Nasenbären, Faultiere, Vulkane und ein verdorbener Magen

Bisher schien mir die Verpflegung in Costa Rica so herrlich unkompliziert. Wasser kann man an vielen Stellen direkt aus dem Leitungshahn trinken, Salat nach Lust und Laune essen, die üblichen essenstechnischen Vorsichtsmaßnahmen, die ich sonst beim Reisen in Asien und in Lateinamerika beachte, schienen nicht nötig. Hochmut kommt gewöhnlich vor dem Fall. Gestern abend erwischte es mich in der – gefühlt – bisher besten Lodge. War es das Tiramisu, dass ich mir als Nachtisch gegönnt habe? Ich habe ein paar unerfreuliche Stunden auf der Toilette verbracht, die aber dem gestrigen Tag dann doch keinen Abbruch getan haben. Heute morgen ging es meinem Magen dann wieder einigermaßen gut, da aber das Wetter regentrist und wolkenverhangen ist, habe ich die geplante Trekkingtour auf den Vulkan Cerro Chato ausfallen lassen. Es soll zwar einen schönen Aussichtspunkt auf den Vulkan Arenal geben, aber die Wolken, die Wolken … was wird schon zu sehen sein? Also nütze ich die Zeit hier für meinen Blog.

Der gestrige Tag war spektakulär durchwachsen. Auf der Fahrt vom Vulkan Rincon de la Vjeja nach La Fortuna Stop wegen Nasenbären. Die Tierchen rannten in einer Herde neugierig und völlig furchtlos auf der Straße herum und ließen sich ohne Scheu beobachten und fotografieren. Das war ein echtes Highlight! Anscheinend treiben sich die Nasenbären häufig hier an der Straße herum. Vermutlich in der Hoffnung Futter zu ergattern. Doch das Credo heißt „Don’t feed the animals!“ Leider wird es oft nicht beachtet. Bevor ich mich überhaupt versehen hatte, hielten sämtliche Autos und Busse auf der Straße an und Reiseleiter, Urlauber, Eltern und Kinder hüpften aus den Fahrzeugen auf der Jagd nach den schönsten Bildern.

Entsetzlich dagegen unsere Faultierbegegnung. Das dumme Tier versuchte eine Elektroleitung hochzuklettern und griff in die Stromleitung. Es gab einen riesigen Schlag, der mich vor Schreck zusammenzucken ließ, und das Faultier stürzte zu Boden. Es lebte zwar noch und machte – gemessen an den Maßstäben eines Faultiers – relativ hektische Bewegungen, da es sich nun nicht mehr in sicherer Höhe befand, aber ich bin nicht sicher, ob es dieses Unglück letztendlich überstehen wird. Obwohl in Costa Rica Naturschutz groß geschrieben wird, hat mir dieser Vorfall deutlich vor Augen geführt, welche Bedrohung wir Menschen doch für die Tierwelt sind.

Die heutige Lodge liegt wunderschön am Hang mit Blick auf den derzeit wolkenverhangenen Vulkan Arenal. Luxus mit Pool. Der Vulkan ist einer der aktivsten Vulkane der Erde und macht immer wieder durch Lavaeruptionen von sich reden. Lange Zeit galt der Arenal als erloschen, da seit dem 15. Jahrhundert keine – von Menschen bemerkte – Aktivität verzeichnet wurde. Im Juli 1968 meldete sich der Arenal dann mit einem Ausbruch, der etliche Menschenleben forderte, zurück. Seitdem ist der Arenal daueraktiv mit fluktuierender Stärke. In letzter Zeit sind die Ruhephasen des Arenals etwas häufiger und länger geworden, sodass ich leider kein spektakuläres Lavaschauspiel zu sehen bekommen habe. Gestern zeigte sich der Vulkan kurzzeitig ohne Wolkenmäntelchen, verhüllte sich dann jedoch gleich wieder. Er bleibt eben geheimnisvoll und unberechenbar. Mal sehen, wann ich ein paar Fotos ins Netz laden kann. An der jetzigen Internetstation geht es nicht – es grüßt die Steinzeit.

Dieser Beitrag wurde unter Costa Rica, Mittelamerika abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Nasenbären, Faultiere, Vulkane und ein verdorbener Magen

  1. Hauke sagt:

    Finde ich gut, dass hier oft geschrieben wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert