5 Tage Buenos Aires – Alltägliches

Mein Foto macht Punkte auf den Bildern. Also reinigen lassen. Wenn nicht in Buenos Aires, wo denn dann? Ich suche mir aus dem Internet eine Adresse eines Fotogeschäfts in der Innenstadt und mache mich auf die Suche. Hm, der Laden ist verrammelt und verriegelt mit einem Rolltor. Im Nachbarladen, einer Druckerei, kommen nur ratlose Blicke auf meine Nachfrage. Den Fotoladen scheint es also schon eine Weile nicht mehr zu geben. Aber ich erhalte eine neue Adresse ein paar Straßenblöcke weiter. Kenne ich das nicht schon aus Lima?

Ich finde das Fotogeschäft auf der Avenida Diagonal Norte sofort, ernte aber wieder nur Kopfschütteln. Nur Verkauf, keine Reparatur oder Reinigung in diesem Laden. Aber auch hier erhalte ich wieder eine neue Adresse – diesmal sogar aufgeschrieben: Suipacha 255 7″ 3″. Ok. Ich mache mich erneut auf die Suche. Gleich um die Ecke drei Blöcke weiter finde ich die Straße Suipacha und laufe die Geschäfte ab. Den Hausnummern nach muß es auf der linken Seite sein. Nichts. Ich drehe um und mustere nochmals alle Geschäfte: Schuhgeschäfte, Tangogeschäfte, ein Handyladen, ein Papiergeschäft, aber kein Fotoladen. Am Ende des Straßenblocks drehe ich wieder um, verfolge jetzt die Hausnummern im Einzelnen und zähle, wo es keine gibt. Und siehe da, Hausnummer 255 ist ein Wohnblock, den ich bisher vollkommen ignoriert habe. An den Klingeln sind weder Namen noch Geschäftsadressen vermerkt – ich bin irritiert. Und keine Ahnung wie mein Reparaturgeschäft heißt.

Ich zeige dem Pförtner meinen Zettel – wie gut, daß es in fast jedem Haus hier einen Pförtner gibt – und er nickt: richtige Adresse, 7. Stock, 3. Tür auf der rechten Seite wenn ich aus dem Aufzug komme. Nein, der Aufzug ist kein Paternoster, aber viel fehlt nicht. Ich ziehe die Falttüren des Aufzugs zu und fahre ruckelnd in den 7. Stock. Dort stehe ich dann vor einer Tür mit der Geschäftsanschrift ‚ABC-Service‘. Etwas skeptisch drücke ich auf die Klingel, werde aber professionell empfangen, meine Kamera wird inspiziert, ich erhalte eine Quittung und kann morgen nachmittag die Kamera gereinigt gegen 200 A$ (immerhin 34 Euro) abholen. Erhalte sogar 1 Jahr Garantie auf die Reinigung. Brauche ich nicht, ist aber im Preis inklusive, wie mir erklärt wird. So bin ich erstmal ohne Kamera. Bisher war das Wetter grau in grau mit Regenschauern – wofür brauche ich da eine Kamera? Aber kaum komme ich ohne Kamera auf die Straße scheint die Sonne. So ein Pech!

Samstag morgen bringe ich dann meine Wäsche zum Waschen. ‚Gleich um die Ecke in Costa Rica‘ bekomme ich in meinem Bed & Breakfast gesagt. Costa Rica, Paraguay, Venezuela, Peru, … ganz Lateinamerika ist hier bei den Straßennamen vertreten. Also trabe ich mit meinem Plastikbeutel schmutziger Wäsche los – und laufe wieder vorbei. Ganz um die Ecke kann doch nicht so weit sein. Also drehe ich um und mustere wieder die Häuserfronten. Diesmal sagt mir meine Nase, daß ich der Wäscherei nahe bin. Ich erkenne sie erst auf den zweiten Blick. Ohne Werbeschild, wie ein Hochsicherheitstrakt hinter einem weißen Gitterwald verborgen. Keine Tür offen. Ich reiche meine Wäsche durch eine kleine Fensteröffnung in dem Gitterwald ins Innere. Für 14 Peso (2,39 Euro) erhalte ich meine Wäsche gewaschen ins Bed & Breakfast zurückgeliefert. Was für ein Service – wenn man die Wäscherei denn findet.

Auch wenn ich mich in den Straßen von Buenos Aires bewege, merke ich, daß ich in Lateinamerika bin. In Lateinamerika müssen Fußgänger schon auf sich aufpassen. Hier hält kein Auto. Vielmehr komme ich mir manchmal vor wie bei einer Kaninchenjagd. Befinde ich mich auf der Straße, geben die herannahenden Autofahrer erst recht noch einmal Gas und drücken kräftig auf die Hupe. Als Kaninchen hüpfe ich dann immer wieder schnell auf den nächsten Bürgersteig. Wir sind hier eben doch nicht in Italien oder Paris, wo die Autofahrer zwar temperamentvoll, aber rücksichtsvoll unterwegs sind.

Und nicht nur auf den Straßen ist Aufmerksamkeit geboten, auch beim Bummel über die Märkte darf ich nicht vor mich hinträumen. Taschendiebe. Ich habe ja schon manches Mal Abstand von Leuten gehalten, von denen ich dachte, daß sie auf der Suche nach einem Opfer sind. Aber gestern bin ich auf einem Kunsthandwerkermarkt zwischen zwei gut gekleidete Frauen um die Mitte 50 geraten. Und ich war etwas verblüfft, wie schnell das Seitenfach meiner Tasche aufgezogen wurde unter dem Schutz einer großen Brieftasche. Allerdings ließ die gute Frau sofort die Finger von meiner Tasche als ich mich abrupt umdrehte und ihr auf die Füße gestiegen bin. Jede andere hätte mich aufgebracht beschimpft ob meiner trampeligen Art. Sie jedoch zog sich nur vorsichtig zurück. Hatte ich sie also richtig identifiziert. Ja, es wird nie langweilig.

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