Uruguay – Schneckenfluß oder Fluß der bunten Vögel

So ganz einig ist man sich mit der Be­deu­tung von ‚Uru­gu­ay‘, das aus der Spra­che der Gua­ra­ni kommt, nicht. ‚Schne­cken­fluß‘, ‚Fluss des Ur­u­lan­des‘, ‚Fluß der bun­ten Vögel‘ oder doch ‚Fluß der Es­sens­brin­ger‘? Was denn jetzt? Aber egal wie, Uru­gu­ay fei­ert ge­ra­de 200 Jahre Unabhän­gig­keit von der spa­ni­schen Ober­herr­schaft. In Mon­te­vi­deo ste­hen 3 Tage Fes­ti­val an. Ich bin zwar vor den ei­gent­li­chen Fest­ta­gen wei­ter nach Co­lo­nia ge­fah­ren,

 

 

 

 

habe aber die Tage zuvor die Pro­ben der welt­be­rühm­ten ka­ta­la­ni­schen Thea­ter­grup­pe ‚La Fura dels Baus‘ auf der Plaza de In­de­pen­den­cia in Mon­te­vi­deo haut­nah mit­er­lebt. Ges­tern Nacht war Ge­ne­ral­pro­be der Per­for­mance­künst­ler, die in luf­ti­ger Höhe von Krä­nen her­ab­hän­gend ihre Frei­luft-Auf­füh­run­gen prä­sen­tie­ren. Oder per Seil an der Front eines Hoch­hau­ses zu Musik her­un­ter­tan­zen. Ein­fach un­glaub­lich! Und sehr span­nend über meh­re­re Tage hin­weg die auf­ein­an­der auf­bau­en­den Pro­ben auf dem Boden und in der Luft zu ver­fol­gen.

Die Pro­ben von ‚La Fura dels Baus‘ auf YouTube
– bi­cen­te­n­a­rio del Uru­gu­ay sober­a­no : 3,
– En­sa­yan­do el día antes de los Fes­te­jos del Bi­cen­te­n­a­rio
,
La fura dels Baus / En­sayo 1 (Plaza In­de­pen­den­cia, Mon­te­vi­deo) .

Nach 3 Mo­na­ten Peru ist Mon­te­vi­deo ein will­kom­me­ner Ge­gen­satz. Mo­der­ne Groß­stadt, häß­li­che Hoch­häu­ser, her­un­ter­ge­kom­me­ne Stra­ßen neben Ko­lo­ni­al­bau­ten, Bis­tros und Re­stau­rants mit einem Hauch ita­lie­ni­schem Flair, nette Plät­ze und Grün­an­la­gen, re­lax­te, of­fe­ne und sehr kon­takt­freu­di­ge Men­schen. We­ni­ger freund­lich ist al­ler­dings das Wet­ter. Ich komme bei Regen an und das Wet­ter bes­sert sich kaum. Star­ker Wind peitscht den Regen fast waa­ge­recht durch die Häu­ser­schluch­ten, auf den Stra­ßen Re­gen­schirm­lei­chen. Ich komme mir mit dem flie­gen­den Regen fast vor wie in Nord­deutsch­land. Nun, Mon­te­vi­deo liegt ja auch am Ant­lan­tik.

So hal­ten sich meine Er­kun­dungs­gän­ge in der Stadt in Gren­zen. Ich habe auf jeden Fall die Markt­hal­le und den Hafen ver­passt. Wie­der ein Punkt für meine ‚was-ist-ein-an­de­res-Mal-an­zu­se­hen-Lis­te‘.

In all dem mo­der­nen Flair der Stadt ma­chen die Leute kei­nes­falls den Ein­druck, daß ihnen das Wort ‚Hek­tik‘ be­kannt vor­kom­men würde. Es geht ge­ruh­sam zu. Män­ner, aber auch Frau­en, tra­gen Ther­mos­kan­nen zärt­lich wie ein Baby unter dem Arm und den Ma­te­tee-Be­cher mit Trink­halm in der Hand. Hei­ßes Was­ser gibt es an allen Ecken für ein paar Cen­ti­mos zu kau­fen. Und trifft man sich zu­fäl­lig auf der Stra­ße mit Freun­den, wird der Be­cher frisch auf­ge­gos­sen und jeder nippt mal an der ‚In­fu­si­on‘. Alles an­de­re kann war­ten.

Zwi­schen Autos und Bus­sen geben Pfer­de­kut­schen, mehr­heit­lich mit Müll­sä­cken be­la­den, den Takt an. Es wäre aber ein Irr­tum die Pfer­de­kut­schen für die städ­ti­sche Müll­ab­fuhr zu hal­ten. Die meist recht ver­we­gen aus­se­hen­den Kut­scher mögen sich zwar durch die Müll­ton­nen wüh­len, neh­men aber nur einen Teil von derem In­halt mit: Glas, Pa­pier, Pappe, Plas­tik – sprich alles ir­gend­wie ver­wert- und ver­kauf­ba­re. Bei uns nennt man sowas Müll­tren­nung.

Die Ori­en­tie­rung fällt mir im Stadt­zen­trum von Mon­te­vi­deo in den mehr­heit­lich im Schach­brett­mus­ter an­ge­leg­ten Stra­ßen leicht. Nur beim Über­que­ren der Stra­ßen bin ich erst mal ir­ri­tiert. Wo sind die Am­pel­männ­chen hin? Ich stel­le fest, es gibt keine Fuß­gän­ger­am­peln. Die Am­peln für die Au­to­fah­rer ste­hen nicht wie bei uns vor, son­dern hin­ter der Kreu­zung. Und so ori­en­tie­ren sich auch die Fuß­gän­ger an den Au­to­am­peln.

Mein ‚Hotel Sple­ndi­do‘ – das so ganz und gar nicht sple­ndi­do aber dafür zen­tral und bil­lig ist – liegt di­rekt in der Par­ty­stra­ße der Alt­stadt von Mon­te­vi­deo. Gleich am ers­ten Abend wechs­le ich noch das Zim­mer, denn hier in Mon­te­vi­deo geht es erst nach Mit­ter­nacht so rich­tig los mit dem Fei­ern. Nun, wen wun­derts wenn das Abend­es­sen in Uru­gu­ay auch erst gegen 21 Uhr auf den Tisch kommt. Und Mit­tag­es­sen gibts im Re­stau­rant bis 16 Uhr. Mein Magen ist ob der un­ge­wohn­ten Zei­ten etwas un­ge­hal­ten. Aber an­de­rer­seits ist nach Mo­na­ten ‚roter Salsa ‚hier wie­der ‚Heinz-Ketch­up‘-Land. Alles kann man eben nicht haben.

Dieser Beitrag wurde unter Südamerika, Uruguay abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Uruguay – Schneckenfluß oder Fluß der bunten Vögel

  1. Miguel Silva sagt:

    Hallo Anke, herzlichen Glueckwunsch zu deinem schoenen blog, in kurzer zeit hast du viel von unserem Wesen erkannt, ich bin hier in Montevideo geboren.
    Eine kleine Anmerkung, es heisst nicht Schneckenfluss, sondern wenn dann Muscheln.
    In der Sparache der Guarani heisst ARUGUA = caracola, also Muschel
    y= auqa, also Wasser uru= pAJARO, ALSO vOGEL, gua= LUGAR DE, ALSO oRT WO
    interessant das Wort P. aragua … y.
    Es ging darum die verschiedenen Farben des Flusses zu beschreiben.
    Wir hier vermuten das Fluss der bunten Voegel, wohl am besten trifft.
    Schoenen Aufenthalt noch ,trotz schlechtem Wetter, das wtter aendert sich aber immer schnell hier

Schreibe einen Kommentar zu Miguel Silva Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert