Update Busfahrten

Busfahren. Noch bin ich alleine in Neuseeland unterwegs, also bleibe ich bei meiner altbewährten Transportmethode und nutze das öffentliche Bussystem. Ich habe mich auf die Intercity-Busse eingeschossen, denn sie haben das einfachste und übersichtlichste Buchungsystem und fahren in ganz Neuseeland. Es gibt unzählige andere Busanbieter, die ihre Buspässe – häufig auf Stundenbasis – anpreisen. Ein Preisvergleich um die günstigste
Reisemöglichkeit zwischen all diesen Busunternehmen herauszufinden artet fast in eine kleine Doktorarbeit aus.

Heute morgen nehme ich den Bus von Queenstown nach Christchurch. Ich habe vorgebucht, mein Gepäck verschwindet im Bauch des Busses und der Busfahrer hakt meinen Namen auf seiner Liste ab. Einsteigen, Sitzgurte anlegen und los geht es. Die Busfahrer fahren mit Headset und jede der Busfahrten artet in eine Sightseeingtour aus. Zu der herrlichen Landschaft, die wir durchfahren, erhalten wir in einem ununterbrochenen Redestrom jede Menge Informationen seitens des Busfahrers. Bei meiner ersten Busfahrt dachte ich einfach, daß ich mit einem erzählfreudigen Busfahrer unterwegs bin. Aber dann stellte ich fest, daß diese Unterhaltung im Bus normal ist. Manchmal schön und interessant, manchmal sehr anstrengend. Denn einige der Busfahrer sprechen ein für mich wirklich schwer zu verstehendes Kiwi-Englisch. Also bin ich auf meine heutige Busfahrt gespannt. Eigentlich habe ich die Tour von Christchurch aus schon abgefahren. Heute geht es die gleiche Strecke retour. Aber meine Hinfahrt nach Queenstown war eben mit einem Busfahrer, den ich trotz aller Anstrengung nur bruchstückhaft verstanden habe. Nach einer Weile verschwammen seine Erzählungen zu einem unverständlichen Lautbrei für mich und ich habe seine Stimme einfach ausgeblendet. Ipod anstellen und Musik hören war da die einzige Rettung. Heute dagegen spricht mein Busfahrer ein tolles klares Englisch, also werde ich sicherlich zuhören und noch das ein oder andere über Neuseeland erfahren.

Gerade fahren wir durch Terras Village. Hier leben doch tatsächlich 35 Leute. Aber immerhin gibt es einen Golfplatz in diesem kleinen Ort. Die meisten Leute denken in Verbindung von Sport und Neuseeland an Rugby oder Cricket und vergessen dabei, daß Golf der Nationalsport in Neuseeland schlechthin ist. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl des Landes gibt es nirgends auf der Welt pro Kopf mehr Golfplätze als in Neuseeland. Und hier in Terras? So ein Golfplatz will ja in Schuß gehalten werden und dafür braucht man eine Menge Freiwillige. Nun, Rasen mähen können auch Schafe; also lassen die Bauern von Terras ihre Schafe auf den Golfplatz los. Im Vorbeifahren erhasche ich aus dem
Bus einen Blick auf den Platz. Sieht gut aus. Aber was würden die Golfer wohl in unserem Teil der Welt sagen, wenn sie mit ihren feinen Golfschuhen in die kleinen vielerorts verstreuten Hinterlassenschaften der Schafe treten würden, während sie den Golfball von einem Green zum nächsten schlagen?

Die andere Frage, die ich mir heute beim Busfahren stelle: Warum habe ich immer perfektes Wetter mit strahlendem Sonnenschein, während ich im Bus sitze? Und bin ich wandern regnet es … . Irgendetwas scheint hier verkehrt zu laufen.

Ich schaue aus dem Bus und sehe Schafe ohne Ende. Nicht nur in dem kleinen Ort Terras, sondern soweit das Auge reicht. Schafe, Schafe und nochmals Schafe. Hier unten im Tal weiden die Romneys und andere Tieflandrassen, auf den Höhen sind die Merinos, die die flauschig weiche Wolle geben. Für mich waren Schafe immer Schafe. Unterschiede? Gibt es die? Aber ja! Hier lerne ich, daß es Dutzende verschiedener Rassen gibt. Nun, solange ich sie nicht auseinanderhalten muß … . Und schon gar nicht scheren muß. Selbst heute
mit elektrischen Scheren gehört die Arbeit des Schafe scherens zu den Top 5 der
anstrengendsten körperlichen Arbeiten.

Besonders seltsam finde ich die Herden von Rotwild, die hier auf den Weiden äsen. Kein wildes Rotwild, sondern Herden, wie wir in Europa Kühe halten und züchten. Für mich gehört Rotwild in die freie Natur. 1871 wurde das erste Rotwild, importiert aus Schottland, am Lindispass in Neuseeland freigelassen, damit Jäger Großwild jagen konnten. Die damals freigelassenen 7 Tiere haben sich inzwischen so vermehrt, daß Rotwild das ganze Jahr über geschossen werden darf.

Hier am Lindispass sieht die Landschaft sehr karg aus; keine Bäume, nur ein paar niedrige Büsche und struppiges Gras. Und trotzdem ist die Gegend beliebt – Werbespots verschiedener Automarken wurden hier gedreht.

Aber nicht nur über Orte und Tiere informiert mich der Busfahrer. Gerade fahren wir durch ein Meer von wunderschön in lila, rosa und weiß blühenden Lupinen. Lupinen sind keine einheimische Pflanzen in Neuseeland, sondern sie wurden wie so viele andere Pflanzen nach Neuseeland eingeführt. Aufgrund ihres schnellen Wachstums klauen sie den einheimischen Pflanzen Wasser und Nährstoffe und strangulieren diese so. Also führt die Naturschutzbehörde von Neusseland einen Kampf gegen Lupinen, um sie von den Nationalparks fernzuhalten.

Unser Busfahrer legt kurze Fotostops am Lindispass und an einem See mit Blick auf Mount Cook ein. Wo gibt es das schon? Am herrlich gelegenen See Tekapo machen wir 40 Minuten Mittagspause. Wir Touristen können entscheiden, ob wir Mittag essen oder einen kleinen Bummel am See und ein wenig Sightseeing machen, bevor es nach Christchurch weiter geht. Hier am See Tekapo wechselt der Busfahrer. Und siehe da, fast die ganze Fahrt völlige Funkstille. Diesmal erstaunlicherweise ein Busfahrer, der nichts über sein Land zu erzählen hat.

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Kepler Track – Best of Fjordland

Nach meinen Tagen in Queenstown mache ich mich auf den Weg nach Te Anau. Ich habe mir ein Dormbett in Bob & Maximes Backpacker reserviert. Als mich der Intercity-Bus in der Stadtmitte von Te Anau absetzt, stelle ich etwas frustriert fest, daß das Hostel am Stadtrand von Te Anau liegt. Nicht daß Te Anau groß wäre; es gibt nur eine kurze Hauptstraße; aber es sind doch 20 Minuten zu Fuß bis zum Backpacker wird mir im ersten Geschäft, in dem ich nachfrage, erklärt. Ups! Das habe ich bei meiner Reservierung doch glatt übersehen. Doch heute scheint mein Glückstag zu sein, denn der Neuseeländer, der gerade neben mir steht und seine Einkäufe bezahlt, meint beiläufig er könne mich mitnehmen, da er zu Bob & Maxime jetzt hinausfahren würde. Klar nehme ich so ein Angebot an! Ich lade meinen schweren Rucksack in seinen Jeep. Sein kleiner Hund begrüßt mich neugierig und inspiziert mein Gepäck. Ich werde wohl für akzeptabel befunden, darf einsteigen und ihn ein bißchen kraulen.

Am nächsten Morgen habe ich einen Transfer bis zu den Controlgates; das sind die Schleusentore an dem einen Ende des Sees. Von dort aus breche ich dann zu meinen 4 Tagen Kepler Track auf. 61 Kilometer und einige Höhenmeter stehen auf dem Programm. Für heute sind es rund 14 Kilometer und nicht ganz 900 Höhenmeter, die ich zu bewältigen habe. Die erste Stunde ist ein idyllischer Spaziergang entlang des Sees Te Anau durch Buchenwald. Ein heller und freundlicher Wald, auch wenn fast alles bemoost ist. Es ist ungewohnt den schweren Rucksack auf dem Rücken zu haben und nachdem ich Brod Bay erreicht habe, geht es stetig bergauf. Da komme ich schon bald ins Schnaufen.

Zwei Stunden sind es bis zu den „limestone bluffs“. Hohe überhängende Kalkfelsen an deren Fuß der Weg entlangführt. Ab und zu erlaubt der Wald einen Blick auf den See und die hinter Te Anau liegenden Berge. Wunderschön. Ich hatte auf eine nette Stelle für meine Mittagspause gehofft, werde aber enttäuscht. Und so laufe – oder schnaufe – ich weiter bis ich nach einer weiteren Stunde überraschend die Waldgrenze erreiche und einen tollen Blick auf die umliegenden Berge und den unter mir liegenden See habe. Allerdings weht hier oben ein gewaltiger Wind. Ich suche mir eine windgeschützte Stelle mit Panoramablick am Berghang und packe mein Mittagessen aus. Es ist gerade erst 14 Uhr mittags und von hier aus sind es nur noch 45 Minuten bis zur Hütte. Also lasse ich mir Zeit und genieße die Landschaft. Nach 20 Minuten taucht ein Mitwanderer auf. Wir haben uns heute schon mehrfach auf dem Weg gesehen und plaudern ein bißchen. Charles verabschiedet sich mit den Worten: „Bis in 5 Minuten. Du holst mich sicher gleich ein.“ Tue ich nicht. Der Wind bläst mir auf meinem letzten Wegstück kräftig um die Nase. Ich schließe alle Lucken in meiner Jacke und setze eine Mütze auf. Lasse mir trotz dem kalten Wind Zeit für ein paar Fotos, denn noch ist das Wetter schön. Charles dagegen hat die letzte Strecke in Rekordzeit zurückgelegt wie er mir später in der Hütte erzählt. Er hatte nur kurze Hosen an und ihm war dann doch etwas kalt.

Die Luxmore Hütte, in der ich heute übernachten werde, liegt auf 1.085 Metern und bietet einen tollen Panoramablick aus ihren Fenstern. Obwohl sie in einer kleinen Mulde liegt schüttelt der Wind sie kräftig. Ich schaue mir die beiden Schlafsäle an und suche mir in dem kleineren ein Bett aus. Meine Nachbarin ist eine Holländerin mit der ich gleich ins Gespräch komme. Sie hatte sich nach der Wanderung erst einmal in ihren Schlafsack verkrochen, denn ihr fehlte ein Feuerzeug um die Gaskocher in der Hütte anzuwerfen. Nun, da kann ich aushelfen und so kochen wir uns einen schönen warmen Tee im Aufenthaltsraum. Nach und nach trudeln immer mehr Wanderer ein. Auch wenn die Hütte mit ihren 55 Betten nicht voll wird, ist sie doch gut besucht. Charles köchelt sich ein spätes Mittagessen und packt dann ein UNO-Kartenspiel aus. Zu uns dreien stößt noch ein holländisches Paar, die mit mir den Transfer am Morgen hatten, und so haben wir viel Spaß mit UNO. Unterbrochen werden wir nur durch den Hüttenwart, der abends die Tickets für die Hüttenbuchung einsammelt und uns über alles Wissenswerte informiert. Funktionieren der Gaskocher und Toiletten, Evakuierungsstrategie falls ein Feuer ausbricht, „Hüttenetikette“, Abfallentsorgung (pack it in, pack it out – sprich, nimm alles wieder mit, was du mitgebracht hast) und Zustand des nächsten Streckenabschnitts. Und natürlich die Wettervorhersage für den morgigen Tag – schlecht, schlecht, schlecht. Regen massiv. Wir machen lange Gesichter, haben es aber alle geahnt. Wollten es nur nicht wahrhaben, denn heute schien unverhofft lange die Sonne. Nun ja, ändern läßt sich am Wetter nichts. Und so verziehen wir uns alle früh in unsere Schlafsäcke, da uns der erste Tag doch etwas müde gemacht hat.

Bereits in der Nacht fängt es an zu regnen. Der Wind tobt um die Hütte und schüttelt sie immer wieder. Ich krieche erst kurz vor 9 Uhr am nächsten Morgen aus dem Schlafsack, denn so richtig motivieren kann ich mich nicht. Unsere 5er-Runde von gestern Abend frühstückt zusammen und wir beschließen zumindest die erste Weghälfte gemeinsam zu gehen. Auf dem Weg erwarten uns Passagen, in denen Lawinengefahr besteht. Von unserem Briefing am Abend zuvor durch den Hüttenwart sind wir vorgewarnt. Auf der Wegstrecke zwischen den beiden Schutzhütten dürfen wir keinen Stop einlegen. Um 11 Uhr verabschieden wir uns wiederwillig von der warmen Luxmore-Hütte und wagen uns hinaus ins feuchte Nass. Es regnet, und zwar kräftig. Regenhose, Regenjacke und wer hat packt sich noch in seinen Regenponcho ein. Ilja als Holländerin witzelt: „Wir laufen heute double dutch – Regenponcho über Regenjacke. Vielleicht hilft es ja.“ Der Wind gibt sein Bestes um auch die double dutch-Lagen zu durchdringen. Der Regen wird förmlich in uns hineingepeitscht; Nadelstiche im Gesicht. Ich bin über jede Kehre froh, die der Weg macht und die es mir erlaubt mit der Seite oder dem Rücken zum Wind zu laufen. Einen Abstecher auf den nur 10 Minuten entfernt liegenden Gipfel des Mount Luxmore (1.472 m) sparen wir uns, denn die Regenwolken hängen tief zwischen den Bergrücken – keine Aussicht. Und das genau heute, auf dem spektakulärsten Teil unser Wanderung. Schade!

So kämpfen wir uns meist gegen den Wind den Berg hinauf bis wir nach fast zwei Stunden die erste Schutzhütte erreichen. Wir flüchten ins trockene Innere der kleinen Hütte und ich hole meine Thermosflasche mit warmen Tee heraus. Was für eine Wohltat! Eine Banane und ein Nußriegel bringen ein wenig Energie zurück in meinen Körper. Warm ist mir allerdings nicht. Alles ist naß. Regen von außen, schwitzen von innen … da hilft auch kein Gortex. Nach einer halben Stunde Pause brechen wir wieder auf und fangen an, kleinere Schneefelder zu durchqueren. Hier befinden wir uns in der Zone mit Lawinengefahr. Die Hüttenwarte betreuen die Wege professionell und mobile Schilder kennzeichnen sichere und unsichere Zonen. Trotz Regen ist es eine herrliche Landschaft durch die der Wanderweg führt. Allerdings sind wir die meiste Zeit damit beschäftigt entweder das Gesicht vor dem windgepeitschten Regen zu schützen oder uns auf dem Berggrat mit aller Kraft gegen den Wind zu stemmen um vorwärts zu kommen und nicht weggeweht zu werden. Und so freuen wir uns als wir die zweite Schutzhütte, die Hanging Valley Shelter, erreichen. Eine weitere Pause päppelt uns wieder auf. Ein Paar aus Finnland kommt auch in die Hütte hineingeweht und packt gutgelaunt ihren kleinen Gaskocher aus. Erst mal ein warmes Süppchen ist das Motto. Die beiden werden heute Nacht im Zelt übernachten. Ich glaube wir anderen waren alle außerordentlich froh bei diesem Regenwetter in eine trockene, wohlgeheizte Hütte flüchten zu können. Aber Finnen sind vermutlich auch ein bißchen abgehärteter als wir restlichen Europäer, oder?

Unser letzter Wegabschnitt für diesen Tag führt uns stetig bergab. Aus allen Flechten und Grasbüscheln am Hang quillt und fließt Wasser in Strömen den Hang hinab. Ein toller Anblick! Er lenkt mich zumindest die erste Viertelstunde nach unserer Pause von meinen eiskalten Füßen und Händen ab. Aber es dauert nicht lange und meine kalten und nassen Füße werden durch das Gehen wieder warm. Bald schon erreichen wir die Waldgrenze und sind ein wenig vor Regen und Wind geschützt. Ein herrlicher Wald. Moose und Flechten hängen in jedem Baum. Ich komme mir vor wie in einem Märchenwald. Nach einem unerwartet langem Abstieg erreichen wir die auf 497 Metern Höhe gelegene Iris Burn Hütte. Ich pelle mich aus meinen Regenklamotten und ziehe meine quatschnassen Wanderstiefel aus. Vorgestern noch neu imprägniert – hat nichts geholfen bei diesem Regen. Unter der Überdachung in der Hütte sind Haken angebracht. Eine Flut nasser Regenhosen, -jacken und -ponchos hängen dort. Fix suche ich mir ein Bett aus, diesmal in der oberen Etage, zittere mich durch eine Katzenwäsche mit eiskaltem Wasser und schlüpfe in wohlig warme, trockene Klamotten. In der Hütte ist der Ofen bereits angeheizt und bald köcheln wir uns aufgewärmt und gutgelaunt unser Abendessen.

Der Renner für das Abendessen sind die gefriergetrockneten Fertiggerichte von „Backcountry Cuisine“. Beef Curry, Pasta vegetarisch, Thai Curry oder Mexican Rice? Es ist für jeden etwas dabei und wie schnell sind die Gerichte aus der Plastiktüte zubereitet. Tüte aufreißen, heißes Wasser hineingießen, 10 Minuten ziehen lassen und fertig ist das Essen. Wir vergleichen die Geschmacksrichtungen, vergeben Noten und finden diese Gerichte im großen und ganzen prima. Das Thai Curry ist der Renner, allerdings für den ein oder anderen unter uns zu scharf. Und eine „serve one“ Portion ist definitiv für eine Person zu wenig. Nun, ich ergänze meine 1-Personen-Portionen mit einer warmen Suppe vorweg und einem Riegel Schokolade hinterher. Für ein komplettes Menü hätte ich vielleicht den Applecrumble aus der Reihe Backcountry Cuisine mitnehmen sollen. Und gegen Abend überrascht uns dann doch noch die Sonne, die sich für eine Stunde zeigt.

Ich schlafe hervorragend. Auch Ilja ist mit unserem Schlafsaal voll zufrieden. Kaum Schnarcher. Da hatten es die anderen drei aus unserer Gruppe schlechter erwischt. Charles ist sogar in der Nacht in den Aufenthaltsraum umgezogen um überhaupt ein wenig schlafen zu können, so sehr wurde in dem anderen Schlafsaal gesägt. Wir brechen bereits kurz nach 8 Uhr auf, denn für den Vormittag ist trockenes Wetter angesagt. Das wollen wir nutzen. Bereits die nassen Wanderstiefel sind Erinnerung genug an den Regentag von gestern. Im Vergleich zu gestern machen wir heute einen Spaziergang. Zwar sind es auch 16 Kilometer zu gehen, aber alles sanft bergab durch total bemoosten Wald. Die ersten zwei Stunden geht es mehr oder weniger entlang des Iris Burn Flusses. An einer freien Uferstelle machen wir Pause. Die Sonne scheint und so bleiben Ilja und ich sitzen, während die anderen sich bald schon wieder auf den Weg machen. Sie wollen heute nicht nur bis zur nächsten Hütte, sondern bis zum Ende des Tracks laufen. Ilja und ich dagegen haben Zeit, denn wir haben noch eine weitere Übernachtung eingeschoben. Und so genießen wir es, daß dieser Tag wesentlich freundlicher ist als der vorherige, auch wenn zwischendurch ein paar Regentropfen fallen. Als wir den Manapouri See erreichen, wissen wir, daß die Moturau Hütte nicht mehr weit ist. Die Mehrzahl der Wanderer übernachtet hier noch einmal, bevor es am nächsten Morgen nach Te Anau zurück geht.

Auch am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Bereits nach 90 Minuten erreichen wir den Abzweig „Rainbow Reach“. Hier könnte ich eigentlich meinen Transfer zurück ins Hostel nach Te Anau nehmen. Aber es ist ein so schöner Tag, daß ich beschließe mit Ilja bis zum Startpunkt, den Controlgates, und dann nach Te Anau zurückzulaufen. Diese 10 Kilometer führt der Weg wunderschön oberhalb des Waiwau Flusses, der die Seen Te Anau und Manapouri miteinander verbindet, entlang.

An den Controlgates angekommen sehen wir bereits in der Ferne die kleine Ortschaft Te Anau. Und trotzdem ist es noch eine ganze Stunde bis wir den Ort erreichen. Puh, die letzten Kilometer ziehen sich gewaltig hin. Als Belohnung gönnen wir uns eine Portion Fish and Chips in der Stadt und genießen von einer Bank aus den Blick zurück auf die Kepler Berge … und ärgern uns ein bißchen über dieses unberechenbare Wetter. Heute Sonnenschein mit tollen Aussichten, während wir vor zwei Tagen oben auf dem Bergrücken noch durch strömenden Regen ohne Sicht gestiefelt sind. Weitere 20 Minuten Fußmarsch bringen mich dann zu meinem Hostel. Nun reicht es meinen Beinen und ich bin froh als ich mich nach 4 Tagen unter eine herrlich heiße Dusche stellen kann.

Die Tage unterwegs auf dem Kapler Track runde ich ab durch eine Film über das Fjordland, der im kleinen Kino von Te Anau gezeigt wird. Ein lokaler Helikopterpilot hat in diesem Film 30 Minuten „Best of Fjordland“ zusammengestellt. Ein wunderschöner Abschluß.

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Hobbits in Paradise

Morgens 8:20 Uhr werde ich von Dart Stables aufgesammelt. 40 Minuten brauchen wir auf einer kurvenreichen Straße entlang des Sees Wakatipu bis nach Glenorchy. Eine wunderschöne Fahrt. Noch ist das Wetter etwas wolkenverhangen, aber unser Fahrer prognostiziert schönes Wetter.

In Glenorchy, einem 400 Einwohner Dorf, erhalte ich Stiefel und Helm und Ben vorgestellt. Ben wird mich heute auf der River Wild Tour auf seinem Rücken durch die Gegend tragen. Nur muß ich erst einmal auf seinen Rücken kommen! Die Pferde hier auf der Ranch sind dann doch sehr hoch. Und so stehen kleine Treppen bereit um die Pferderücken zu erklimmen.

Wir sind einschließlich Guide nur zu dritt und Ben trägt mich federnden Schrittes durch die Gegend. Meine Mitreiterin, eine Japanerin, möchte die Tour geruhsam im Schritt reiten. Es gibt nur einen Weg entlang des Flusses. Und so schickt mich unser Guide vor, da ich mir ein wenig den Wind um die Nase wehen lassen möchte. Er hat aus diesem Grund Ben für mich ausgesucht, da Ben gerne vorweg ein wenig auf Tempo läuft. Und so lasse ich ihn ein wenig rennen, nur an den Flußüberquerungen machen wir dann jeweils ein Päuschen und warten auf die beiden anderen.

Nach 2 Stunden komme ich begeistert nach Glenorchy von dem Ausritt zurück. Und entscheide mich den Nachmittag dazubleiben und mit der nächsten Gruppe in das 22 Kilometer entfernt von Glenorchy weiter in den Bergen liegende Paradise zu fahren. Dort stehen weitere Pferde der Ranch.

Paradise. Alleine das hört sich schon gut an. Und der Wegweiser besagt „Paradise. No Exit.“ Wie passend! Außerdem ist die Gegend Drehkulisse vieler Filme, unter anderem von Lord of the Rings. Und so nehme ich an einem Ausritt teil, der uns an den veschiedenen Drehorten von Lord of the Rings vorbeiführt. Wir haben eine exzellente Führerin, die uns lebhaft die verschiedenen Filmorte vom Pferderücken aus zeigt und Anekdoten über Schauspieler und Pferde erzählt. Und auch wir haben einen Moviestar unter uns: Elvis, eines der Pferde, hat auch schon in Filmen mitgespielt. Überhaupt hat die Ranch mehrfach Pferde für verschiedene Filmprojekte zur Verfügung gestellt. Vor allem auch deshalb, weil die von den Filmcrews eingeflogenen, hochgezüchteten und gut abgerichteten Pferde die Durchquerung der eiskalten Flüße – Gletscherwasser – verweigert haben.

Und während wir normalerweise wohl alleine auf weiter Flur in Paradise gewesen wären, stehen heute Autos, Trucks und eine Zeltstadt in der Idylle. 6 Wochen lang wurde hier eine Filmkulisse aufgebaut. Seit 3 Tagen laufen die Dreharbeiten für „The Hobbit“. Heute ist der letzte Tag der Dreharbeiten und wir reiten direkt daran vorbei. Und so mußten wir vor dem Ausritt unterschreiben, daß wir keinerlei Fotos von den Dreharbeiten machen. 6 Wochen Aufbau für die Kulisse, 4 Tage Dreharbeiten und 1 Woche Abbau und vorbei ist der Spuk. Was für ein Zufall, daß ich genau an diesen Tagen der Dreharbeiten hier vorbeireite.

Eigentlich schade, daß wir nicht mit viel Zeit Mäuschen spielen dürfen bei den Dreharbeiten. Aber es ist alles abgesperrt und Security wacht in Abständen, daß niemand die Geheimnisse des Films entdeckt. In der Ferne sehe ich einen Hobbit auf einem Stamm sitzen und ein Meer von Schauspielern wird von großen Regenschirmen verdeckt. Schutz gegen die Sonne, die vom Himmel brennt und vermutlich das Make up der Schauspieler zerfließen lässt. Und ist das dort nicht Gandalf? Nun, ich konnte es nicht überprüfen, denn ich habe ihn nur von hinten gesehen und mein Pferd war ja in Bewegung …

Auf jeden Fall ein aufregender und spannender Tag mit wunderschöner Kulisse und strahlendem Sonnenwetter. Abends falle ich todmüde ins Bett. Muskelkater für morgen ist garantiert.

 

 

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Auf nach Queenstown

Zwei Tage Busfahrt – Picton nach Christchurch und Christchurch nach Queenstown – bringen mich in die Stadt des Aktivsports. Bungee-Jumping, Skydiving, Jetboating stehen ganz oben auf der Liste der Dinge, die man hier unbedingt tun sollte. Nun, ich kneife. Ich wollte ganz bodenständig eine 3-tägige Wandertour machen. Aber der Routeburn Track ist in einer Sektion noch gesperrt wegen akuter Lawinengefahr. Der betreffende Wanderabschnitt wird zwar mit Helikopter überbrückt, wenn das Wetter mitspielt, jedoch ist Winterausrüstung für die Tour gefragt und die Wettervorhersage zweifelhaft. Also blase ich mein Vorhaben ab und verbringe ein paar Tage in Queenstown. Ich wohne in der netten Butterfli Lodge und habe eine wunderschöne Aussicht auf den See. Überhaupt liegt Queenstown äußerst idyllisch. Vom Queenstown Hill hat man einen tollen Blick auf die Stadt. Auf der gegenüberliegenden Seite könnte ich mit der Gondel zu einem weiteren Aussichtspunkt fahren.

Ich möchte unbedingt die Gegend um den kleinen Ort Glenorchy sehen, der rund 50 Kilometer von Queenstown entfernt liegt. Die Wettervorhersage für morgen sieht gut aus. Ich entdecke Werbung des Dart Stables, die rund 60 Pferde in und um Glenorchy besitzen, für Ausritte. In meiner Lodge wird mir gleichfalls diese Ranch empfohlen und so melde ich mich abends noch für den nächsten Tag an. Mal sehen was der morgige Tag so bringt.

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Queen Charlotte Track

Der Queen Charlotte Track liegt in den Malborough Sounds von Neuseeland, einem Netz von Meeresarmen und Buchten mit kleinen Stränden, Landzungen und zerklüfteten Höhenzüge. Wahrhaftig ein Gewirr aus Buchten und Landzungen.  Einer der Meeresarme des Malborough Sounds, der Pelorus Sound, ist eigentlich nur 42 Kilometer lang, hat aber eine Küstenlinie von sage und schreibe 379  Kilometern. Ich fühle mich bei dem Anblick dieser Landschaft stark an die  Fjorde Norwegens erinnert. Nur sind die Malborough Sounds nicht wie die Fjorde  Norwegens durch Gletschertätigkeit entstanden. Sondern der sagenumwobene polynesische Entdecker Neuseelands, Kupe, soll gegen einen riesigen Oktopus gekämpft haben und während dem Kampf seine Hand in Richtung Südinsel ausgestreckt haben um Unterstützung zu erhalten.  Dabei  hinterließen seine Finger tiefe Furchen in der Erde, die sich mit Wasser füllten und heute die Meeresarme bilden. Das kann ich mir so richtig vorstellen…

Entlang von einem dieser Meeresarme der Malborough Sounds, dem Queen Charlotte Sound, führt ein mehrtägiger Wanderweg, den ich in 4 Tagen gehen wollte. Nun, mein ungeplanter Arztbesuch hat meinen Plan ein wenig verändert; ich werde den Queen Charlotte Track in 3 Tagen laufen, dabei die ersten 4 Kilometer und die erste geplante Übernachtung auslassen. Und so starte ich am Freitag morgen um 9:00 Uhr von Picton aus mit dem Endeavour Express Boot zwar Richtung Ship Cove, dem Startpunkt des Tracks, bleibe aber bis zur nächsten Station Resolution Bay an Bord. Eine wunderschöne Fahrt von etwas mehr als einer Stunde. Allerdings ist es recht frisch, denn das Wetter ist nicht optimal. Es ist stark bewölkt. Regen lauert im Hintergrund. Doch wir haben einen unterhaltsamen Kapitän, der die Laune ankurbelt. Er hat nur eine kleine Gruppe zu unterhalten, denn wir sind nur 5 Leute an Bord.

Das erste Highlight schwimmt uns in Form von zwei kleinen blauen Pinguinen nach 30 Minuten Bootsfahrt über den Weg. Pinguine! Hier? Ich bin völlig verblüfft. Und kaum habe ich mich von meiner Überraschung erholt, kreuzen vier Delphine unseren Weg. Sie nutzen wohl gerne die geschützten Sounds um dort ihren Nachwuchs zu bekommen.

In Ship Cove steht ein häßliches Monument zu Ehren von James Cook, der hier 1770 mit seinem Schiff in der Bucht vor Anker ging, auf dem kleinen Nachbarinselchen seine Fahne hißte und dem Queen Charlotte Sound seinen Namen gab. 10 Minuten später halten wir an dem kleinen Landungssteg von Resolution Bay und der Kapitän erklärt mir noch den Weg bis zum Queen Charlotte Track und dann laufe ich los. 67 Kilometer habe ich vor mir; davon 23 Kilometer am ersten Tag. Der Weg führt mich zwischen dem Queen Charlotte Sound und dem Kenepuru Sound hindurch und ich hoffe auf schöne Ausblicke. Diese Hoffnung erfüllt sich an meinem ersten Wandertag nicht so ganz.

Der Weg geht überwiegend durch dichte Vegetation, selten ein Ausblick auf die tolle Meereslandschaft. Nach 2 Stunden fängt es an zu regnen und das bleibt auch erst mal eine Weile so. Jetzt freue ich mich über den Wald, denn dadurch hält sich der zu mir durchdringende Regen in Grenzen. So kann ich mit Regenschirm laufen und muss mich nicht in meine warme Regenkleidung pellen. Bald habe ich auch schon meinen ersten Laufabschnitt hinter mit und erreiche die Bucht Endeavor Inlet. Hier ist ein schöner Ausblick auf das Wasser und die Bucht und ich sehe – nicht nur mit Freude – den Weg, den ich noch vor mir habe: Ungefähr 12 Kilometer müssen meine Füße noch laufen. Die ganze langgezogene Bucht muß ich entlang bis ich auf der gegenüberliegenden Landzunge ankomme; und dann noch ein bißchen weiter. Puh. Befehl Kopf an Füße: Laufen! Hatte ich zuvor noch einige Steigungen zu erklimmen, führt der Weg jetzt mehr oder weniger eben entlang der Bucht. Als ich die Bucht fast umrundet habe, hört es auf zu regnen. Mein Bauch meldet sich, denn Mittagszeit ist auch schon vorbei. Ich finde einen flachen Sitzstein mit Ausblick, der sich gut für ein kleines Päuschen eignet.

Kurz vor 17 Uhr erreiche ich in der nächsten Bucht namens Punga Cove das Punga Cove Resort. Ein Resort – hört sich spektakulär an, hat auch Spa (hot tub) und Pool (ein bißchen kalt heute mit 16 Grad), aber das Resort ist eher von der rustikalen Sorte. Schon ein bißchen abgenutzt. Und außerdem habe ich mich nicht in eines der Chalets sondern in das sogenannte Fantail Hostel eingemietet für eine Nacht. Also kein Resort-Standard, sondern Backpacker-Unterkunft. Da aber wenig los ist auf dem Track schlafe ich alleine in meinem Zimmer. Ein unverhoffter Luxus. Ein weiterer Luxus, den ich noch gar nicht erwähnt habe: Die Wassertaxis hier in den Sounds übernehmen den Gepäcktransport während der mehrtägigen Wandertour. Mein Rucksack mit Schlafsack, Kleidung und Essen erwartet also mich bereits. Nach einer heißen Dusche koche ich mir in der Küche, die den Backpackern zur Verfügung steht, mein Menü: Suppe als Vorspeise und Spaghetti mit Zucchini-Tomatensoße als Hauptgericht. Nachtisch? Gibt es nicht. Ich unterhalte mich mit einem Mountainbiker, der mich heute auf dem Track überholt hat. Ich erkenne ihn kaum wieder, so sauber sieht er jetzt aus.

Die frische Luft hat mich dann doch erledigt. Ich falle früh ins Bett und bin am nächsten Morgen auch einigermaßen früh wieder auf und unterwegs. 9 Stunden Gehzeit werden offiziell für diesen Tag angegeben. Ich bin jedoch erleichtert von allen Seiten zu hören, daß diese Gehzeiten überaus großzügig bemessen sind. Das hatte ich gestern auch schon bemerkt: Statt 7 Stunden wie angegeben, bin ich nur 5,5 Stunden gegangen. Aber trotzdem erwarten mich fast 24 Kilometer und vermutlich 600 Höhenmeter. Gleich nach einer Stunde mache ich einen kleinen Abstecher auf einen Aussichtshügel. Sind es nicht auch so schon genug Kilometer? Aber es ist einfach zu verlockend, wenn mir eine tolle Aussicht versprochen wird. Leider hängen die Wolken noch zwischen den Höhenzügen. Trotzdem ein schöner Blick. Und ich lerne: Berlin ist 18.100 Kilometer weit von hier entfernt.

Ich laufe weiter. Inzwischen treffe ich die gleichen Wanderer von gestern wieder. Und nach ein paar weiteren Kilometern haben wir uns das schöne Wetter wohl erlaufen: Die Sonne scheint inzwischen, blauer Himmel mit dahinfliegenden Wolken. Und es kommen mehr und mehr schöne Aussichten entlang des Weges. So wie ich es mir erhofft hatte. Ein toller Tag. Um 17 Uhr komme ich am Torea Saddle an, meinem heutigen Zielpunkt auf dem Track. Leider muß ich aber noch der Teerstraße folgend bergab nach Portage. Das finden meine Füße nach den vielen Kilometern heute nicht so nett. Ich lenke mich damit ab, daß ich mir vorstelle, wie früher über diese kleine Hügelkette von einer Küste an die andere Boote getragen wurden. Die kleine Siedlung Portage, die hier an der Südküste des Kenepuru Sounds liegt, hat nämlich ihren Namen erhalten, weil hier zwischen den nur etwa 800m entfernten Küsten Boote über die etwa 1,5 km lange Torea Road von einem in den anderen Sound getragen wurden.

Unverhofft taucht dann ganz plötzlich hinter einer Kurve meine Übernachtung auf – das Portage Resort Hotel. Ein tolles Hotel in toller Lage. Aber auch hier checke ich in die Backpackerunterkunft, die Walkers Lodge, ein. In mein Zimmer passen gerade die beiden Betten, die dort drinnen stehen; es gibt ein mini Fenster. Aber wohlriechende weiße Bettwäsche, ein flauschiges Handtuch und 30 Minuten in der Hot Tub sind inklusive. Heute verbringe ich den Abend mit 3 Franzosen, die ich mehrfach in den beiden letzten Tagen auf dem Weg getroffen habe. Die 30 Minuten in der Hot Tub haben mich so entspannt, daß ich abends um 22 Uhr bereits tief und fest schlafe.

Am dritten Tag steht dann die letzte Tagesetappe an. Auch heute wieder gute 20 Kilometer, für die offiziell 8 Stunden angegeben sind. Geplant von mir eher 6 Stunden, denn ich will ja nachmittags um 16:30 Uhr meinenn Transfer zurück nach Picton erreichen. Ich starte deshalb schon um 8 Uhr. Bin ganz alleine unterwegs. Meine Franzosen haben sich für den letzten Abschnitt Mountainbikes bestellt. Erst einmal geht es bergauf, bergauf. Aber die Sonne begleitet mich heute von Anfang an. Toll! Denn der Wetterbericht hatte eigentlich Regen angesagt. Heute sind die Aussichten noch besser als am Tag zuvor. Und kaum hatte ich einen 180 Grad Blick auf die beiden Sounds Queen Charlotte und Kenepuru, stehe ich vor der Frage, ob ich einen weiteren Abstecher auf einen Aussichtshügel mit einer 360 Grad Rundumsicht machen will? Wollen? Klar. Ein kurzer Blick auf die Karte und auf meine Uhr. Ich bin sehr gut unterwegs gewesen bisher und habe die erste Hälfte meines heutigen Weges fast schon geschafft und nur die Hälfte der vorgegebenen Zeit verbraucht. Also rauf auf den Aussichtshügel. Nach 20 Minuten erwartet mich eine tolle Aussicht und eine Bank. Also mache ich eine frühe erste Mittagspause.

Ich bleibe alleine auf meinem Aussichtsberg. Wie können alle an diesem herrlichen Aussichtspunkt bei diesem fantastischen Wetter nur vorbeilaufen? Als ich mich wieder auf den Weg mache, hole ich nach und nach alle Wanderer der vorherigen Tage ein, die mich inzwischen passiert haben. Immer wieder herrliche Abschnitte entlang des Weges, die zu einem Päuschen einladen. Aber erstmal laufe ich wieder ein bißchen. 40 Minuten vor Anakiwa, meinem Zielort, kommt eine letzte Bucht mit einer der offiziellen Notunterkünften und Campingplatz. Ein idyllischer Ort. Eine Bucht mit Gras und Sand, türkisblauem Wasser. Hier lege ich mich ins Gras, esse meine letzten Brote und genieße die Landschaft. Und siehe da, es trudeln die Mountainbiker ein. Ich hatte gedacht, daß sie mich schon längst überholt hatten, während ich auf dem Aussichtsberg war. Und dann nehme ich die letzten Kilometer in Angriff nach Anakiwa, meinem Zielort.

In Anakiwa angekommen habe ich noch fast eine Stunde Zeit bis mein Rücktransfer eintrifft. Leider nicht per Boot, sondern per Auto, da zu wenig Wanderer unterwegs sind. Ich gönne mir ein Eis und warte in der Sonne, bevor ich aufgesammelt werde und es über eine äußerst kurvenreiche Straße zurück nach Picton geht. Ein Vorteil des Autotransfers: Ich werde direkt bei meiner Lodge in Picton abgesetzt, checke ein und stehe bald darauf unter einer heißen Dusche.

Abends dann wieder Sachen packen, denn morgen früh fährt mein Bus nach Christchurch. Ich fahre mit gemischten Gefühlen, denn meine Erkundigungen für die nächsten von mir geplanten Tracks waren nicht sehr positiv. Schlechtes Wetter, Lawinengefahr, Ungewißheit ob die Tracks freigegeben sind. Nun, ich habe mich entschieden trotzdem zu fahren. Zum einen ist alles schon organisiert und zum anderen habe ich keine anderen Pläne parat. Und nach 3 schönen Tagen bin ich positiv gestimmt.

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Klein, klein Picton

Alles geht glatt mit dem Flug nach Wellington und der anschließenden Fährfahrt nach Picton und so komme ich bereits nachmittags um 17 Uhr in Picton an. Bei der langsamen Fahrt durch die Fjordlandschaft vor Picton fühle ich mich an Norwegen erinnert. Tolle Fjordlandschaft im Queen Charlotte Sound. Sonne in Wellington, Regen auf der Überfahrt und wieder Sonne in Picton. Ein Vorgeschmack auf die Wetterwechselbäder, auf die ich mich hier in Neuseeland einstellen muß. Ich werde vom Fährhafen abgeholt und beziehe in der Sequoia Lodge mein Zimmer: Nett, tolles Bett mit gemütlich warmer Daunendecke und Heizung im Zimmer. Nur das Preisniveau ist natürlich auch ein anderes als die letzten Monate. Adios Lateinamerika-Preise!

Ich habe 2 Tage Zeit bis ich zu meiner ersten 4-tägigen Wanderung aufbrechen will. 2 Tage Picton. Ein erster Rundgang durch die Stadt – Stadt ?! – belehrt mich schnell, daß Picton klein ist, sehr klein um genau zu sein. Nicht viel zu tun. Wenig Geschäfte. Ich hätte vielleicht doch einen Tag Wellington für einige Besorgungen einlegen sollen. Tja, ein Blick vorab in den Reiseführer hätte mich vielleicht vorgewarnt. Und so bin ich 2 Tage faul. Mache kleine Spaziergänge durch die Stadt und die Umgebung. Ein toller 3-stündiger Spaziergang zu ‚the snout‘ führt mich auf einem Bergrücken zu verschiedenen tollen Aussichtspunkten auf Picton, seinen Hafen und den Queen Charlotte Sound.

Nur leider haben sich bei mir Halsschmerzen eingestellt, ich fühle mich ein wenig fiebrig. Ich will doch wandern gehen! Und Picton hat nur ein Ärztezentrum, bei dem am Tag vor meinem Wanderstart kein Termin zu bekommen ist, da die Grippe hier im Ort gerade umgeht. Und so verschiebe ich schweren Herzens den Beginn meiner Wanderung um einen Tag, damit ich vorher noch zum Arzt gehen kann. Einen Virus diagnostiziert er und verschreibt mir verschiedene Medikamente. Als ich in der Apotheke meine Drogen abhole, wundere ich mich. So ein niedriger Preis? Oh, auch bei mir bezahlt der neuseeländische Staat den Großteil der Kosten. Ich bezahle nur 3 $ je Medikament. Erstaunlich. Und erhalte riesige Familienpackungen! Jetzt habe ich mehr Medikamente im Gepäck als bei meinem Reisestart aus Deutschland. An der Paracetamol-Packung, die ich erhalten habe, knabbere ich wahrscheinlich noch in einem Jahr. Vermutlich gut gemeint von meinem Arzt. Denn Paracetamol kann man auf Reisen ja immer gebrauchen. Aber in den Mengen? Wo soll das nur alles hin in meinem Rucksack? Nun, erst mal wird 3/4 der Packung in der Lodge bleiben, wenn ich mich Morgen endlich auf meine Wanderung begeben werde. Ich bin gespannt!

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Erste Stunden bei den Kiwis

Ich fliege 22:30 Uhr in Santiago ab. Es geht nach Auckland in Neuseeland. Ich habe mich eingestellt auf fast 15 Stunden Flug und werde positiv überrascht als der Flugkapitän vermeldet, daß es nur 12,5 Stunden werden. Ich fliege wieder mit LAN und mit dem Monatswechsel gibt es auch ein neues Kinoprogramm im Flieger. Zum Glück, denn auf dem Hin- und Rückflug zur Osterinsel hatte ich das Oktoberprogramm doch strapaziert.

Mit einem Zeitsprung komme ich dann in Auckland an. Abflug nachts am 06.11.2011, Ankunft dann am 08.11.2011 um 4:00 Uhr. Wo ist bitte schön der 07.11.2011 geblieben? Geklaut. Verloren. Unter den Tisch gefallen.

Trotz der frühen Stunde in Auckland werde ich gut gelaunt von Airportmitarbeitern empfangen. Das wäre bei uns in Europa anders, denke ich so bei mir. Ich trödele noch ein wenig im internationalen Teil des Airports herum, denn der nationale Airport öffnet erst um 05:30 Uhr seine Pforten. Check-in für meinen Flug von Auckland nach Wellington ist noch nicht möglich. Ich habe noch 3 Stunden zu überbrücken. Aber in dem i-Site am Airport (das neuseeländische Touristenbüro) erhalte ich jede Menge Infos, einen Stadtplan von Wellington und einen kostenlosen Telefonchip für mein Handy. Toller Service! Und im benachbarten Buchladen – um den ich natürlich keinen Bogen machen kann – werde ich nicht nur begrüßt, sondern auch gleich gefragt wie es mir denn heute so geht. Keine Floskel – Antwort erwünscht! Und in den kommenden Tagen werde ich lernen, dadem ‚hello‘ immer ein ‚how are you?‘ folgt.

Kostenlose Internetstationen stehen auch bereit und so checke ich meine Emails. Ein Glück! Denn die Fährgesellschaft Interislander hat mir eine Nachricht hinterlassen – am 07.11.2011, dem Tag den es bei mir ja nicht gegeben hat -, daß die von mir gebuchte Fähre heute abend storniert wurde. Ich wurde umgebucht auf die spätere Fähre um 20:00 Uhr. Puh! Dann komme ich erst um 23:00 Uhr in Picton auf der anderen Seite der Cook-Straße an. Das wäre ein langer Tag. Ein kurzes Consulting beim Check-in und ich erfahre, daß mein Flug nach Wellington pünktlich sein wird und es vom Flughafen in Wellington bis in die Innenstadt nicht so weit ist. Und so nutze ich zum ersten Mal eine dieser magischen 0800-Nummern von Neuseeland, die es mir erlauben kostenlos bei meiner Fährgesellschaft Interislander in Wellington anzurufen. Mutig buche ich mein Ticket von der späten Fähre auf die frühere 14:00 Uhr-Fähre um. Solange der Flug pünktlich ist, sollte ich diese Fähre erwischen. Momentan warte ich auf das Boarding; ich bin gespannt wie es weitergeht in diesem Land der super-freundlichen Menschen und kostenlosen Telefonnummern.

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Rapa Nui – eine Insel der Superlative

Ich glaube, ich hatte schon erwähnt, daß Rapa Nui aufgrund seiner Lage mitten im tiefblauen Pazifik auch als die einsamste Insel der Welt bezeichnet wird. Als ich am Kraterrand des Vulkans Rano Kau stehe, kann ich das gut nachempfinden. Eine umwerfende Landschaft mit einem spektakulären Blick in den Krater auf der einen Seite. Und drehe ich mich um, dann sehe ich auf der anderen Seite nur blau, blau, blau. Pazifik ohne Ende. Die Einsamkeit ist förmlich greifbar.

Hier am Vulkan Rano Kau besuche ich die Kultstätte Orongo, die Zentrum des Vogelmannkults war und dem Gott Makemake huldigte. Der Höhepunkt der Zeremonien an diesem Ort bestand in einem Wettkampf zwischen den verschiedenen Stämmen. Je Stamm ging ein Wettkämpfer in das Rennen um ein Ei. Ein Rennen um das erste Ei der Saison der Russseeschwalbe um genau zu sein. Denn wer dieses Ei zuerst – heil – nach Orongo brachte, sicherte seinem Stamm für das nächste Jahr den Führungsanspruch über alle Stämme. Dazu mußte der Wettkämpfer nur (!) von Orongo aus die steilen Felsklippen hinunter ans Wasser klettern, auf einem Schilffloß über das Meer zu dem kleinen Inselchen Moto Nui schwimmen, ein Ei einsammeln und dieses wieder heil die Klippen hinauf nach Orongo bringen. Der Sieger wurde dann zum Vogelmann gekürt. Mit ein bißchen Fantasie kann ich mir die von Kopf bis Fuß bemalten Wettkämpfer lebhaft vorstellen; bekomme jedoch das Gruseln bei dem Gedanken, daß sicherlich dem einen oder anderen die steilen Klippen zum Verhängnis wurden. Und wieviele hungrige Haie mögen sich ihr Mittagessen so wohl geholt haben? Und das alles wegen einem Ei?!

Mit Orongo lerne ich den ‚jungen‘ Teil der geheimnisvollen Geschichte Rapa Nuis kennen, denn der Vogelmannkult entstand erst als die großen berühmten Steinstatuen von Rapa Nui – die Moai – bereits auf der Nase lagen. Ja, richtig gelesen, alle Moai wurden gezielt umgestoßen. Der letzte stehende Moai wurde von einem Segler um 1830 gesichtet. Alle heute – wieder -stehenden Moais wurden viel, viel später – größtenteils im 20. Jahrhundert – wieder aufgestellt. Stellt sich die Frage, warum um Himmels willen wurden alle Moais umgestoßen? Vermutlich waren wohl Stammesfehden schuld, die auf der Insel ausgetragen wurden. Aber eine bestätigte Überlieferung gibt es nicht, wie für so viele andere Fragen den Kult um die Moais betreffend. Deshalb ist Rapa Nui auch die geheimnisvollste Insel der Welt.  Mystisch, geheimnisvoll, faszinierend. Und so betrachte ich die Moais, die ich kennenlerne, mit neuen Augen.

Da gibt es Plattformen, wie den Ahu Vaihu, neben der 8 umgestoßene Moai auf der Erde liegen. Ihre Kopfaufsätze liegen verstreut herum. Fast bekomme ich eine Gänsehaut beim Betrachten dieser großen, leblosen Steinkörper, die da nebeneinander mit dem Gesicht nach unten aufgereiht und mit den Füßen noch auf der Plattform liegen.

Dann wieder betrachte ich den fantastischen Ahu Tongariki auf dem 15 Moai-Statuen – von einem japanischen Kranunternehmen werbewirksam wieder aufgerichtet – stehen. Diese Moais mußten vor ihrer Wiederauferstehung erst einmal wieder zu der Zeremonialplattform gebracht werden. 1960 löste ein Erdbeben zwschen Rapa Nui und dem chilenischen Festland einen Tsunami aus, der einige Statuen mehr als 100 Meter weit ins Landesinnere trug. Außerdem steht ein 16. Moai in Abstand von der Zeremonialplattform. Dieser wird von den Einheimischen heute liebevoll ‚the Traveller‘ genannt, denn er war schon auf Reisen zu einer Ausstellung in Japan.

Und ein wenig abseits des Ahus liegt noch der ’schlafende‘ Moai auf dem Rücken auf dem Boden. ‚Der Schlafende‘ hat noch keine ausgeformten Augenhöhlen, woran die Archäologen erkennen, daß dieser Moai niemals aufgerichtet auf einer Zeremonialplattform gestanden hat. Er ist einer der auf dem Transportweg gestrandeten Moais, als scheinbar von heute auf morgen irgendwann in ferner Vergangenheit die Moai-Herstellung eingestellt wurde. Und so findet man an verschiedenen Stellen mitten auf Rapa Nui Moais, die auf ihrem Weg aus dem Steinbruch von Rano Raraku hinaus zu ihren Zeremonialplattformen einfach stehen- bzw. liegengelassen wurden. Und dort warten sie noch heute, nach über einem Jahrhundert, geduldig auf ihren Weitertransport….

Aber nichts bereitet mich auf den Anblick der Moais am Steinbruch des erloschenen Vulkans Ranu Raraku vor. Hier ist die ‚Geburtsstätte‘ der Moai. In den Steinbrüchen meißelten die Rapa Nui ihre gigantischen Statuen aus dem Stein heraus. Hier im Steinbruch stehen noch unzählige Steingiganten: still, unbeweglich, mit steinernen Gesichtszügen, starren Augenhöhlen, zumeist bis zur Brust oder bis zum Hals in der Erde steckend. Ich wandere zwischen diesen starren Figuren herum. Blicke hier in unvollendete Augenhöhlen, sehe dort markante Gesichtszüge. Ich bin mit den Moais auf Augenhöhe – aber nur weil sie bis zum Hals im Dreck stecken. Bedeckt durch die Erde von Jahrhunderten. Es löst leichtes Unbehagen in mir aus, wenn ich mir vorstelle, daß unter der Erdoberfläche die riesigen Körper der Moai stecken oder ich womöglich auf vollständig begrabenen Moais herumspaziere.  Fast 900 Moais wurden auf Rapa Nui hergestellt und davon befinden sich noch fast 400 Statuen vollendet oder unvollendet hier im Steinbruch. Vergessen. Erstarrt. Von Erde festgehalten. Mit einem leichten Schaudern erwarte ich, daß diese stummen Steingiganten jeden Moment zu Leben erwachen, den Kopf bewegen und losmarschieren – was der Legende nach auch irgendwann eintreten wird…

Ob sich dann auch die unvollendeten Moais aus dem Fels herausschälen werden? An einer Stelle finde ich einen Moai, der bei Fertigstellung gut und gerne 20 Meter groß geworden wäre und vermutlich soviel wie eine Boing 747 gewogen hätte. Waren die damaligen Steinmetze und ihre Auftraggeber größenwahnsinnig? Diese Giganten transportieren zu wollen?  Die größte aufgerichtete Figur mit Namen Paro am Ahu Te Pito Kura ist ’nur‘ 9,8 Meter hoch. Im Durchschnitt lagen die Statuen jedoch bei einer Größe von 4,05 Metern und einem  Durchschnittsgewicht von 12,5 Tonnen. Was für eine Leistung diese Statuen von dem im Landesinneren gelegenen Steinbruch über Kilometer zu ihren jeweiligen Zeremonialplattformen zu bugsieren. Wie das wohl geschah? Die Statuen tanzten, berichtet die Überlieferung. Wurden sie also stehend transportiert? Oder doch liegend? Rätsel  über Rätsel.

Und so stehen die heute wieder aufgerichteten Moais stumm auf ihren Plattformen am Wasser, blicken fast alle ins Landesinnere starren Blickes und behüten ihre Vergangenheit. Fast komme ich mir von ihnen beobachtet vor: ‚Big Brother is watching you‘. Doch halt, es fehlen ihnen ja die Augen, die den Statuen vermutlich nur zu bedeutenden Zeremonien eingesetzt wurden. Also stumme, blinde Wächter. Auf jeden Fall behüten sie ihre Geheimnisse gut.

Aber nicht jeder scheint diese Mischung aus Respekt und Ehrfucht gegenüber diesen Steingiganten zu empfinden, der sich bei mir einstellt. Wurde doch ein finnischer Besucher 2008 dabei ertappt wie er das Ohr eines Moais abbrechen wollte, um es als Souvenir mit nach Hause zu nehmen. Was denken sich die Leute eigentlich?

Statt ein Stückchen Moai erbeuten zu wollen, genieße ich ihren Anblick am Strand von Anakena. Ein weiterer Superlativ: Dies ist weltweit der einzige weiße Sandstrand mit herrlichem Kokospalmenwäldchen und archäologischen Stätten. Denn auch hier befindet sich eine Zeremonialplattform, der Ahu Nau Nau, auf dem 7 Moais stehen. Mit dem Rücken zu dem herrlichen türkisblauen Wasser und weißen Sand. Schade nur, daß das Wetter nicht zu einer ausgiebigen Badepartie einlädt.

Nach so vielen steinernen Zeitzeugen verbringe ich den 4. Tag mit einer Herausforderung der ganz anderen Art. Ich erklimme den erloschenen Vulkan Maunga Terevaka, dessen baumloser Hügel mit 507 Metern die höchste Erhebung der Insel ist. Eine herrliche Landschaft und je höher ich komme, desto besser der Rundblick über die ganze Insel. Allerdings kann ich der Landschaft nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit widmen, denn ich sitze auf dem Rücken eines Pferdes. Es ist ein ungewohntes Gefühl nach so langer Zeit mal wieder hoch zu Ross durch die Landschaft zu reiten. Ich bin ein wenig unentspannt. Ungewohnt zum einen, und ein faules Pferd zum anderen. Ich muß mich abrackern, um den Gaul in Bewegung zu halten. Insbesondere den Hügel hinauf möchte er sich vor dem Galopp drücken. Und bereits nach 2 Stunden als wir auf dem Maunga Terevaka ankommen, ist mir klar, daß ich am nächsten Tag einen unglaublichen Muskelkater haben werde.

Und so verbringe ich meinen letzten Tag auf Rapa Nui eher faul. Morgens fahren wir in die ‚Hutmacherei‘, den kleinen Vulkankrater Puna Pau. Hier wurden die schweren rötlichen Kopfaufsätze – Hüte oder Haarknoten – der Moai hergestellt.

Nachmittags bummele ich noch einmal durch das Städtchen Hanga Roa und esse in einem kleinen Restaurant am Hafen mit Terrasse zum Wasser zu Abend. Denn Ricardo, der Koch von Jerome, hat Sonntags seinen freien Tag und so muß ich mich selber um meine Verpflegung kümmern. Und dann bietet mir Rapa Nui zum Abschluß dieser Woche noch einen wunderschönen Sonnenuntergang.

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Bei den Moais

So ein Round-the-World-Ticket zahlt sich wirklich aus. Den Sprung von Mendoza nach Santiago de Chile mache ich mit LAN und nutze Meilenguthaben. Einen Tag später bringt LAN mich dann mit einem fast 6 Stunden dauernden Flug auf die Isla de Pascua (Osterinsel) zu den geheimnisvollen Moais. Warum eigentlich Osterinsel? Nun, ein holländisches Schiff entdeckte die Insel vor über 280 Jahren an einem Ostersonntag. Die Einheimischen nennen ihre Insel immer noch Rapa Nui.

Am Flughafen auf Rapa Nui holt mich Jerome ab. Stilecht werde ich mit einer Blumenhalskette empfangen. Ich habe mich in das nette Bed & Breakfast ‚Chez Jerome‘ für 7 Nächte einquartiert. Monsieur ist Franzose, Madame eine Rapa Nui und bereits heute stecken sie mitten in den Vorbereitungen für das jährlich im Februar stattfindende Tapati-Festival. Denn diesmal ist nicht nur das Festival selbst zu organisieren, sondern ihre älteste Tochter ist als Kandidatin nominiert. Ob sie diejenige sein wird, die zum Höhepunkt des Festivals als Königin gekrönt werden wird? Ich drücke ihr die Daumen. Die Proben sind auf jeden Fall in vollem Gang – abends wird an Gesang und Musik gefeilt und während wir Moais besichtigen trainiert Celine für einen ihrer Wettkämpfe: Einmal durch den Kratersee des Ranu Raraku schwimmen und ein Lauf. Königin der Rapa Nui wird, wer die höchste Punktzahl aus verschiedenen Wettkämpfen sammelt. Wettkämpfe finden im Tanzen, Singen, Pferderennen, Angeln, Tauchen,Triathlon á la Rapa Nui, im Schnitzen von Moai-Statuen, im Kochen, im Rudern und im Haka Pei statt, einem Abfahrtsrennen an einem Vulkanhang auf Bananenbaumschlitten. Und natürlich werden Körperbemalung und die Fingerfertigkeit beim Auffädeln von Muschelketten ebenfalls geprüft. Die Kandidatinnen werden dabei von ihren Familien und einem großen Anhang unterstützt, darunter erfahrene Athleten und Experten. Welche Athleten für welche Kandidatin kämpfen, darüber entscheidet auch die Stammeszugehörigkeit. Schade, daß ich das nicht erleben werde. Aber andererseits wird im Februar die Insel völlig überfüllt sein und im Moment kann ich die verschiedenen Moais, diese riesigen Steinskulpturen, ganz ungestört besuchen. 

Die Zeitverschiebung schenkt mir 2 Stunden. Hier auf der ‚einsamsten Insel der Welt‘ abseits der großen Schifffahrtsrouten bin ich immerhin rund 3.700 km Kilometer vom chilenischen Festland entfernt. Die nächste bewohnte Insel, Pitcairn, kommt erst in 2.078 Kilometern; bis Tahiti sind es dann schon 4.251 Kilometer. Nicht gerade um die Ecke. Schon beim Anflug auf die Insel denke ich, daß es ganz schön viel Wasser – tiefblau – und wenig Insel ist. Die Form der Insel ist ein ‚Dreieck mit dramatischen Ursachen‘, wie es so schön auf einer Osterinsel-Webseite heißt, denn die Insel ist vulkanischen Ursprungs. Und wieso hatte ich eigentlich die Vorstellung, daß die Insel mit Ausnahme der drei Hauptvulkankegel flach ist? Es gibt mehr als 70 kleine Nebenkrater auf der Insel, die ihr ein hügeliges Aussehen verpassen. Auch wenn die Insel an ihrer längsten Stelle nur 24 Kilometer mißt, komme ich ins Zweifeln alle Moais mit dem Fahrrad besuchen zu wollen.

Aber erst einmal besuche ich die Hauptstadt – und einzigste Stadt – von Rapa Nui, Hanga Roa. Eine Stadt? Eine Hauptstraße, die alles andere als einen städtischen Eindruck macht. Die Häuser liegen verstreut genug, um mit viel Grün den Eindruck einer Stadt zu verwischen. Und die entspannte Lebensart der Insel trägt ihr übriges dazu bei. Ich bummele auf jeden Fall zu dem Hafen, der keiner ist. Denn er ist weder durch Kaimauern geschützt, noch können Schiffe direkt anlegen. Selbst die Segler ankern draußen. Ich begrüße die ersten beiden Moais, die auf einer Plattform am Fischereihafen stehen. Die Sonne brennt – mit Wind und Wolken sehr gefährlich – und gönne mir ein spätes Mittagessen, ein Thunfisch-Ceviche. Ich esse in Gesellschaft eines Hongkong-Chinesen, der kein Spanisch und nur wenig Englisch spricht. Er hatte auf eine Menü-Karte mit Bildern der Speisen gehofft. Leider am Hafen von Hanga Roa in den kleinen Restaurants nicht zu haben. Also übersetze ich soweit es geht.

Nachmittags mache ich mich dann auf den Weg zum Ahu Tahai und Ahu Akapu in der Nähe des Museums. Hier thronen auf drei Zeremonialplattformen (Ahu) Moais. Einer davon trägt einen wunderschönen Kopfaufsatz – der vermutlich soviel wie zwei Elefanten wiegt – und besitzt Augen. Wie um Himmels willen haben die Rapa Nui nur diese gigantischen Steinstatuen bewegt und ihnen ihre Kopfaufsätze aufgesetzt? Und warum haben die anderen Statuen keine Augen? All das werde ich die nächsten Tage bei meinen Ausflügen mit Jerome – ich bin faul und habe inzwischen für die Autovariante mit gutem Guide statt Fahrrad optiert – lernen.

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Mendoza

Wieder einmal nehme ich einen Nachtbus. Von Cordoba nach Mendoza. In Santiago auf dem Busbahnhof war alles trotz der Menschenmassen noch so schön geordnet: Alle Busse – und es waren so viele, viele, viele – wurden mit Busunternehmen, Uhrzeit, Destination und ihrem jeweiligen Busbahnsteig angezeigt. Dazu gab es den Luxus von verständlichen Lautsprecherdurchsagen. Und hier? Hier gibt es vielleicht keine 75 Busbahnsteige wie in Santiago, aber es sind immer noch mehr als genug. 30, 40 oder mehr? Anzeigetafel? Lautsprecherdurchsage? Fehlanzeige! Am Schalter meiner Busgesellschaft Andesmar erhalte ich die Auskunft, daß mein Bus Bahnsteig 1 bis 15 abfährt. Hm, habe ich das richtig verstanden? Ich frage nochmal nach; traue meinen Spanischkenntnissen nicht. Aber ich habe alles richtig verstanden. Der Bus wird an einem der Bahnsteige 1 bis 15 halten, an welchem genau, kann man vorher nicht sagen. Eben an einem Bahnsteig, der gerade frei ist. Das würde ich dann schon sehen, wenn der Bus einfährt, wir mir versichert. Und das auf so einem trubeligen Busbahnhof!

Also positioniere ich mich 30 Minuten vor Abfahrt so günstig wie möglich. Plattform 1 bis 11 habe ich im Blick, der Rest ist hinter einer fetten Betonsäule verborgen. Aber alle Busse müssen ja an Plattform 1 vorbeifahren; also fange ich an Busse zu beobachten. Nach 10 Minuten kann ich schon vorhersagen, welche Busse an Plattform 1 bis 15 anhalten und welche die weiter hinten gelegenen Bahnsteige anfahren. Busse ohne Ende fahren an mir vorbei. In allen Farben und Zuständen. Gefühlt gibt es so viele Busunternehmen wie Sand am Meer. Nur meine blauen Andesmar-Busse lassen bisher auf sich warten. 10 Minuten vor Abfahrt kommt schließlich ein Andesmar-Bus in den Busbahnhof gefahren. Nicht meiner. Aber der nächste blaue Bus, der dann 2 Minuten später an Plattform 9 hält, ist dann meiner. Noch ein wenig länger Busse beobachten und ich hätte bald als lebende Anzeigetafel arbeiten können.

Wir haben einen lustigen Steward auf der Busfahrt. Lucas ist ganz geknickt, als ich abends um 22 Uhr auf sein Abendessen verzichte. Es wäre doch so lecker! Ob ich wirklich keinen Hunger hätte? Nein, wirklich nicht. Ich erkläre ihm, daß für uns Deutschen ein Abendessen um diese Uhrzeit einfach viel zu spät wäre. Nun, dann aber vielleicht ein Weinchen? Den Gefallen tue ich ihm gerne, denn schließlich fahre ich ja in das Weinanbaugebiet Mendoza.

Essen um 22 Uhr. Für die Argentinier normal – oder eher ein wenig zu früh. Ich habe abends um 19 Uhr Probleme ein offenes Restaurant zu finden. Wenn ich um 22 Uhr das Restaurant verlasse, dann trudeln normalerweise die ersten argentinischen Gäste ein. Und nachts kurz vor Mitternacht vor dem Steakhaus noch Schlange stehen und auf einen freien Tisch warten? Hier nichts ungewöhnliches. In Deutschland würde man eher an eine Fata Morgana glauben. Das ein oder andere Mal in Gesellschaft esse auch ich spät. Das endet dann meistens damit, daß ich nicht richtig schlafen kann, weil mein Bauch einfach zu voll ist.

Heute im Bus dagegen schlafe ich gut. Kein spätes Essen, ein kleiner Rotwein und Sitze, die man komplett als Liegefläche umlegen kann. Ich bekomme ein Kopfkissen, eine Decke – was will ich mehr? 

Morgens um 6:00 Uhr bin ich dann in Mendoza. Diesmal ausgeschlafener als bei meiner Ankunft in Cordoba. Kurz vor dem Aussteigen krame ich meine Hosteladresse hervor. Ich mache mich diesmal zu Fuß auf den Weg, denn das Hostel liegt nur ein paar Straßenblöcke vom Busbahnhof entfernt. Das ‚Lao Hostel‘ begeistert mich von Anfang an. Nettes Zimmer, netter Aufenthaltsraum und supernette Leute. Eines der besten Hostels, das mir bisher auf meiner Reise begegnet ist. Ich kann gleich meine Sachen loswerden und trinke erst einmal einen Tee.

Gleich am Frühstückstisch lerne ich Tanja kennen, eine Deutsche, die 8 Wochen durch Argentinien gereist ist. Wir verabreden uns für den Abend. Sie geht trekken und ich in die Stadt. Irgendwie hatte ich mir Mendoza viel, viel größer vorgestellt. Aber die Stadt macht den Eindruck einer Kleinstadt: breite Straßen mit Baumalleen, viele Einfamilienhäuser, kleine Parks und gute Eisdielen – Mendoza ist für sein gutes Eis bekannt. Und doch sagt mir mein Reiseführer, daß Mendoza mit seinen 1,1 Mio. Einwohner eigentlich nur unwesentlich kleiner ist als Cordoba. Also doch keine Kleinstadt!

Mendoza ist nicht nur für sein gutes Eis bekannt, sondern vor allem für seinen guten Wein. Die Gegend um Mendoza ist eigentlich eine Trockensteppe, aber durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem ist hier Weinanbau möglich. Mit Tanja melde ich mich abends für eine Weintour am nächsten Tag an.

Wie sich am nächsten Morgen herausstellt, sind wir zu sechst. Unser erster Weg führt uns zu einem Kiosk, an dem wir uns eine Busmagnetkarte kaufen. Zwar ist Busfahren hier auch mit Münzgeld möglich, aber in Argentinien besteht eine chronische Münzgeldknappheit. Münzen muß man sich hartnäckig ersammeln. Selbst in Supermärkten ist jeder immer auf der Jagd nach Münzen und Kassierer haben Probleme mit ausreichendem Wechselgeld. In Bäckereien wurde ich bereits das ein oder andere Mal statt mit Wechselgeld sprichwörtlich mit einem Brötchen abgespeist.

40 Minuten Busfahrt bringen uns dann von Mendoza aus nach Charcas, einer Kleinstadt inmitten von Weinanbau. Eine Bodega reiht sich an die andere. Wir erkunden 4 davon per Rad: Wir mieten Fahrräder, erhalten eine kleine Karte, auf der unsere Anlaufstationen, die Bodegas, markiert sind, einen Hinweis zum Mittagessen und ein paar Hinweise zu den Straßen. Und los geht es. Die erste Weinkellerei liegt gleich am Ortsrand, kaum daß wir in die Pedale gestiegen sind, gibt es schon morgens um 11 Uhr die erste Rotweinprobe – Malbec und Cabernet Sauvignon. Ich bin wenig beeindruckt und überlege, ob wir entgegen den Versprechungen unseres Hostelbesitzers doch nur an Billigweinanbieter geraten werden bei unserer Weinprobe. Zwar hat die Weinkellerei einen netten kleinen Garten mit einladenden Gartenmöbeln, aber nach 3 getesteten Rotweinen schwingen wir uns wieder auf die Fahrräder. Diesmal müssen wir wirklich ein Stück radeln.

Eine halbe Stunde Fahrt bringt uns zu Carmelo Patti. Vorgewarnt halten wir nach der Hausnummer Ausschau. Ein Schild oder einen anderen Hinweis, daß sich hinter der Mauer eine Weinkellerei verbirgt, gibt es nicht. Hier empfängt uns der Chef persönlich. Er ist fast schon eine Legende in Mendoza. Carmelo Patti stellt seit fast 4 Jahrzehnten Wein in Mendoza her. Jeder Winzer hat sicherlich eine kreative Ader, aber Carmelo Patti scheint die Personifizierung eines Weinkünstlers zu sein und so kümmert er sich in seiner Bodega persönlich um jede Seite der Weinverarbeitung – und auch um die Vermarktung. Während wir kosten erzählt er uns über seine Arbeit – er spricht über seinen Wein wie von seiner Familie, so daß im Gespräch mit ihm Weinherstellung plötzlich eine neue faszinierende Dimension erhält. Auch in der  Vermarktung seiner Weine ist er mehr als eigenwillig – wie bereits das fehlende Türschild beweist. Man kennt ihn in der Branche und so stellt er in seiner Bodega eine ausgesuchte Menge Weine her, die er erst dann auf den Markt gibt, wenn er selbst sie für ‚reif‘ erklärt. Carmelo Patti lässt uns von seinem Meisterwerk ‚Gran Assemblage‘, einer Mischung verschiedener roter Trauben, kosten – und er schmeckt vorzüglich! Selbst ich als Weinlaie schmecke den runden Fruchtgeschmack heraus.

Gut beschwingt nach diesem tollen Bodega-Erlebnis machen wir uns auf die Fahrt zum Mittagessen. Es wird Zeit, daß wir etwas zu Essen in den Magen bekommen. An unserem nächsten Stop Clos de Chacras erwartet uns ein sehr nettes Ambiente im Restaurant. Vielleicht zu nett? Denn das Essen kann mit dem Ambiente nicht so ganz mithalten. Ich habe sicherlich schon besseres Fleisch in Argentinien für diesen Preis gegessen. Wir kosten zum Essen den hauseigenen Malbec. Nach dem ‚Gran Assemblage‘ von Carmelo Patti kann das – auch wenn er nicht schlecht ist – nur eine Enttäuschung sein.

Nach einer ausgiebigen Pause setzen wir uns kurz vor 15 Uhr erneut auf die Fahrräder. Inzwischen sind locker über 30 Grad im Schatten. Ein perfekter Tag für eine Weinprobe per Fahrrad ;-). Aber noch sind wir alle – England, Island, Deutschland – fit und radeln ohne Pannen nach ‚Altavista‘, einem taditionsreichen Weingut aus dem Jahr 1890. Das Weingut ist seit etwas mehr als einem Jahrzehnt in französischer Hand und eine ganz andere Größenordnung als Carmelo Patti; um nicht zu sagen, genau das Gegenteil. Es erwartet uns eine professionelle Führung durch den Weinbetrieb; wir sehen die traditionellen Steintanks, die neuen Stahlbehälter und machen einen Gang durch den Weinkeller mit seinen Barriquefässern. Hier in Altavista werden einige der besten Weine von Argentinien hergestellt – in rot Malbec und Cabernet Sauvignon und in weiß Torrontes. Wir erhalten ein feines Sortiment zum Probieren. Auch wenn wir ’nur‘ an einer gemütlichen Bar sitzen – denn die professionelle ‚Weinprobenstube‘ bleibt uns Weinbanausen natürlich verschlossen. (Wir linsen beim Hinausgehen nur durch das Türglas, als eine der High-end-Weintouren dort Platz nimmt.)

Von dem Torrentes bin ich so begeistert, daß ich eine Flasche einpacke. Zum Glück sammelt unserer Fahrradvermieter die gekauften Weine ein und wir können unsere Fahrradtour unbelastet fortsetzen. Es geht zurück zum Startort und nachdem wir unsere Fahrräder abgegeben haben, machen wir uns zum Abschluß auf den Weg in die lokale Schokolaterie – oder doch Likörstube? Auf jeden Fall rundet eine Probe von verschiedenen Likörchen und Schokoladen den Tag ab. Als wir ein wenig später den Bus zurück nach Mendoza nehmen, muß ich aufpassen, daß ich nicht unsere Bushaltestelle verschlafe. Trotzdem verpassen wir die erste Haltestelle, landen beim nächsten Halt aber direkt vor den Gemüseläden und dem Supermarkt. So gehen wir uns gleich ein paar Nudeln und ein wenig Gemüse kaufen und kochen abends gemütlich im Hostel. Ein Abendessen ohne Wein, denn der Kopf meldet sich nach diesem Tag und der Hitze doch zu Wort.

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