Cordoba

Eine lange und doch kurze Bus­fahrt bringt mich von Bue­nos Aires nach Cor­do­ba. Lang, da ich über Nacht fahre. Kurz, da der Bus be­reits um 5:30 Uhr in Cor­do­ba an­kommt und ich um 4:30 Uhr zum Fru­ehs­tu­eck ge­weckt werde. Dies­mal komme ich de­fi­ni­tiv ziem­lich un­aus­ge­schla­fen und un­wirsch in einer neuen Stadt an.

Es hilft auch nicht, daß die Stadt grau in grau ist. Die Sonne kommt auch Stun­den spä­ter nicht wirk­lich zum Zug. Die Asche – eine ganz feine Staub­schicht be­deckt alles. Ich gönne mir noch am Bus­bahn­hof erst mal einen ‚Cafe doble‘ zum Auf­wa­chen und ein Crois­sant. Nun sieht die Welt schon ein biß­chen wa­cher aus. Und dann stel­le ich mich in die Ta­xisch­lan­ge. Jeder zwei­te, der hier an­kommt will mit dem Taxi weg. Ich habe so un­ge­fähr hun­dert Leute vor mir. Und bin dann doch er­staunt, daß ich nach nur 12 Mi­nu­ten schon im Taxi sitze. Ich woll­te ge­ra­de schon wie­der zu grum­meln an­fan­gen …

Im Hos­tel habe ich Glück und mein Zim­mer ist frei und damit kann ich es mir gleich ge­müt­lich ma­chen. Manch­mal hat so ein ei­ge­nes Zim­mer ja auch so seine Vor­tei­le. Nach­dem ich mit dem lin­ken Fuß aus dem Bus aus­ge­stie­gen zu sein schei­ne, schla­fe ich erst noch mal ein biß­chen. Auch an­schlie­ßend in­spi­riert mich der Tag nicht zu gro­ßen Ak­tio­nen. Ich be­schlie­ße mor­gen Cor­do­ba noch ein­mal mit fri­schen Augen an­zu­se­hen.

Und tat­säch­lich. Am nächs­ten Tag ist nicht nur meine Laune deut­lich bes­ser, auch die Sonne ist zu­rück. Oder liegt meine gute Laune an der Sonne? Egal wie, ich mache mich er­neut auf zu einem Bum­mel durch die Stadt und ge­nie­ße die erste rich­ti­ge Fuß­gän­ger­zo­ne, die ich in den letz­ten 8 Mo­na­ten in einer Stadt ge­fun­den habe. Die Stadt macht einen ge­schäf­ti­gen Ein­druck – naja, kein Wun­der, ist sie schließ­lich die zweit­größ­te Stadt Ar­gen­ti­ni­ens. Ich klap­pe­re die Haupt­se­hens­wür­dig­kei­ten bei mei­nem Bum­mel durch die Stadt ab, das sind vor allem die alten Ko­lo­ni­al­ge­bäu­de. Viele Uni­ver­si­tä­ten und In­sti­tu­te haben Cor­do­ba zu ihrem Spitz­na­men ‚La Docta‘ (die Ge­lehr­te) ver­hol­fen. Ich finde die vie­len Stu­den­ten und Uni­ver­si­tä­ten herr­lich. Schaue mir den ein oder an­de­ren In­nen­hof an und ge­nie­ße ein­fach nur das Flair der Stadt.

Ei­gent­lich woll­te ich ja von hier aus noch einen Ab­ste­cher in die klei­ne Nach­bar­stadt Alta Gar­cia ma­chen. Das eine Stun­de Bus­fahrt ent­fernt lie­gen­de Alta Gar­cia ist be­kannt für die Es­tan­cia der Je­sui­ten, die unter UNESCO-Schutzt steht, und das Che Gue­va­ra-Mu­se­um, da Che hier einen be­trächt­li­chen Teil sei­ner Ju­gend ver­bracht hat. Und nach­dem mir das Kon­ter­fei von Che auf Cuba so häu­fig auf Häu­ser­wän­den be­geg­net ist, wäre ein wenig Fort­bil­dung in Sa­chen Che si­cher­lich in­ter­es­sant ge­we­sen. (Auf Cuba woll­te ich weder mei­nen Ruck­sack noch meine Rei­se­kas­se mit der doch sehr ein­sei­tig ge­präg­te Li­te­ra­tur über Che be­las­ten.) Aber da ich Flair und Rhyth­mus von Cor­do­ba so ent­span­nend finde und ich mor­gen abend gleich den nächs­ten Nacht­bus nach Men­do­za neh­men werde, bleibt der Aus­flug nach Alta Gar­cia auf der Stre­cke. Neben Bue­nos Aires und Salta ein Grund mehr ir­gend­wann wie­der einen Ur­laub in Ar­gen­ti­ni­en ein­zu­pla­nen. Und manch einer mei­ner frü­he­ren Rei­se­be­glei­ter wird sich fra­gen, was mit mir los ist: Eine Se­hens­wür­dig­keit aus­las­sen? Anke, geht es dir gut? Tja, 8 Mo­na­te rei­sen lässt mich eben alles etwas ent­spann­ter an­ge­hen.

Ach ja, Bil­der von Cor­do­ba? Ir­gend­wann spä­ter, ich muß einen In­ter­net-PC fin­den, der mit mei­ner ex­ter­nen Fest­plat­te zu­sam­men­ar­bei­ten mag.

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1 Antwort zu Cordoba

  1. WuCh sagt:

    Liebe Anke,
    zwei Auffälligkeiten, die zum Grübeln veranlassen: Auslassen von Sehenswürdigkeiten, Begründung für einen erneuten Süd-Amerika-Aufenthalt? … und dies wiederum als Grund für Vervollständigung des Buchinhalts? … warten wir ab…
    WuCH

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