Das heilige Tal der Inkas

Werbung für Ausflüge in das Heilige Tal der Inkas oder das ‚Valle Sagrado‘ wie es auf spanisch heißt, gibt es in Cusco wie Sand am Meer. Bereits das lässt auf eine Unmenge Touristen schließen. Tripadvisor fragt vielleicht zu Recht ‚Ist das Heilige Tal Betrug?‘ Die Meinungen sind wie immer geteilt. Ich finde, das Tal ist landschaftlich einfach fantastisch, hat viele beeindruckende Inka-Stätten, man sollte es gesehen haben, aber es ist touristisch total überlaufen.

Für 30 Soles (7,50 €) haben wir uns einen Tagesausflug gebucht, um die Highlights im Heiligen Tal abzuklappern. Wir sind zu viert und landen in einem peruanischen Touristenbus. Um uns herum nur spanisch. Der Guide fragt uns zu Beginn, ob wir die Führung auf englisch oder spanisch möchten. Spanisch natürlich! Eine gute Entscheidung, wie sich dann im Laufe der Fahrt herausstellt. Unser Guide ist ununterbrochen am erzählen, so daß für englische Erläuterungen gar kein Platz gewesen wäre.

Über Serpentinen geht es oberhalb von Cusco hinab in das Heilige Tal, das rund 1.000 Meter tiefer als Cusco liegt. Eine herrliche Landschaft. Unser erster Stop ist ein Touristenmarkt. Wer keinen Alpaca-Pulli kaufen möchte, kann sich mit einem Alpaca und traditionell gekleideten Indiofrauen fotografieren lassen – natürlich gegen eine Spende! Ich stehe etwas ratlos herum; komme mir vor wie auf einer Butterfahrt und hoffe, daß der Tag kein Reinfall wird. 

Nächster Stop ist der Markt von Pisaq. Natürlich ein Touristenmarkt und kein lokaler Markt, denn wer sonst will Alpaca-Pullis, -strümpfe und -mützen, Silberschmuck in allen Varianten, Schachspiele, auf denen spanische Konquistadoren gegen Inkas kämpfen oder Teppiche mit aufgenähten Lamas kaufen? Noch sind wenige Touristen unterwegs und wir können den Markt auch ein bißchen genießen. Interessant sind die Vorführungen in einer Silberschmiede, in der wir einen Schnellkurs zum Thema ‚Wie erkenne ich echten Silberschmuck?‘ erhalten. Auf der anderen Straßenseite werden noch traditionell (für die Touristen?!) Brote und Empanadas in einem Holzofen gebacken. Auch hier erhalten wir eine Vorführung. Danach geht es im Eilschritt weiter zu den Inkaruinen von Pisaq.

Menschen über Menschen werden von leeren Bussen angekündigt, die den halben Berg hinab kreuz und quer auf der Straße stehen. Somit ist ein kleiner Fußmarsch bis zu den Ruinen angesagt. Ein herrlicher Anblick! Wenn nur nicht diese Menschenmengen unterwegs wären. Die Inkas hatten hier eine Bergfestung erbaut, deren Ausmaße man noch erahnen kann. Von den Wohnhäusern führt eine lange Treppe zum höchsten Plateau hinauf. Wir kommen arg ins Schnaufen bei unserem Aufstieg. Aber dort oben, in der Mitte des Tempelbereichs, liegt der Intihuatana, ein mächtiger Felsbrocken, von dem die Inka glaubten, an ihm sei die Sonne angebunden. Und einen unglaublichen Ausblick auf das Tal hat man von hier oben auch.

Weiter geht es zum Mittagessen. Nach unseren schlechten Erfahrungen im Colca Cañon lassen wir das Massenbuffet ausfallen und verköstigen uns in einer nebenan liegenden Bar. Keine schlechte Entscheidung, das Sandwich ist lecker und der Bauch bleibt die folgenden Stunden auch ruhig.

Weiter geht es nach Ollantaytambo. Oberhalb der Stadt befindet sich eine der bekanntesten Inka-Festungen. Der Aufstieg über die hohen Stufen ist ungemein anstrengend, vor allem, da unser Guide ein rasantes Tempo vorlegt. Ihm – und uns – läuft die Zeit davon. Aber der Aufstieg lohnt sich, auch von hier aus ist der Blick über das Heilige Tal einfach fantastisch. Die Festung ist mit ihren enorm dicken Mauern sehr imposant und liegt strategisch günstig auf einer Berkuppe über dem heiligen Tal. Hier hätte ich gerne noch mehr Zeit verbracht, um die Ruinen in Ruhe zu genießen zu können und einen Bummel durch die Gassen der kleinen Stadt zu unternehmen. Ich tröste mich damit, daß wir auf unserer Fahrt nach Machu Picchu hier nochmals durchkommen werden, denn von hier aus werden wir den Zug nach Machu Picchu nehmen.

Letzter und etwas hektischer Stop des Tages ist Chinchero. Auf dem Weg dorthin arbeiten wir uns wieder in die Höhe. Überall zeigen sich die schneebedeckten Spitzen der umliegenden 5000er und 6000er. Unmengen von Terrassenfelder aus der Zeit der Inkas sind zu sehen, die bis heute für den Abau von Kartoffeln und Quinua genutzt werden. Von der kleinen Stadt Chinchero, die der Sommersitz der Inkas war – man beachte, es gab immer nur einen Inka zur Zeit, so wie es in der Regel ja auch nur einen König jeweils zur Zeit gibt -, sehen wir nicht viel. Es ist bereits dunkel. Im Innenhof eines netten Gebäude erhalten wir eine Vorführung zum Färben und Weben von Alpacawolle. Kaufen? Nein, kaufen möchte ich auch hier nichts. In einer Ecke des Hofs entdecke ich einen traditionellen Mehrschweinchenstall. Die Armen, denn die cuys werden als Spezialität hier in Peru gegessen. Allein der Anblick eines gebratenen cuys lässt mich zwischen Lachen und Weinen schwanken. Alle viere von sich streckend, flachgeklopft liegen die cuys auf dem Teller; den Kopf seitlich verdreht mit offenem Maul, so daß die kleinen Schneidezähne hervorstehen. Und praktisch kein Fleisch an den Knochen. Kann so etwas lecker sein?  

Nun, Zeit nach Cusco zurückzufahren; Zeit für’s Abendessen.

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