Geruch von faulen Eiern und bunte Farben auf dem Thermal Explorer Highway

Zwischen Taupo und Rotorua befahren wir den Thermal Explorer Highways. Die Vulkanzone Taupo mit ihren aktiven Vulkanen und der vielfältigen geothermischen Aktivität reicht vom Tongariro Nationalpark im Süden bis hoch in den Norden zur Insel White Island, die vor der Küste der Bay of Plenty liegt. Wir schmeißen uns in unsere Expeditionsausrüstung (kurze Hosen, T-Shirt, Sonnencreme und Kamera) und gehen auf Erkundungstour.

Ein Stop auf dem Thermal Explorer Highway ist zu Weihnachten ein Bad im größten See Neuseelands, dem Lake Taupo. Kaum vorstellbar, daß wir in einem riesigen Kratersee schwimmen, der vor etwa 2000 Jahren entstand als hier ein riesiger Vulkan explodierte. Dieser Vulkan soll heute erloschen sein, auch wenn es an vielen anderen Stellen in der Umgebung kräftig blubbert, brodelt und dampft. Von Taupo aus sehen wir 30 Kilometer entfernt über den See hinweg drei majestätische Vulkane im Tongariro Nationalpark aufragen. Wir verpassen die erste Gelegenheit ein Foto zu schießen. Eine zweite Gelegenheit bietet sich uns nicht; Wolkenbänder verdecken die Sicht auf die Vulkane am anderen Tag.

Ein weiterer Stop ist das Thermalgebiet Orakei Korako. Es liegt etwas abseits des Thermal Explorer Highways und erhält deshalb nicht ganz so starken Zustrom von Touristen. Das ist uns gerade recht. Vom Besucherzentrum aus geht es in einer kurzen Bootsfahrt über den Waikato River. Auf der anderen Seite des Flusses erwartet uns ein Rundgang durch ein farbenfrohes Thermalgebiet mit dampfenden Fumarolen und blubbernden Becken. Ein kleiner Wasserfall zischt und blubbert bei unserem Eintreffen und das Wasser strudelt treppenförmig den Hang abwärts. Wir staunen einige Minuten, bevor wir die Kamera zücken – und prompt verstummt das zischende Blubbern der Quelle und der kleine Wasserfall versiegt. Wir warten. Aber es tut sich nichts weiter. Hm.

Wir betrachten die Landschaft neben dem Wasserfall: fließende, bunte Farben; intensives Gelb neben Weiß auf braunem Untergrund. Wir wandern weiter zur nächsten sprudelnden Quelle. Dampfend spritzt und blubbert das Wasser aus einigen Löchern. Andere sind still, um dann loszuprusten, wenn wir ihnen den Rücken zudrehen. Besonders appetitlich erscheinen die Schlammlöcher, die vor sich hinblubbern und schmatzen und in unregelmäßigen Abständen in größere Schmatzrülpser ausbrechen. Über der ganzen Landschaft liegt unverkennbar der Geruch von faulen Eiern. Je nach Windrichtung und Standort bekommen wir den Gestank schwächer oder stärker in die Nase geweht. Am Ende unseres Rundgangs zieht es uns zu unserem kleinen Wasserfall zurück. Er ist still. Aber wir haben ja Zeit. Und tatsächlich nach einer kleinen Pause erwacht er zischend und blubbernd zu neuem Leben und schickt heißes Wasser sprudelnd den Hang hinab. Was für ein Spektakel!

Am nächsten Morgen nehmen wir den Thermal Explorer Highway nach Wai-O-Tapu. Im Reiseführer als touristisch beschrieben, wurden wir bereits von Reisebekanntschaften vor Touristenmassen gewarnt. Zentrales Spektakel ist der Geysir „Lady Knox“, der täglich pünktlich um 10:15 Uhr ausbricht – oder soll ich sagen „ausgebrochen wird“?! So sind wir früh bei Öffnen des Thermalgebiets dort und können unseren ersten Rundgang in Begleitung von nur wenigen Touristen machen; die meisten von ihnen sitzen wohl noch über dem Frühstück. Wir dagegen inhalieren schon wieder den Geruch von faulen Eiern in verschiedenen Härtegraden. Manchmal ist es zum Davonlaufen. Aber wir stellen uns den Düften tapfer. Der immer wieder faszinierende Blick in spritzende, blubbernde Tümpel, giftgrüne Seen und dampfende Fumarolen, die die Landschaft in geheimnisvolle Nebelschwaden einhüllen, hält uns davon ab kehrtzumachen. Besonders faszinierend finden wir den Champagner Pool: sattgrün steigen aus seiner Tiefe Champagnerbläschen auf. Eingefasst ist der Champagner Pool in roter Farbe. Aber wenn ich es mir so richtig überlege ist „Champagner Pool“ für diesen tiefgrünen See eigentlich ein makaberer Name, indiziert seine grüne Farbe doch Arsen.

Pünktlich kurz vor 10:15 Uhr verlassen wir den Rundgang des Thermalparks und brechen auf zum Geysir „Lady Knox“. Einweiser stehen parat um den Verkehr auf dem Parkplatz zu regeln, aber heute hält sich der Ansturm erstaunlicherweise in Grenzen. Trotzdem sind ausreichend Touristen da, die sich das Schauspiel um „Lady Knox“ nicht entgehen lassen wollen. Nach einem kleinen historischen Abriß füttert der Parkangestellte den Geysir mit einigen Seifenstücken. Bald darauf steigt der erste Schaum auf, der Geysir fängt an überzuschäumen und auf einmal zischt eine Wasserfontäne empor. Diese Wasserfontäne wird der Geysir noch die nächste Stunde in die Luft blasen und dabei rund 25.000 Liter Wasser ausspucken. … bevor er dann in Ruhestellung bis zur nächsten Seifenfütterung verfällt. Interessant zuzuschauen, aber auch ein wenig abartig. Muß das mit der Seife denn sein? Der Geysir würde ohne Nachhilfe ansonsten in einem unregelmäßigen Rhythmus alle 24 Stunden ausbrechen und dann wäre es eben Zufall und ein wirkliches Geschenk eine solche Wasserfontäne in die Luft schießen zu sehen.

Und auch in Wai-O-Tapu gibt es Mudpools par excellence, denen wir unendlich lange zuschauen könnten beim blubbern und schmatzen.

 

 

Unser Thermal Explorer-Programm runden wir mit den Craters of the Moon ab. Hier gibt es keine Geysire oder farbenprächtige Seen. Dafür bezahlen wir nur einen Bruchteil des Eintritts den andere Thermalgebiete verlangen, und können einen wirklich netten Rundgang durch ein Areal machen, an dem an allen Ecken und Enden Dampf hervorquillt. Mit seinen Kratern inmitten der grünen Vegetation mutet dieses Gebiet fast surreal an. Wie ein großer Dampfdrucktopf. Und auch hier entkommen wir dem stechenden Geruch nach faulen Eiern nicht. Die Craters of the Moon entstanden in den 1950er-Jahren als es nach dem Bau des geothermischen Kraftwerks Wairakei zu drastischen Veränderungen der unterirdischen Hydrodynamik kam. Wie schön für uns.

Man könnte noch eine Menge andere Thermalgebiete in und um Rotorua ansehen. Der Geruch bliebe vermutlich der gleiche; das Portemonnaie würde dabei sehr schmal werden, denn die Eintrittspreise sind happig. Wir beschließen nach diesen drei recht unterschiedlichen Thermalgebieten auf dem Thermal Explorer Highway ganz in den Norden zu fahren und White Island einen Besuch abzustatten. Dazu steht aber morgen erst einmal ein Fahrtag an.

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1 Antwort zu Geruch von faulen Eiern und bunte Farben auf dem Thermal Explorer Highway

  1. Eunice Sasser sagt:

    Ganz toller Beitrag! Ich bin ganz gespannt auf weitere Beiträge dieser Art.

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