordland Navigator. Um unser Budget nicht völlig überzustrapazieren haben wir 2 Kojen in einer 4er-Kabine gebucht – sozusagen die Backpackervariante. Aber bei der geringen Belegung können wir uns über eine eigene Kabine freuen. Blütenweiße Bettwäsche, flauschige Handtücher und ein schöner Blick aus dem Bullauge, wenn man im oberen Etagenbett liegt! Nur eine Tür zum Abschließen gibt es in der Backpackervariante nicht; hier wird mit Vorhang gearbeitet.

Wir haben kaum Zeit unser kleines Gepäck zu verstauen, als das Schiff schon ablegt. Der Kapitän begrüßt uns im Salon, wir erhalten die unvermeidliche Sicherheitseinweisung, es erwarten uns Muffins und frisches Obst. Tee und Kaffee kann sich jeder nach Lust und Laune rund um die Uhr nehmen. Die Fahrt bis zur Fjordmündung könnte man in gut 2 Stunden problemlos zurücklegen, denn der Doubtful Sound ist nur rund 40 Kilometer lang. Die Fjordland Navigator erkundet mit uns jedoch auch die Seitenarme des Fjordes. Der Fahrtwind bläst mir auf Deck recht frisch ins Gesicht und ich packe mich trotz Sonnenschein und blauem Himmel in Fliespulli und Windbreaker ein. Wir werden von unserem „nature guide“ laufend über Pflanzen, Tiere und Geologie des Doubtful Sound informiert und erfahren viel Interessantes.

Im übrigen: Fjord oder Sound? Fjord, denn der Doubtful Sound wurde durch Gletscher ausgeformt – also ist eigentlich sein Name falsch, denn ein Sound ist einfach nur ein mit Wasser gefülltes, versunkenes Tal.

Nach einer guten Stunde Fahrt durch die prachtvolle Fjordlandschaft – steil aus dem Fjord aufragende Berge und tiefgrüner Regenwald vor einem strahlend blauem Himmel bei knalligem Sonnenschein – stoppt der Kapitän unser Schiff. Einen Ausflug mit dem Tenderboot? Kajakfahren? Schwimmen? Das Wasser ist nach den letzten Tagen Sonnenschein nicht mehr ganz so kalt. Trotzdem finde ich 19 Grad nicht gerade viel und optiere für einen Kajakausflug. Auf dem Schiff sind 28 kleine Einerkajaks vorhanden. Sie sind lange nicht so stabil wie die Doppelkajaks, die ich auf meinen letzten beiden Kajaktouren benutzt habe und das Wasser ist ein wenig unruhig. Also lasse ich meinen Foto an Bord, denn es gibt keine Drybags und auch keine Möglichkeit eine Tasche auf dem kleinen Kajak zu befestigen. Und wenn hier was über Bord geht, dann bleibt es auf dem Grund des Fjords, denn der Doubtful Sound ist mit seinen 420 Metern Tiefe der tiefste Fjord in Neuseeland.

Ela und ich haben viel Spaß in unseren kleinen Kajaks. Wir paddeln eine dreiviertel Stunde auf dem Fjord mehr oder weniger nah entlang des Ufers. Ich stelle mir gerade die Frage, wann wir wohl umdrehen werden, um zum Schiff zurückzupaddeln, als ich hinter mir die Motoren höre. Wir müssen nicht zurückpaddeln, sondern werden eingesammelt. Als Tenderboote und Kajaks wieder an Bord sind, ist das Heck des Schiffes zum Baden und als Sprungbrett freigegeben. Auch Crewmitglieder nutzen dieses herrliche Wetter aus und beeindrucken uns mit akrobatischen Sprungeinlagen.

Zum Aufwärmen und zur Überbrückung bis zum Abendessen wird im Salon ein Süppchen serviert. Dazu gibt es frische Brötchen. Derweil nehmen wir wieder Fahrt auf Richtung Meer.

 

Am Ende des Doubtful Sounds erwartet uns eine Seerobbenkolonie; genauer gesagt sind hier die neuseeländischen Seebären heimisch. Der englische Name fur seals trifft es vielleicht besser, denn die Robben sehen wirklich ganz pelzig aus. Ein paar von ihnen sind zu Hause, darunter auch einige Seelöwenmütter mit ihren Robbenbabies. Und es ist eine Freude ihnen zuzusehen: Völlig unbeholfen an Land entwickeln sie sich zu eleganten Schwimmern und Tauchern im Meer.

 

 

 

Die Fjordland Navigator streckt ihren Bug gerade soweit aus dem Doubtful Sound auf das Meer hinaus, daß wir einen beeindruckenden Blick auf die Küste des Fjordlands erhalten.

 

 

Dann geht es zurück in den Sound und wir fahren nah an einige vorgelagerte Inselchen heran.

Wer weiß, was es da zu sehen gibt? Der Kapitän weiß es wohl: Pinguine! Genauer gesagt sehen wir zwei Dickschnabelpinguine, die mit ihren buschigen gelben Federn, die vom Schnabel bis zum Scheitel laufen, ganz markant aussehen.

Nun aber fahren wir endgültig zurück in den Sound und zu unserem Ankerplatz für die Nacht.

 

 

Halb acht abends ist es Zeit zu Abend zu essen. Es gibt ein tolles Buffet. Fleisch, Fisch, Vegetarisch, Salate und Soßen in großer Auswahl. An der Bar holen wir uns ein Glas Wein um unsere Schlemmerei abzurunden. Und zum Nachtisch wird ein Buffet aus Torten, Fruchtsalat, Cremes und Käse serviert. Ich versuche es, scheitere aber kläglich bei dem Versuch mich einmal durch das Buffet zu essen. Was für ein Gegensatz zu meiner Verpflegung auf dem Kepler Track, wo ich mich mit der Backcountry Cuisine-Variante (Tüte auf, heißes Wasser rein, 10 Minuten ziehen lassen, essen) verköstigt hatte.

Nach dem Abendessen werden wir in die Lounge eingeladen. Es wird ein interessanter Vortrag über das Fjordland mit seinen Pflanzen und Tieren angeboten. Ich bin ein wenig abgelenkt, da draußen gerade die Sonne untergeht und einen rötlichen Schein auf die Berge wirft. Und so stehle ich mich kurz aus dem Vortrag hinaus um einige Fotos zu machen. Ich flüchte aber gerne wieder ins Innere, denn draußen sind Sandfliegen unterwegs und suchen Opfer.

Am nächsten Morgen werden die Motoren um 6:30 Uhr angeworfen. Und wer das überhört hat, wird ein wenig später mit einem herzhaften „wakey wakey“ über Lautsprecher von unserem Kapitän geweckt.

Auch heute ein Tag mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Auch wenn uns mehrfach versichert wird, daß der Doubtful Sound auch bei Regen wunderschön ist – mit seinen dann vielfach vorhandenen Wasserfällen – freuen wir uns über das Wetter.

Frühstücksbuffet von 7 bis 8 Uhr. Währenddessen ackert die Crew und bringt die Kabinen für die nächste Tour auf Vordermann.

Wir hängen derweil über der Reling und beobachten völlig fasziniert eine Gruppe Tümmler, die neben dem Schiff herschwimmt, aber vor allem vorne direkt in der Bugwelle surft. Was für ein toller Anblick!

 

 

Nur leider ist das mit dem Fotografieren dieser flinken Tiere gar nicht so einfach! Also heißt die Devise vor allem zuschauen und genießen.

 

 

 

 

 

Der Abschluß und ein weiterer Höhepunkt unserer Tour bildet der Abstecher in den letzten Seitenarm des Fjords. Das Wasser ist am Ende des Fjordarms total glatt. Kein Windhauch bewegt sich. Die Berge spiegeln sich in der Wasseroberfläche. Es ist ein so kolossaler Anblick, daß man ihn auf einem Foto nicht wirklich einfangen kann. Und dann schaltet der Kapitän die Motoren aus und wir landen im „Sound of Silence“. Minuten der Stille, in denen wir alle ohne Gespräch, klickende Kameras oder Bewegung verharren und die Natur um uns herum und die Spiegelung der Berge im Wasser genießen. Die Vogelstimmen, zuerst vereinzelt und leise wahr genommen, werden mehr und stärker. Das Rauschen eines Wasserfalls vervollständigt unser Naturkonzert. Was für ein Erlebnis!

Fünf Minuten später reißt uns der wieder anspringende Motor aus unserem Traumzustand und wir nehmen Kurs auf unsere Anlegestelle. Mit großem Bedauern verlassen wir die Fjordland Navigator an der Anlagestelle. Nun steht noch der Rücktransfer per Bus und Boot nach Manapouri an, bevor wir uns wieder mit dem Auto auf den Weg machen. Diesmal Richtung Norden.

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YHA Te Anau

Wir fahren vom Milford Sound zurück nach Te Anau bei strahlendem Sonnenschein. Wir haben uns bereits ein Doppelzimmer in der Jugendherberge in Te Anau vorreserviert. Es war nur ein „Double De Luxe“ zu haben. Was das wohl sein wird? Ich kommentiere unsere Buchung mit den Worten: „Eine Terrasse wäre bei diesen Temperaturen und unserer Ankunft am frühen Nachmittag total schön.“ Und Tatsache: Die „De Luxe“-Variante ist in einem kleinen Nebengebäude. Zwei Zimmer – wobei das zweite Zimmer unbelegt bleibt -, Aufenthaltsraum und eigene Küche und – man glaubt es kaum – eine eigene Terrasse. Was für ein Luxus! Vielleicht sollte ich mir häufiger was wünschen?

Im übrigen kommentiert ein Spruch in der YHA Te Anau das Reise so: „Falls du wie Dein Bild im Reisepass aussiehst, bist du zu krank zum Reisen.“

 

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Das Fjordland ruft – Kajaken im Milford Sound

Das Fjordland mit seiner unzugänglichen Wildnis aus gletscherbedeckten Gebirgszügen, glasklaren Bergseen und nicht endend wollenden grünen Regenwäldern ist unser nächstes Ziel. In den Wäldern wächst eine verschwenderische Fülle von Farnen, Moosen und Flechten, die alle Bäume überwuchern. Leider gibt unsere Reisekasse keinen Helikopterflug her, so daß wir die traditionellen Ziele Milford Sound und Doubtful Sound ansteuern werden.

Bevor wir in den Milford Sound starten, übernachten wir in Te Anau und lassen uns im Kino auf das Fjordland einstimmen: Im dortigen kleinen Kino wird der Film „Shadowland“ gezeigt, den ein ortsansässiger Helikopterpilot gedreht hat. Ich hatte mir den Film bereits nach meiner Wanderung auf dem Kepler Track angesehen und war so begeistert, daß ich mit Ela zusammen nochmals hingehe: Ein „Flug“ über die Highlights des Fjordlands bei Sonne, Regen und Schnee mit Blick auf schneebedeckte Berge, immergrüne Regenwälder, rauschende Flüsse und Wasserfälle, zerklüftete Küsten und Gletscher. Was für eine unglaubliche Landschaft!

Früh am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg von Te Anau nach Milford. 119 Kilometer „Scenic Drive“. Unsere Stimmung ist etwas verhalten, da der Himmel bewölkt ist. Die Route bietet einige Aussichtspunkte und kleine Spaziergänge. Unser erster Stop ist Eglinton Valley mit tiefgrünem, vom Wind wellenförmig bewegtem Gras. Eigentlich sollten in der Ferne schneebedeckte Gipfel am Talausgang zu sehen sein, aber …. Wolken!

Unser zweiter Stop sind die Mirror Lakes, in denen sich die gegenüberliegende Bergkette spiegeln sollte. Zuviel Wind, das Wasser ist unruhig, also keine Spiegelung. Wir freuen uns aber über die kleinen, flauschigen Entenkücken, die auf dem Wasser schwimmen und bereits kräftig tauchen. Auch Algen und Wasserschlingpflanzen halten sie nicht von ihren Tauchgängen ab und wir verfolgen gespannt, an welcher Stelle die kleinen Küken denn wieder an die Wasseroberfläche ploppen. Bei unserem dritten Stop vertreten wir uns etwas länger die Beine und laufen in einem Rundweg zum Lake Gun.

Kurz vor dem Homer Tunnel haben wir einen spektakulären Blick über das Hollyford Valley und auf dem nächsten Parkplatz, den wir ansteuern, werden wir bereits erwartet. Ein paar neugierige Keas liegen auf Lauer. Natürlich waren wir vorgewarnt und wußten, daß wir diese Papageien nicht füttern sollen. Aber daß Keas regelrechte Wegelagerer sind, erfahren wir erst hier auf dem Parkplatz. Auf dem Parkplatz stehen bereits zwei Fahrzeuge, aber als wir Halt machen, wenden sich die bisher dort sitzenden Keas prompt ab und laufen auf unser Fahrzeug zu. Keas sind die einzigen Bergpapageien der Welt. Sie sind grenzenlos neugierig und erscheinen mit ihrem seltsamen watschelnden Seitwärtsgang liebenswerte Zeitgenossen zu sein. Aber kaum aus den Augen gelassen, knabbern sie die Türgummis an, beißen daran herum, bis die Gummifetzen nur so herumfliegen. Ich mußte unser Auto regelrecht bewachen und den Keas immer wieder massiv auf die Pelle rücken, um unsere Türgummis zu beschützen. Entwarnung gab es erst als ein neues Auto auf den Parkplatz fuhr und wir uninteressant wurden.

Der Homertunnel ist in den Sommermonaten auf Einbahnstraßenverkehr umgestellt und mit einer Ampel versehen. Das ist vielleicht auch besser so, denn der steil zum Milford Sound abfallende, über einen Kilometer lange Tunnel ist nicht gerade breit. Als wir ihn verlassen eröffnet sich uns ein herrliches Panorama auf noch mehr schneebedeckte Gipfel und – völlig unerwartet – ein strahlend blauer Himmel. Nachdem vor dem Homertunnel noch Regentropfen auf unsere Autoscheiben fielen, hatten wir ja nun gar nicht mehr mit Sonne und schon gar nicht mit blauem Himmel gerechnet.

Milford ist ein winziges Dorf, das im Winter auch mal tage- oder wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten ist, wenn Lawinen die Straße verschütten. Keine 50 Einwohner harren hier im Winter aus. Im Sommer dagegen ist Tourismus pur angesagt. Busladungen von Touristen werden aus Te Anau und Queenstown angekarrt und strömen gegen Mittag auf die Schiffe für eine Ausflugsfahrt im Milford Sound.

Wir wollen dem aus dem Weg gehen und haben uns für eine Kajaktour angemeldet. Ungefähr 30 Minuten Kajakfahrt und dann eine kleine Wanderung auf dem berühmten Milford Track. Einschließlich zwei Führern sind wir nur 7 Leute. Wir werden professionell eingekleidet und verwandeln uns in echte Kajakfahrer mit Schürze, wasserdichter Jacke und Schwimmweste. Ela übernimmt das Steuern, während ich im vorderen Kajaksitz Platz nehme. Wir paddeln von Deepwater Basin den Arthur River hinauf und erhalten einen ersten Eindruck von der Landschaft des Milford Sounds vom Wasser aus gesehen. Herrlich! Wir paddeln den Fluß hinauf bis Sandfly Point, wo wir uns von Kajakfahrern in Wanderer verwandeln und gemütlich den Milford Track ein Stück entlangwandern. Es ist das letzte Teilstück einer mehrtägigen Wanderung, das wir hier begehen.

Sandfly Point hat im übrigen nicht umsonst seinen Namen. Hier machen die Sandfliegen einem das Leben wirklich zur Hölle. Maori-Legenden berichten nicht nur von der Erschaffung des Milford Sounds, sondern auch von der Erschaffung der Sandfliegen:

Das Fjordland entstand als der Gott Tu-to-Rakiwhanoa mit seiner Axt Furchen in den Stein zog und nur die Inseln Resolution Island und Secretary Island unverändert ließ, denn auf diesen standen seine Füße. 14 Fjorde weist das Fjordland auf und die Technik von Tu-to-Rakiwhanoa war zu Beginn, als er die ersten Fjorde im Süden erschuf, noch etwas ungelenk. Mit der Zeit verbesserte er seine Arbeit und setzte all sein Können ein um als letztes den Milford Sound zu erschaffen. Sein Meisterwerk. Als er zufrieden mit sich seine Arbeit betrachtete, wurde er von der Göttin des Todes Te-Hine-nui-to-po gerügt. Sie befürchtete, dieses von Tu geschaffene Paradies Milford Sound könne so wunderbar sein, daß die Menschen für immer hier leben wollten. Und so ließ sie die Sandfliegen frei, um die Menschen an ihre Sterblichkeit zu erinnern. Der Ort an dem Te-Hine-nui-to-po die Sandfliegen frei ließ ist heute das Ende des Milford Tracks und trägt den Namen Sandfly Point. Zweifelos haben diese kleinen schwarzen Biester ihre Aufgabe erfüllt. Sieht man Touristen mit unkoordinierten Tanzbewegungen wild mit den Armen wedeln, dann werden sie sicherlich von einem Schwarm Sandfliegen geplagt. Und die Nachwehen der Sandfliegen halten noch tagelang an, denn die kleinen Bisse dieser Biester jucken zum Verrückt werden.

Am nächsten Tag breche ich zu einer 4-stündigen Kajaktour auf. Von Deepwater Basin aus geht es morgens um kurz vor 8 Uhr ein kleines Stückchen den Arthur River hoch. Das Wasser steht recht hoch heute morgen und so können wir einen kleinen Kanal unter tief hängenden Bäume entlang fahren. Dann paddeln wir in den Milford Sound hinaus. Noch sind keine Ausflugsboote unterwegs. Es ist idyllisch ruhig. Die Sonne scheint bereits, strahlend blauer Himmel und wir bewegen uns in einer unvergleichlichen Kulisse. Wir paddeln die linke Fjordseite entlang und sehen in einigen Kilometern Entfernung den Stirling Wasserfall. Inzwischen fahren die ersten Ausflugsboote an uns vorbei und wir lernen mit den Wellen dieser Boote zu surfen oder unsere Kajaks direkt in die Wellen zu drehen. Wir sind bereits ein ganzes Stück in den Sound hineingepaddelt, als wir plötzlich auf eine Gruppe Delfine treffen, die gar nicht so weit entfernt von uns den Sound hinaufschwimmt. Immer wieder sehen wir die glatten Rücken mit den Rückenflossen stromlinienförmig das Wasser durchschneiden. Was für ein Schauspiel! Nur Fotografieren im Kajak ist spontan einfach nicht möglich. Mein Foto ist sicher in einer Drybag spritzwassergeschützt verstaut. Also genieße ich den Anblick einfach, denn Delfine lassen sich hier im Milford Sound im Schnitt wohl nur einmal im Monat blicken. Glück gehabt!

 

Wir queren mit den Kajaks auf die andere Seite des Sounds und es erwartet uns ein unvergleichlicher Blick auf den vergletscherten Mitre Peak. Zurück Richtung Milford geht es vorbei an dem Bowen Wasserfall, der den kleinen Ort mit Trinkwasser versorgt. Die Wasserfälle führen derzeit nicht allzuviel Wasser wird mir gesagt, denn es hat bereits seit einigen Tagen (4 oder 5 Tage!) nicht mehr geregnet. Ist mir recht, denn ich finde eine Kajaktour bei Sonne einfach schöner.

Allerdings sind soviele Sonnentage am Stück keine Selbstverständlichkeit im Fjordland bei einem Regenaufkommen von rund sieben Metern und durchschnittlich 220 Regentagen im Jahr. Aber vielleicht sind die Sonnentage hier im Milford Sound die Entschädigung für meine Regentage während des Kepler Tracks. Mal gewinnt man, mal verliert man …

 

 

… und nach diesem schönen, erlebnisreichen Vormittag geht es mit dem Auto zurück nach Te Anau.

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Gegensätze Arrowtown und Queenstown

In Arrowtown scheint – zumindest oberflächlich gesehen – die Zeit stehen geblieben zu sein. Klein ist der Ort. Es gibt eigentlich nur eine kurze Hauptstraße, in der sich alles abspielt. Und ich fühle mich wie eine Zeitreisende in eine Stadt im Wilden Westen vor hundert Jahren versetzt. Mehr als 60 der ursprünglichen Holz-und Steingebäude aus der Zeit des Goldrauschs um 1860 sind hier noch erhalten – heute jedoch mit modernem Leben gefüllt. Das Gold des heutigen, modernen Lebens: Touristen und ihre Kreditkarten.

Wir machen einen Bummel durch die kleine Innenstadt und schauen uns die etwas außerhalb gelegenen alten chinesischen Goldgräber-Häuschen an. Man kann sie kaum so nennen, denn es sind eher kleine Hütten und Baracken, die damals separat von Arrowtown am Fluß den nach Gold suchenden Chinesen als Unterkunft gedient haben. Ein Stück Dokumentation der damaligen Rassendiskriminierung, denn die Chinesen durften weder in der Stadt Arrowtown leben, noch neue Goldclaims bearbeiten, sondern nur die bereits von Weißen abgearbeiteten Claims nachbearbeiten.

Nach unserer Besichtigungstour durch Arrowtown fahren wir Richtung Queenstown. Auf dem Weg stoppen wir am Hayes See, um den ein wunderschöner Spazierweg führt. Und da Sonntag ist, die Sonne scheint und der See ein herrliches Panorama auf die umliegenden Gebirgszüge bietet, finden wir bei unserer Rückkehr zum Auto viele Neuseeländer vor, die mit Kind und Kegel am See picknicken. Leider haben wir nichts zum picknicken dabei und so fahren wir weiter nach Queenstown.

Queenstown – was für ein Gegensatz. Hier tobt das Leben der Backpackerszene. Outdoorsportarten jeder Richtung werden angeboten. Skydiving, Jetboating, Paragliding, Bungyjumping, … um nur ein paar der Dinge zu nennen, die hier „hip“ sind. Für 700 $ kann man sich seinen perfekten Extremsporttag zusammenstellen. Wir wählen eine für andere vielleicht langweilige Unterhaltungsvariante und bummeln einfach nur durch die Stadt, stöbern ein wenig in den Outdoorgeschäften und gönnen uns ein sehr leckeres Eis im „Patagonia“ – Eisdiele, Cafe und Chocolaterie im argentinischen Stil.

 

Abends zurück in Arrowtown freuen wir uns über unser tolles Zimmer in der Poplar Lodge, kochen uns ein Kürbis-Zucchini-Curry und lassen den Tag mit einem Gläschen Wein ausklingen.

Den nächsten Tag verbringen wir nochmals in Queenstown auf der Durchreise nach Te Anau. Wir erfahren uns mit der Gondel einen Panoramablick über Queenstown. Außerdem befährt die 99 Jahre alte TSS Earnslaw den Lake Wakatipu und nimmt uns für 2 Stunden mit, bevor wir dann die 2 ½ stündige Fahrt nach Te Anau in Angriff nehmen.

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Mount Cook am frühen Morgen

Heute morgen mache ich mich alleine auf den Weg. Meine bessere Reisehälfte hat eine dicke Erkältung erwischt und will es langsam angehen lassen. Ich dagegen möchte ein bißchen Aussicht erlaufen und das erste Stück der Route Richtung Mueller Hut im Mount Cook Nationalpark hinaufsteigen. Mein Ziel sind die kleinen Seen bei Sealy Tarns.

Vom Visitor Centre bis Sealy Tarns und zurück sollen es laut meinem Wanderführer gute 3 Stunden reine Wegstrecke sein. Die Ausschilderung der Neuseeländer ist anderer Meinung, danach sind es eher 4 Stunden. Nun, ich werde es sehen. Der Weg startet vom Visitor Center im Ort Mount Cook und ist zu Beginn ein netter, ebener Spazierweg durch grünes Gras. Über sumpfige Stellen führen Holzwege, die in einen schmalen Schotterweg übergehen. Im Blick gletscherbedeckte Gipfel, die einen deutlichen Kontrast zu den Tussockgrasflächen bilden. Es dauert nicht allzu lange und ich komme an den Abzweig zum Aussichtspunkt Kea Point. Ein Abstecher von nur 20 Minuten; da kann ich nicht nein sagen. Bin jedoch enttäuscht als ich am Aussichtspunkt ankomme. Klar, Blick auf Mount Cook, aber das Tal ist eine einzige Geröllwüste und der Gletschersee im Vordergrund etwas unscheinbar. Wo bitte schön sind hier all die Superlative geblieben, mit denen diese Aussicht in Reiseführern und vom neuseeländischen Tourismusverein beschrieben wird? Da kenne ich schönere Aussichten in Norwegen. Aber immerhin ist Mount Cook noch in voller Pracht zu sehen. Ich fürchte, die Wolken werden ihn bald schlucken. Denn es ist schlechtes Wetter für später am Tag angesagt.

Ich bleibe nicht lange am Kea Point – leider sind heute auch keine neugierigen Keas unterwegs – und laufe zurück zum Abzweig Richtung Sealy Tarns und Muller Hut. Ich bin keine 50 Schritte diesen Schotterweg gegangen als der ebene Weg schlagartig ansteigt. Ab sofort heißt die einzige Richtung aufwärts – aber wie! Ich komme ziemlich ins Schnaufen. Mit Hozplanken ausgebaute Treppenstufen geht es eine nach der anderen hinauf und wo keine Holzplanken angebracht sind – natürlich in unregelmäßiger Höhe –, da geht es in engen Serpentinen steil bergauf von Felsstufe zu Felsstufe. Nun, ich muß ja auch 500 Höhenmeter bis Sealy Tarns erklimmen und nicht wirklich viele Kilometer laufen. Also kann es nur nach oben gehen. Aber es geht mir in die Beine. So etwas nenne ich gutes Konditionstraining!

Unterwegs überhole ich eine Gruppe Wanderer mit großen Rucksäcken, die auf der Mueller Hütte übernachten wollen. Ich bin heilfroh, daß ich diesen Anstieg nur mit Tagesrucksack machen kann. Alles andere würde nur zu tollem Muskelkater führen.

Bereits beim Aufstieg habe ich immer wieder schöne Ausblicke zurück in das Mount Cook Tal, zum Mueller Gletscher, ins Hooker Valley, zum Mount Sefton und Mount Cook. Und tatsächlich, bereits auf halber Strecke den Berg hinauf ziehen die Wolken heran und hüllen die Spitze des Mount Cook in geheimnisvolle Watte. Schade! In Sealy Tarns angekommen mache ich eine kleine Pause und genieße die Panoramablicke trotz verhülltem Mount Cook. Aber es ist sehr windig und immer mehr Wolken ziehen heran. Und so mache ich mich bald schon wieder an den Abstieg. Steil nach unten; der Abstieg geht mir kräftig in die Beine. Wie immer geht es abwärts viel schneller als aufwärts. Und so erreiche ich bald wieder die Talebene. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, daß meine Zeit knapp wird. Ich habe versprochen nach 3 ½ Stunden wieder zurück in der Jugendherberge zu sein. Also schalte ich beim Rückweg über die Wiesen- und Holzpfade einen Gang rauf – und trudele mit nur 5 Minuten Verspätung in der Jugendherberge ein.

Ein schöner Ausflug in die Gletscherwelt der Südalpen, aber anstrengend und so habe ich in den nächsten Stunden Mühe meine Augen im Auto offen zu halten. Wir haben einige Stunden Fahrt vor uns Richtung Süden nach Arrowtown. Ich bin gespannt auf unser Hostel. Wir haben Glück: War unsere Jugendherberge in Mount Cook schon schön, so toppt unser Zimmer im Hostel in Arrowtown, in der Poplar Lodge, alles. Herrlich ruhig gelegen, blühende Rosen im Garten, ein gemütlich ausgestattetes Zimmer mit kleiner Küche, einer Dusche de Luxe und zwei Gartenstühlen vor dem Zimmer. Die Dusche wissen wir um so mehr zu schätzen, als in der Jugendherberge in Mount Cook das warme Wasser limitiert zu sein schien: Je weiter man die Dusche Richtung „warm“ drehte, desto weniger Wasser kam aus der Dusche – bis nur noch ein Rinnsal übrig blieb. Also werden wir unsere Dusche hier in Arrowtown umso mehr genießen. Nach meiner Morgentour am Mount Cook kann ich eine Dusche auch gut gebrauchen …

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Von Akaro nach Mount Cook

Nach unserem idyllischen Aufenthalt in Akaroa brechen wir auf Richtung Süden zum Mount Cook Nationalpark. Viele Kilometer sind zurückzulegen. Inzwischen sind wir mit dem Links fahren in Neuseeland etwas vertrauter, auch wenn das Schalten mit der linken Hand ab und zu noch so seine Schwierigkeiten bereitet.

Unseren ersten Zwischenstop machen wir am Lake Tekapo: Türkisblaues Wasser, schneebedeckte Berge im Hintergrund. Eine Kulisse wie sie auf einer kitschigen Postkarte nicht besser abgebildet sein könnte. Atemberaubend ist auch der Blick auf den See vom Mount John, wo die Observatorien und das nette Astro-Cafe stehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter geht die Fahrt Richtung Süden mit einem weiteren Stop am Lake Pukaki. Trübes, blassblaues Wasser mit einem kleinen Wildrosenbusch am Wegesrand bilden den perfekten Vordergrund für den im Norden thronenden Mount Cook. Neben Mount Cook ist Mount Tasman zu sehen.

 

 

 

 

 

Wir bleiben dem Lake Pukaki treu, wechseln lediglich vom Südufer zum Westufer auf unserer Fahrt zum Aoraki Mount Cook Village, und machen einen weiteren Stop für Fotos der schneebedeckten Gipfel.

 

 

Im Mount Cook Village angekommen checken wir in die Jugendherberge ein. Ein traumhaftes Zimmer mit Blick auf die Berge. Unsere schönste Unterkunft bisher. Erst am nächsten Morgen holt uns die wasserarme warme Dusche auf den Boden der Tatsachen zurück. Heute nachmittag jedoch unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug zum Tasman Gletscher und seinem Gletschersee. Vom Fuß des Gletschers entschäuscht er, denn er ist eine einzige Geröllhalde. Dafür ist er mit 29 Kilometern der längste Gletscher von Neuseeland.

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Kitschige Postkartenansichten und Hector-Delfine auf der Banks-Halbinsel

Wir brechen auf nach Akaroa, einem kleinen Städtchen, von Franzosen gegründet, auf der Banks-Halbinsel. Eine lange Fahrt von Kaikoura aus. Wir versuchen die Fahrt durch ein Sightseeing auf der Summit Road von Lyttleton bei Christchurch zu unterbrechen. Aber leider ist die Straße immer noch aufgrund der Auswirkungen des Erdbebens in Christchurch im Februar 2011 gesperrt. Aber bereits oben an dem Abzweig zur Summit Road haben wir eine fantastische Aussicht auf Christchurch, Lyttleton und das Meer. Die Sonne scheint, es weht ein kräftiger Wind und wir haben einen tollen Panoramablick und Hunger, so daß wir uns am Straßenrand ein Plätzchen für unseren Mittagsimbiß suchen. Eine erste Einstimmung auf die Banks-Halbinsel.

Eine Halbinsel, die ihren Namen von James Cook 1770 erhalten hat, der sie fälschlicherweise für eine Insel gehalten und nach Sir Joseph Banks benannt hat. Vor langer, langer Zeit war die Gegend tatsächlich einmal eine Insel, aber zu Cooks Zeiten schon lange nicht mehr. Gigantische vulkanische Eruptionen haben dieses idyllische Fleckchen Erde geformt. Eine halbe Stunde bevor wir den im Vulkancanyon gelegenen Hauptort Akaroa erreichen biegen wir von der Hauptstraße ab. Auf eine weitere Straße mit dem Namen Summit Road und für Touristen unübersehbar ausgeschildert mit „Tourist Drive“. Die Straße verläuft auf der Banks-Halbinsel entlang des ehemaligen Kraterrandes und bietet ein überwältigendes Panorama: Intensiv grüne Hügel, windgepeitschtes Gras, blauer Himmel, Schafe und in der Tiefe des ehemaligen Vulkankegels den Akaroa Hafen mit türkisblauem Wasser. Immer wieder halten wir an, blicken überwältigt auf dieses Panorama und fotografieren. Dieses Panorama gehört in die Kathegorie „kitschige Postkarten-Bilder“ – so türkis ist das Wasser, so grün das Gras und so blau der Himmel.

Im Hafen liegt ein Kreuzfahrtschiff, aber wir kommen recht spät in dem kleinen Ort Akaroa an, so daß die Kreuzfahrtmassen bereits überwiegend wieder an Bord ihres Schiffes sind. Unser Hostel haben wir vorreserviert. Ein Fall von „denkste“. Internetauftritt, Bewertung auf Tripadvisor und Realität vor Ort driften diesmal weit auseinander. Wir werden zwar nett empfangen im Bon Akkord, das Zimmer ist auch in Ordnung und sauber, aber Küche und Bad lassen deutlich zu wünschen übrig. Ich glaube, ich habe in 8 Monaten Reisen keinen so dreckigen Kühlschrank gesehen. Und da wir auf unserem ersten Bummel durch die kleine historische Stadt von Akaroa ein nettes thailändisches Restaurant erspähen, beschließen wir, die Küche im Hostel zu ignorieren und thailändisches Essen zu gehen. Eine gute Idee. Es schmeckt uns so gut, daß wir am nächsten Abend gleich nochmals im „La Thai“ auflaufen.

Frühstück am nächsten Morgen im Hostel. Prüfende Blicke auf das verwendete Besteck und Geschirr. Im Zweifel noch mal schnell abwaschen. Und während wir gemütlich frühstücken, setzt sich ein Mädel zu uns an den Tisch, die wir später in der Rezeption arbeiten sehen. Einen Teller benötigt sie anscheinend nicht. Sie packt ihr Toastbrot direkt auf den Tisch und beschmiert es dort mit Nutella. Krümel, Nutellaränder und nasse Spuren vom Kaffeebecher bleiben nach dem Frühstück auf dem Tisch haften. Tisch abwischen? Keine Spur. Wir schauen uns nur mit großen Augen an. Kein Wunder, daß die Sauberkeit in diesem Hostel zu wünschen übrig läßt.

Nach dem Frühstück machen wir uns gemütlich auf den Weg zum Hafen. Auch hier in Akaroa steht Boot fahren auf unserem Programm. Mit „Akaroa Dolphins“ machen wir eine 2-stündige Hafenrundfahrt. Hafenrundfahrt hört sich recht irreführend an, denn Hafen ist nicht gleich Hafen. Der Hamburger Hafen ist zum Beispiel ein echter Hafen mit Kaianlagen, Containerverschiffung, Fährterminals usw. „Akaroa Harbour“ ist dagegen naturbelassen mit einem kleinen Bootssteg und bezeichnet die komplette Wasserfläche, die vom Inneren des ehemaligen Vulkankraters bis hin zurm offenen Meer verläuft – also kein Hafen im traditionellen Sinn. Wir sind eine kleine Truppe von vielleicht 12 Leuten auf einem herrlich geräumigen Motorboot. Auch heute brennt die Sonne vom Himmel, es ist fast schon windstill für diesen Gegend. Optimale Bedingungen für eine Mini-Cruise und um mit dem Boot auf die Suche nach Hector-Delfinen zu gehen. Hier vor Neuseelands Küste leben diese kleinsten und seltensten Delfine der Welt. Die Hector-Delfine sind gut an ihrer runden Rückenflosse zu erkennen. Und um sie ausfindig zu machen haben wir „Murphy“ mit an Bord, einen kleinen Wirbelwind von Hund. Er hört die Delfine lange bevor wir sie zu sehen bekommen und gerät völlig außer Rand und Band. Wie ein Irrwisch hetzt er über das Deck – von einer Seite zur anderen. Fast habe ich Angst, daß er uns über Bord geht. Und Murphy hat recht: Wir haben unglaubliches Glück. Gleich mehrfach begleiten die kleinen Delfine unser Boot ein Stück. Ich bin völlig fasziniert. Zwischen 6 und 12 Delfine flitzen durch das Wasser um unseren Katamaran herum. Der eine Delfin hat Spaß daran unser Boot zu einem wettschwimmen herauszufordern. Aber die anderen Delfine surfen hinter oder unter dem Boot in den Wellen unseres Bootes. Wir Passagiere hängen sprichwörtlich am vorderen Ende des Katamarans über der Reling, um die zwischen den beiden Rümpfen schwimmenden Delfine zu beobachten. Und die haben sichtlich Spaß daran in den Wellen zu surfen. Immer wieder spurten sie unter dem Boot hervor.Und immer wieder kommen neue Delfine angeschwommen um sich an dem Spaß zu beteiligen. Was für ein Erlebnis! Wir scheinen einen richtig guten Tag erwischt zu haben für unsere Bootstour: „Besser wird es nicht!“ ist das einhellige Urteil der Crew.

Am frühen Nachmittag sind wir zurück in Akaroa. Was tun nach einem so erlebnisreichen Vormittag? Das Wetter ist schön, also fahren wir über den Kraterrand hinweg auf die andere Seite des ehemaligen Vulkankegels. Dort befinden sich kleine Buchten mit Sandstrand. Ehemals existierten dort kleine Häfen für Walfischfang, heute stehen vor allen Dingen Ferienhäuser in diesen kleinen Dörfern. Aber es gibt auch noch permanente Bewohner in den kleinen Örtchen, denen täglich die Post geliefert wird. Täglich fährt der Postbote hunderte von Kilometer über die Halbinsel, von einer Bucht in die andere, um die Post zuzustellen. Und warum alleine fahren, wenn man Unterhaltung haben kann? So haben findige Neuseeländer die Tour „Eastern Bays Scenic Mail Run“ erfunden, die es den Touristen erlaubt die Post mit auszufahren – 120 Kilometer lang von einem abgelegenen Weiler in den nächsten und Strandpicknick inklusive.

Mir reicht die Fahrt von Akarao bis in die Le Bons Bay. Strandtag. Leider in den Dünen, denn vom Meer her weht inzwischen wieder ein kräftiger, kühler Wind. Wenn da diese Berge um mich herum nicht wären, würde ich mir glatt wie in Dänemark vorkommen. Aber so ist hier die Kulisse dann doch eine andere. Zum Glück, denn was für einen Sinn hätte sonst Reisen?

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Walbeobachtung in Kaikoura

Wenn ich ein Wal wäre würde ich mich vermutlich auch vor der Küste von Kaikoura aufhalten. Entweder würde ich den tiefen Canyon vor der Küste von Kaikoura als meinen permanenten Lebensmittelpunkt wählen oder zumindest mal auf Besuch vorbeischauen. Der Meeresboden fällt hier von der Küste jäh in einen 1 Kilometer tiefen Canyon ab; es treffen warme subtropische und kalte subantarktische Strömungen aufeinander und bilden ein nährstoffreiches Gemisch, das Fische und damit Seevögel und Meeressäugetiere anlockt. Einziger Nachteil dieses Canyons aus Sicht der Meeressäuger ist die Nähe zur Küste von Neuseeland, denn so fahren täglich hunderte von Touristen aufs Meer hinaus, um nach Delphinen und Walen Ausschau zu halten. Andererseits lieber mit dem Foto gejagt werden als wie von den Japanern mit Harpune.

Auch Ela und ich stechen mit „Whale Watch Kaikoura“ auf See. Morgens nach einem guten Frühstück stehen wir im Office und besorgen uns unsere reservierten Tickets. Das Wetter ist bedeckt, windig und kalt. Ein Blick auf die Anzeigentafel läßt mich an der Sinnhaftigkeit des guten Frühstücks zweifeln: „strong seasickness warning“ wird angezeigt. Aber jetzt ist es zu spät einen Rückzieher zu machen. Wir erhalten eine kurze Einweisung für das Schiff, steigen in einen Bus, der uns 10 Minuten später auf der anderen Seite der Kaikoura-Halbinsel am Bootssteg absetzt. Kaum sind wir auf dem Boot und haben uns einen Platz gesucht geht es auch schon los. Mit schneller Geschwindigkeit geht es hinaus aufs Meer mit unserem kleinen Katamaran. Aber bevor wir noch richtig Fahrt aufnehmen können, stoppt der Kapitän schon wieder das Boot und schickt uns an die Reeling und aufs Oberdeck, denn er hat Orcas gesichtet. Gespannt beobachte ich die leere Wasseroberfläche. Und tatsächlich! Ich sichte 3 schwarze schlanke Finnen, die das Wasser zerschneiden. Und schwupps sind sie schon wieder weggetaucht. Zweimal mehr bekomme ich die Finnen zu sehen und dabei bleibt es. Vom Rest dieses großen imposanten Killerwals bekomme ich nichts zu sehen. Aber wieso eigentlich KillerWAL, wenn die Orcas zur Familie der Delphine gehören?!

Wir kehren auf unsere Sitzplätze im Boot zurück und der Kapitän gibt wieder Gas um aufs Meer hinauszufahren, wo bereits früh am Morgen Pottwale gesichtet wurden. Kam uns vom Ufer aus das Meer noch relativ ruhig vor, ist das Boot jetzt kräftig in Bewegung. Und es dauert nicht allzulange bevor es den ersten Passagieren schlecht wird. Die Crew ist darauf eingestellt und entsorgt die reichlich vorhandenen Spucktüten nach Benutzung. Der Kapitän hält mehrfach und macht schließlich mit dem Echolot einen Wal aus, der auf Tauchgang ist. Wir verfolgen ihn an der Wasseroberfläche und machen immer wieder Lauschstopps, um unsere Richtung und Geschwindigkeit auf den Wal in der Meerestiefe abzustimmen. Zum Glück dürfen wir uns während dieser Zeit draußen auf Deck aufhalten. Frische Luft macht die Schaukelei erträglicher. Warm ist es heute nicht. Während des Wartens springen plötzlich Delphine neben dem Boot auf. In der Ferne sehen wir Seerobben, die sich im Wasser tummeln, und auch ein blauer Hai schwimmt um das Boot. Ein bißchen Ablenkung, aber trotzdem ist so eine Walbeobachtungsfahrt eine Übung in Geduld.

Im Schnitt bleiben die Pottwale hier vor Kaikoura 45 Minuten auf Tauchgang. Unseren Wal auf Tauchgang verfolgen wir nun schon 1 Stunde und 10 Minuten und so langsam wird unsere Zeit knapp, denn die Tour dauert nur 2 Stunden. So ein Wal kann über 2 Stunden auf Tauchgang bleiben, wenn er denn möchte. Schließlich, als wir kaum noch daran glauben, kommt das ersehnte Kommando: „Zurück auf die Sitzplätze, der Wal taucht auf!“ Wir fahren soweit wie möglich an den Wal heran und dürfen dann wieder an die Reling. Die nächsten Minuten liegt das Boot still und wir beobachten fasziniert die Wasserfontänen, die der Pottwal in die Höhe bläst. Über Wasser ist nur ein schmales Stück des Pottwals zu sehen. Winzig im Vergleich zu dem Rest des Wals, der sich unter der Wasseroberfläche verbirgt. Obwohl die Crew uns während der Fahrt Bilder der verschiedenen Wale, die hier in Kaikoura zu sehen sind, gezeigt hat, kann ich mir keine Vorstellung von der Größe dieses Tieres machen. Und da kommt auch schon der Ruf der Crew: „Achtung, der Wal taucht ab!“ Wir bekommen noch die Hinterflosse zu sehen und mache eines dieser obligatorischen Flossen-Bilder und schon ist der Wal wieder in den Tiefen des Meeres verschwunden.

Fasziniert und etwas benommen gehen wir zurück ins Innere des Bootes und nehmen unsere Sitzplätze ein. Unser Kapitän hat es eilig. Er gibt kräftig Gas um zurück in den Hafen von Kaikoura zu kommen. 30 Minuten brauchen wir bis dorthin und zum Glück ist die Heimfahrt ruhiger, da wir uns mit den Wellen bewegen. Im Hafen angekommen stellen wir fest, daß der Kapitän unsere Fahrt um über 30 Minuten überzogen hat, um uns unsere Walbeobachtung zu ermöglichen. Ein tolles Erlebnis!

Völlig begeistert von diesem Vormittag gönnen wir uns einen kleinen Mittagsimbiss und brechen dann zu einer Küstenwanderung auf. Als Ausgleich für das Sitzen und Stehen heute Vormittag laufen wir jetzt fast 4 Stunden über die Halbinsel. Zuerst entlang der Küste zu einer Seerobbenkolonie, dann über grasbewachsene Klippen mit schönen Aussichten auf Meer und Küste, um schließlich auf einem herrlichen Waldweg zu unserem Hostel zurückzukommen. Keine Sonne, nur graue Wolken am Himmel, aber trotzdem ein schöner Spaziergang. Hungrig kommen wir im Hostel an und kochen uns ein leckeres Nudelgericht mit Knoblauch und Pilzen. Und gar nicht so viel später fallen wir bereits müde ins Bett.

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Juchuuu! Ich bekomme Besuch!

Heute ist ein toller Tag, denn ich muß um 10:30 Uhr am Flughafen in Christchurch sein. Ich bekomme Besuch von Ela! Neun Monate lang habe ich keine bekannten Gesichter gesehen – oder nur per Skype. Aufgeregt verfolge ich in der Ankunftshalle am Monitor die Ankunft der Maschine aus Singapur mit der Ela nach Neuseeland kommt; sie ist sogar eine halbe Stunde früher dran als geplant. Und Ela ist fix. Die ersten Passagiere, die nur mit Handgepäck gereist sind, tröpfeln in die Ankunftshalle und da steht Ela auch schon vor mir und wir fallen uns in die Arme. Viel zu erzählen, aber außerdem sollen wir unseren Mietwagen abholen und uns gleich auf den Weg nach Kaikoura machen.

Ich habe ein Geschenk mitgebracht bekommen von meinen Hüsbyern. Ein dickes Danke Schön! Ein Adventskalender! 24 kleine Türchen mit leckeren Schokoladenpralinen! Aber was für eine Folter: 3 Tage warten bis zum ersten Advent! Mal sehen, was ich in diesen 24 Tagen außerdem noch so erleben werde.

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