In 10 Tagen um die Cordillera Huayhuash – Teil II

01.09.2011: Man könnte sagen, heute ist ein besonderer Tag. Wir verlassen das Zeltcamp talauswärts und damit bergab. Das ist ein Novum, denn bisher führte unser Weg aus den Zeltcamps eigentlich immer gleich bergauf – wenn man mal von unserem morgendlichen Ausflug zur Laguna Mitucocha absieht. 

Nach rund 1 1/2 Stunden Gehzeit erreichen wir das kleine Dorf Huayllapa. Lehmhütten ohne Fenster, die Holztüren meist mit Vorhängeschloß verschlossen und mit Stroh oder Blech gedeckt. Gleich am Ortseingang liegt die Bodega ‚Sol de Yerupaja‘ in der wir einkehren. Frühschoppen ist angesagt. Wahrscheinlich machen die Bodega-Besitzer ihren Wochenumsatz an Bier mit uns – obwohl ich mich morgens um 10 Uhr noch an Coca Cola halte. Auch das eine willkommene Abwechslung zu Tee und Wasser.

Mit Gabi bummele ich durch das kleine Dorf. Vor dem ein oder anderen Haus an der Plaza sitzen Frauen, unterhalten sich, stricken nebenbei oder spinnen Wolle. Apropo nebenbei stricken. Während wir Europäer mit Wanderstöcken die holprigen Bergwege entlanglaufen, immer mit den Augen am Boden um nicht zu stolpern, kommen uns immer wieder Peruanerinnen entgegen, die nebenbei stricken oder Wolle spinnen. Vermutlich ist diese Multitaskingfähigkeit mit dem erforderlichen Gleichgewichtssinn auf diesen Wegen angeboren oder bereits mit der Muttermilch eingesogen worden. Auf jeden Fall erwecken Gabi und ich Neugier im Dorf. Wir werden angesprochen, werden gefragt aus welchem Land wir kommen, tauschen Namen aus und versichern, daß uns Peru und insbesondere die Cordillera Huayhuash großartig gefällt. 

Leider lassen sich die Einheimischen nicht gerne fotografieren. So speichere ich die malerischen Szenen des Dorflebens nur in meinem Gedächtnis ab. Frauen in farbenfrohe Röcke und bunte Tücher gekleidet; die Jogginghose unter den Rock gezogen und das uvermeidliche Strickzeug in der Hand oder ein buntes Tragetuch auf dem Rücken. Nur die Bodega-Besitzerin lässt sich gerne fotografieren. Ganz die Kauffrau antwortet sie auf meine Bitte um ein Foto: ‚Aber sicher, Publizität ist gut fürs Geschäft.‘

Nach dem Bier geht es wieder dorfauswärts – wieder mal ab nach oben; wie kann es auch anders sein. Lange zieht sich der Aufstieg durch das nächste Tal hin. Fast 600 Höhenmeter sind zu bewältigen. Wie gut, daß ich nur eine Coca Cola getrunken habe, sonst hätte ich mich glatt auf unser Begleitpferd Negro schnallen lassen können.

Ein Blick zurück ins Tal und wir sehen den Berg qualmen. Die Peruaner lieben die Brandrodung. Es war wohl mal wieder an der Zeit. Nun, unser Blick und Weg geht in die entgegengesetzte Richtung. Die Wanderung talaufwärts ist wenig spektakulär um nicht zu sagen ‚das Stück Weg muß eben gegangen werden‘.

Das nächste Highlight ist definitiv unser Mittagessen. Wie immer steht unser Koch bei unserer Ankunft an einem idyllisch gelegenen Flecken an einem Wildbach stilecht in seiner Kochkluft parat und serviert ein leckeres Essen. Danach geht es zügig weiter bis zu unserem Lagerplatz Huatiac (4.300 m).

Heute haben wir wieder mehr Platz zwischen den Zelten. Gestern war es dann doch etwas eng. Und wenn dann noch Schnüre zwischen den Zelten gespannt werden zum Trocknen unserer Sachen, gibt es den reinsten Irrgarten. Nachts bei meinen Toilettengängen ist dann immer extreme Vorsicht angesagt. Ich habe mich schon über diese Schnüre stolpern und nachts Zelte umreißen sehen. Nun, ich kann vermelden, daß ich erfolgreich alle Stolperfallen umgangen bin. Auch habe ich immer wieder zu meinem Zelt zurückgefunden – der ein oder andere von uns hat ja nachts auch mal in einem Nachbarzelt nach seinem leeren Schlafsack geschaut .

01.09.2011: Heute ist ein Faulenzertag. Nur 3 1/2 Stunden Laufzeit stehen auf dem Programm damit die Bergsteiger sich für ihre morgige Tour auf den Diablo Mudo (’stummer Teufel‘) rüsten können. Aber wer hier glaubt einen Tag verbringen zu können ohne eine vernünftige Portion Höhenmeter gegangen zu sein, hat sich getäuscht. Auch heute stehen 500 Höhenmeter bergauf und 600 Höhenmeter bergab auf dem Programm.

Das gute Wetter ist zurück. Wir erlaufen den 4.800 m hohen Tapush Pass und steigen dann auf der anderen Berseite in unser Lager Vashpapampa (4.500 m) unterhalb der Laguna Susucocha ab. Unterwegs stoßen wir auf eine Schotterstraße, an der mit einer großen Tafel ‚Durchgang für Fußgänger verboten‘ vermerkt ist. Hier ist eine Minengesellschaft tätig. Derzeit ist das Minenprojekt aufgrund der Proteste der Landbevölkerung, die zu Recht eine Verschutzung ihrer Wasserressourcen befürchten, gestoppt. Hoffen wir, daß es dabei bleibt! Denn ansonsten würde diese wunderschöne Landschaft zerstört werden und die Treks müssten sich eine andere Route suchen.

Natürlich beachten wir das Verbotsschild. Um allerdings zu unserem Aussichtspunkt mit Blick auf den Diablo Mudo zu kommen, laufen wir unterhalb der Straße querfeldein den Hang entlang. Dann zeigt sich der Diablo Mudo in seiner Pracht mit weißer Gletscherkappe. Wir machen Pause und Michael erklärt den Bergsteigern die Aufstiegsroute. Nachdenkliche und skeptische Gesichter; nur eine freut sich bis über beide Ohren: Gabi strahlt den Berg an und ich kann förmlich sehen, wie sie in Gedanken schon beim Aufstieg ist.

Wir haben wieder einen netten Lagerplatz. Ich genieße es, früh im Camp zu sein und ein bißchen in der Sonne faulenzen zu können. Ich beobachte die Küchencrew bei den Vorbereitungen fürs Abendessen. Und selbst die Esel scheinen sich zu freuen ein paar faule Stunden zu haben.

03.09.2011: Morgens um 1 Uhr ruft mich mal wieder das Toilettenzelt. Was für ein Teufelskreislauf – viel trinken wegen der Höhe, dann fühle ich mich gut, nur kann ich dann nicht durchschlafen. Ich schaue auf meine Uhr mit ihrem Thermometer – bibber, es ist unsere kälteste Nacht bisher. Ich habe gute Minusgrade im Zelt und das bereits um 1 Uhr. Die kälteste Phase morgens um 4 Uhr kommt ja erst noch. Kaum wieder eingeschlafen werde ich um 2 Uhr erneut wach, denn für die Bergsteiger wird zum Wecken getrommelt. 3 Uhr ist Abmarsch. Ich freue mich liegen bleiben zu können, kuschele mich tiefer in meinen Schlafsack, drehe mich auf die andere Seite und schlafe sofort wieder ein. Und den Bergsteigern ein Lob, so leise wie sie von dannen gezogen sind. Ich hatte mich auf ein bißchen Ausschlafen gefreut, denn Michael hatte unser Weckzeit erst auf nach 7 Uhr festgelegt. Morgens um 6 Uhr wurde ich jedoch unsanft aus dem Schlaf gerissen. Erst wurde neben mir das Zelt von unserer Crew abgebaut, dann wollten sie mein Zelt abbauen. Grrrr…

Wir sind heute nur zu dritt -Almut, Hartmut und ich – und haben 3 Guides als Betreuung dabei – Michael, Virgilio und Viktor. Da kann ja eigentlich nichts schiefgehen; sicherlich läuft es sich dann wie von alleine die Berge hinauf. Während die Bergsteiger rund 850 Höhenmeter den Berg hinauf müssen, steigen wir keine 50 % davon bis wir auf dem 4.870 m hohen Yaucha-Pass ankommen. Noch vor dem Abmarsch im Zeltcamp werfen wir einen Blick auf den Diablo Mudo und verfolgen das Vorwärtskommen der Bergsteiger. Herrlichstes Wetter. Sicherlich unser schönster Tag bisher. Bereits auf dem Yaucha-Pass bietet sich uns ein umwerfender Blick auf die 6.000er der Cordillera Huayhuash. Viktor verabschiedet sich hier von uns und geht direkt ins Zeltcamp um nach dem Rechten zu sehen. Wir steigen entgegen dem Programm nicht ins Tal ab, sondern halten uns links und wandern oben auf dem Bergrücken entlang. Michael ist sich sicher, daß es von hier aus tolle Ausblicke auf die Gipfel der Huayhuash und auch die Lagungen im Nachbartal gibt. Und Recht hat er! Ein fantastischer Ausblick jagt den nächsten. Wir haben alle sechs Gipfel der 6.000er der Cordillera Huayhuash auf einmal im Blick: Jirishanca, Yerupaja Chico und Yerupaja, Siula Grande, Sarapo und Rasac. Diesen Blick gibt es angeblich selbst vom Diablo Mudo nicht! Wie langweilig wäre es gewesen unten im Tal die ganze Strecke zu laufen.

Nur fragt mich bitte nicht, welcher Gipfel jetzt welcher ist. Die von Michael mehrfach angedrohte Abschlußprüfung hätte ich nicht bestanden – lieber genießen statt sich den Kopf zerbrechen ist hier mein Motto. … Aber wer sich mal prüfen möchte, ob er zumindest die bekanntesten Berge der Welt kennt (es muß ja nicht gleich die Detailprüfung Cordillera Huayhuash sein), dem empfehle ich das Berge-Quiz.

Aber zurück zu unserem Trekkingtag. Auch die Cordillera Blanca ist in der Entfernung mit ihren weißen Gipfeln zu erkennen. Am Ende des Bergrückens angekommen eröffnet sich uns ein weiterer spektakulärer Blick ins nächste Tal mit seinen Lagunas. An der unteren, der Laguna Jahuacocha, erwartet uns unser Zeltcamp. Von hier oben können wir es mit bloßem Auge kaum sehen.

Für den Abstieg müssen wir uns noch einen Weg suchen und von hier oben aus sieht es schon nach einem steilen Abstieg aus. Aber zuerst machen wir es uns auf einem etwas unterhalb gelegenen Felsvorsprung gemütlich. Mittagessen ist mal wieder angesagt.

Heute ist unsere Küchencrew für die Verpflegung der Bergsteiger zuständig und so zaubert unser Guide Virgilio diverse Lunchboxen aus seinem Rucksack. Es gibt Süßkartoffeln mit Mote, einer Art Riesenmais, und Schweinekrustenbraten. Auch wenn Mote nicht so ganz mein Fall ist, das Essen ist mal wieder ausgezeichnet!

Von unserem Felsvorsprung aus haben wir auch Einblick in das Tal, durch das unsere Bergsteiger kommen müssen. Nach dem Essen greifen wir zum Fernglas. Und Tatsache, wir sehen sie im Tal kurz vor der Wegkreuzung zum Yaucha-Pass. Almut fängt an zu zählen: 1, 2, … 10. Stop sollten es nicht 13 Personen mit Guides sein? Also auf ein Neues. Und wirklich, die Truppe ist vollständig und wird sich jetzt das Mittagessen einverleiben. Währenddessen machen wir uns bereits an den Abstieg. Einfach bergab. Manchmal nutzen wir Trampelpfade der Rinder, die sich hier oben den Kuhfladen nach zu urteilen auch gerne herumtreiben. Der Abstieg geht besser und schneller als gedacht und bald stoßen wir auf den Wanderweg, den wir in einer langen Schleife am Hang bis zur Laguna hinunterlaufen. Der Boden ist staubtrocken. Dunkelbraune fast schwarze Erde in Pulverform, die bei jedem Schritt aufstäubt. Es fehlt nicht viel und wir sehen bald aus wie die Schornsteinfeger.

Es scheint noch die Sonne als wir am frühen Nachmittag im Zeltcamp an der Laguna Jahuacocha (4.066 m) eintrudeln. Die Eingeweihten wissen ‚hier gibt es Bier‘. Aus einer der Lehmhütten schleppt ein Einheimischer die Bierflaschen heran. Wir machen es uns vor dem Esszelt gemütlich und erwarten die Ankunft unserer Bergsteiger. Selbst ich Antialkoholikerin – zumindest hier in den Bergen – trinke einen ganzen Becher Bier. Wow . Die Bergsteiger brauchen noch ein Weilchen, aber nach einer guten Stunde trudeln auch sie ein. Geschafft nach einem erlebnisreichen und wohl auch anstrengenden Tag, denn immerhin waren sie ja 14 Stunden unterwegs. Wir sitzen noch lange in der Sonne und erzählen.

Unser Lagerplatz ist umwerfend. Ich sitze im Zelt mit Ausblick auf die tolle Bergkulisse, sehe schwarze Ibisse, Berggänse und Anden-Enten und schreibe Tagebuch. Rechts von mir rupft ein Esel Gras, links von mir schnarcht es – Tribut an die Bergtour – und im Hintergrund das Wasserrauschen des Bergbaches. Ab und zu rumpelt es bedrohlich -Lawinen oder Gletscherabbrüche, die an den entfernten Berghängen der Eisgiganten zu Tal rauschen. Als ich schließlich zu Bett gehe, tue ich das mit dem Gedanken, daß wir in diesem Zeltcamp zwei Nächte bleiben. Was für ein Luxus morgen nicht packen zu müssen! Ein rundum herrlicher Tag war das!

04.09.2011: Das Programm kündigt heute einen freien Tag an, aber das Wetter ist zu schön um faul im Camp zu bleiben. Und Michael preist eine Tour auf den benachbarten Bergrücken an, von dem es nochmals schöne Aussichten auf die Lagunas und die Berge geben soll. Fast vollständig machen wir uns auf den Weg. Es wird nochmals eine 5 Stunden-Tour und so mancher von uns hatte nicht mit einem so steilen Anstieg auf den Bergrücken gerechnet. 500 Höhenmeter geht es steil bergauf. Ich bin ziemlich erledigt. Und zienlich genervt, da gleich zu Beginn der Tour der Zoom meines Objektives seinen Geist aufgegeben hat. In Gedanken bin ich jeden zweiten Schritt dabei meine Optionen für den Foto zu durchdenken – Reparatur, neues Objektiv kaufen und wenn dann wo? Und was wird mich der Spaß wohl kosten? Mit diesen Gedanken komme ich oben auf dem Bergrücken an und nach dem steilen Anstieg entschädigt uns nun tatsächlich ein wunderschöner Blick auf die Berge und Lagunas. Unser Zeltcamp ist noch en Miniature am Ende der ersten Laguna zu sehen.

Genauso steil wie es hinaufging geht der Weg zur Laguna wieder hinab. Unten angelangt wandern wir die ganze Laguna entlang zurück zum Zeltcamp. Dort angekommen, fällt mir auf, daß unser Schaf fehlt. Vor zwei Tagen tauchte es auf einmal in unserem Eselstrek auf und lief – natürlich an der Leine – mit. Auf mein Nachfragen, bekomme ich nur einen vielsagenden Blick. Scheint wohl während unserer Abwesenheit heute geschlachtet worden zu sein. Denn morgen am letzten Tag steht traditionell das Abschlußessen an – es gibt Pachamanka. Heute Abend gibt es Andenforelle, frisch gefangen.

05.09.2011: Unser letzter Trekkingtag ist angebrochen. Und zugleich ist bei mir Halbzeit – 6 Monate reisen. Erschreckend; die Zeit vergeht so schnell.

Zu Beginn laufen wir einen Panoramaweg entlang des Flusses Jahua relativ eben nach Westen. Dann biegen wir nach Norden ab und es geht nochmals einen Pass hinauf. Eigentlich ist der Mancan Punta-Pass mit seinen 4.575 m gar nicht so hoch. Trotzdem haben wir wieder etwas mehr als 500 Höhenmeter und einen recht steilen Aufstieg zu bewältigen. Uli nimmt sich heute eine Auszeit und reitet auf dem Pferd. Der Diablo Mudo steckt ihm wohl in den Knochen. Den ganzen Aufstieg bis zum Pass haben wir nochmals herrliche Ausblicke auf die Cordilliera Huayhuash.

Noch ein letztes Mal sehen wir von der Höhe unsere Eselskarawane in der Ebene herannahen. In kurzer Zeit haben sie uns auf dem Berghang eingeholt und mal wieder überholt. Das Tempo der Esel ist heute noch schneller als die letzten Tage. Nicht nur haben sie weniger zu tragen, sie riechen vermutlich bereits die Heimatwiesen. Auch heute läuft einer der letzten Esel unbepackt. Ob er das Schlitzohr ist? Manchen Morgen hatten wir ein wenig Aufregung im Camp, weil ein oder zwei Esel fehlten. Das schienen die Schlitzohre zu sein, die sich immer am weitesten vom Camp entfernten, sich von den übrigen Langohren absonderten und jeden Morgen extra gesucht werden mußten. Ob sie sich um ihre Tragelast drücken wollten?

Heute ist ein warmer Tag. Ich laufe erstmals weite Strecken im T-Shirt. Endlich einmal! Bisher hatte mich vor allem der kalte Wind davon abgehalten. Solch eine Wärme hätte ich mir auch ein paar andere Tage gewünscht. Vom Pass aus ist es ein langer Abstieg hinunter nach Popca; fast 1.000 Höhenmeter geht es in Serpentinen bergab. Wir wandern durch Kakteenbäume und wirbeln wieder viel dunklen Staub auf. Ich fühle förmlich die Staubkörner zwischen Augapfel und Kontaktlinse knirschen.

Am Rand des Dorfes Popca baut die Crew unsere Zelte für eine letzte Nacht auf. Wieder stehen die Zelte auf dem Fußballplatz des Dorfes. Und wieder sind alle Kinder des Dorfes dort versammelt, spielen Fußball, fegen zwischen den Zelten hindurch und beäugen uns neugierig. Viel Trubel, bis Michael den Kindern zuruft, daß er ihnen die Ohren lang zieht, wenn sie die Zelte umrennen. Da wird es auf einen Schlag ruhiger.

Auch die Küchenmannschaft bolzt mit dem Rest der Crew auf dem Fußballplatz herum. Einhellige Meinung bei uns: Dazu ist die Luft zu dünn. Denn auch hier sind wir immerhin noch auf 3.600 m Höhe. 

Vor ihrem Fußballspiel hat die Küchencrew aber noch das Festessen ‚Pachamanka‘ vorbereitet. 3 Stunden wurde eine Art Erdofen aus losen Steinen beheizt, bis die Steine glühten. Wir schauen zu, wie die Steine auseinandergeschoben und die Kartoffeln in die Vertiefung im Erdboden geschüttet werden. Die Kartoffeln werden dann mit einer Schicht Steine abgedeckt, dazwischen werden verschiedene Sorten Fleisch gepackt – immerhin in Alufolie eingewickelt. Unser Schaf ist wieder da!

Weitere heiße Steine kommen auf den Haufen und obenauf werden Okras, Bohnen und Kräuter gelegt. Das Ganze wird dann mit nassen leeren Zementsäcken abgedeckt. Die nächste Lage ist eine dicke Plastikplane auf die lose rote Erde gelegt wird. Und fertig ist der Erdofen. Der ganze Inhalt muß nun 45 Minuten garen. Also genug Zeit für ein Fußballspiel, bevor Kartoffeln, Fleisch und Gemüse wieder ausgegraben werden.

Die Essensportionen sind riesig. Und wie ich beobachte, gibt es doch das ein oder andere skeptische Gesicht hinsichtlich des Essens, das so rustikal im Erdofen zubereitet wurde. Nicht alle Tage wird das Essen unter leeren Zementsäcken gegart. Und gegessen wird mehr oder weniger mit den Fingern, da die verschiedenen Kartoffeln noch geschält werden müssen und die Bohnen noch aus ihren Schoten zu pellen sind.

Nach den ersten Bissen dann die einhellige Meinung: Schmeckt gut! Pachamanka ist lecker!

Pachamanka ist übrigens ein Wort aus der Quechua-Sprache – ‚Pacha‘ bedeutet Erde und ‚Manka‘ Topf. Meiner Meinung nach eine treffende Bezeichung für dieses Jahrhunderte alte, traditionelle unterirdische Kochsystem, das ein fester Bestandteil der kulinarischen Kultur von Peru ist.  

Letzter Schlußakt am heutigen Tag ist dann die Verabschiedung der Trekkingcrew. Trinkgelder werden verteilt, Tombola für die Crew und natürlich sind ein paar Dankesworte zu sagen. Eigentlich hätte ich es ja kommen sehen müssen, daß das ‚Danke sagen‘ mir zufallen würde. Als Einzige kann ich ein bißchen Spanisch. Bin aber dann doch zu überfahren und kann nicht wirklich ausdrücken wie toll die letzten 10 Tage waren. Denn die Crew war wirklich einmalig. Und so laviere ich mich mit meinen Spanischkenntnissen mehr schlecht als recht durch diesen Programmpunkt. Fazit nach den 10 Tagen für mich: Tolle Tage mit großartiger Landschaft und fantastische Begleitung. Sei es durch unseren Reiseleiter Michael, den Trekkingguide Virgilio und unseren ‚Lumpensammler‘-Guide Viktor, die Küchencrew oder die Eselstreiber. Sie alle haben uns verwöhnt und die Tour zu einem einmaligen Erlebnis werden lassen. Und so kann ich für mich auch sagen, ich bin froh diesen Teil des ‚Urlaubs meines Lebens‘ über Hauser-Exkursionen gebucht zu haben. Von meinen Kopfschmerzen mal abgesehen (Wer möchte sie mir das nächste Mal abnehmen, wenn ich wieder auf Tour gehe?) war es einfach perfekt.

Und so bleibt für morgen nur noch die Rückfahrt nach Lima. Ich befürchte, es geht wieder in Serpentinen die Berge hinauf und auf der anderen Seite hinab, durch Täler hindurch um gleich wieder am nächsten Berghang in Serpentinen hinaufzufahren. Und alles natürlich auf Schotterpiste …. Zum Abschluß also noch einmal ein paar Lieblingsstrecken mit Tiefenblicken für mich.

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