Cordoba

Eine lange und doch kurze Busfahrt bringt mich von Buenos Aires nach Cordoba. Lang, da ich über Nacht fahre. Kurz, da der Bus bereits um 5:30 Uhr in Cordoba ankommt und ich um 4:30 Uhr zum Fruehstueck geweckt werde. Diesmal komme ich definitiv ziemlich unausgeschlafen und unwirsch in einer neuen Stadt an.

Es hilft auch nicht, daß die Stadt grau in grau ist. Die Sonne kommt auch Stunden später nicht wirklich zum Zug. Die Asche – eine ganz feine Staubschicht bedeckt alles. Ich gönne mir noch am Busbahnhof erst mal einen ‚Cafe doble‘ zum Aufwachen und ein Croissant. Nun sieht die Welt schon ein bißchen wacher aus. Und dann stelle ich mich in die Taxischlange. Jeder zweite, der hier ankommt will mit dem Taxi weg. Ich habe so ungefähr hundert Leute vor mir. Und bin dann doch erstaunt, daß ich nach nur 12 Minuten schon im Taxi sitze. Ich wollte gerade schon wieder zu grummeln anfangen …

Im Hostel habe ich Glück und mein Zimmer ist frei und damit kann ich es mir gleich gemütlich machen. Manchmal hat so ein eigenes Zimmer ja auch so seine Vorteile. Nachdem ich mit dem linken Fuß aus dem Bus ausgestiegen zu sein scheine, schlafe ich erst noch mal ein bißchen. Auch anschließend inspiriert mich der Tag nicht zu großen Aktionen. Ich beschließe morgen Cordoba noch einmal mit frischen Augen anzusehen.

Und tatsächlich. Am nächsten Tag ist nicht nur meine Laune deutlich besser, auch die Sonne ist zurück. Oder liegt meine gute Laune an der Sonne? Egal wie, ich mache mich erneut auf zu einem Bummel durch die Stadt und genieße die erste richtige Fußgängerzone, die ich in den letzten 8 Monaten in einer Stadt gefunden habe. Die Stadt macht einen geschäftigen Eindruck – naja, kein Wunder, ist sie schließlich die zweitgrößte Stadt Argentiniens. Ich klappere die Hauptsehenswürdigkeiten bei meinem Bummel durch die Stadt ab, das sind vor allem die alten Kolonialgebäude. Viele Universitäten und Institute haben Cordoba zu ihrem Spitznamen ‚La Docta‘ (die Gelehrte) verholfen. Ich finde die vielen Studenten und Universitäten herrlich. Schaue mir den ein oder anderen Innenhof an und genieße einfach nur das Flair der Stadt.

Eigentlich wollte ich ja von hier aus noch einen Abstecher in die kleine Nachbarstadt Alta Garcia machen. Das eine Stunde Busfahrt entfernt liegende Alta Garcia ist bekannt für die Estancia der Jesuiten, die unter UNESCO-Schutzt steht, und das Che Guevara-Museum, da Che hier einen beträchtlichen Teil seiner Jugend verbracht hat. Und nachdem mir das Konterfei von Che auf Cuba so häufig auf Häuserwänden begegnet ist, wäre ein wenig Fortbildung in Sachen Che sicherlich interessant gewesen. (Auf Cuba wollte ich weder meinen Rucksack noch meine Reisekasse mit der doch sehr einseitig geprägte Literatur über Che belasten.) Aber da ich Flair und Rhythmus von Cordoba so entspannend finde und ich morgen abend gleich den nächsten Nachtbus nach Mendoza nehmen werde, bleibt der Ausflug nach Alta Garcia auf der Strecke. Neben Buenos Aires und Salta ein Grund mehr irgendwann wieder einen Urlaub in Argentinien einzuplanen. Und manch einer meiner früheren Reisebegleiter wird sich fragen, was mit mir los ist: Eine Sehenswürdigkeit auslassen? Anke, geht es dir gut? Tja, 8 Monate reisen lässt mich eben alles etwas entspannter angehen.

Ach ja, Bilder von Cordoba? Irgendwann später, ich muß einen Internet-PC finden, der mit meiner externen Festplatte zusammenarbeiten mag.

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5 Tage Buenos Aires – Alltägliches

Mein Foto macht Punkte auf den Bildern. Also reinigen lassen. Wenn nicht in Buenos Aires, wo denn dann? Ich suche mir aus dem Internet eine Adresse eines Fotogeschäfts in der Innenstadt und mache mich auf die Suche. Hm, der Laden ist verrammelt und verriegelt mit einem Rolltor. Im Nachbarladen, einer Druckerei, kommen nur ratlose Blicke auf meine Nachfrage. Den Fotoladen scheint es also schon eine Weile nicht mehr zu geben. Aber ich erhalte eine neue Adresse ein paar Straßenblöcke weiter. Kenne ich das nicht schon aus Lima?

Ich finde das Fotogeschäft auf der Avenida Diagonal Norte sofort, ernte aber wieder nur Kopfschütteln. Nur Verkauf, keine Reparatur oder Reinigung in diesem Laden. Aber auch hier erhalte ich wieder eine neue Adresse – diesmal sogar aufgeschrieben: Suipacha 255 7″ 3″. Ok. Ich mache mich erneut auf die Suche. Gleich um die Ecke drei Blöcke weiter finde ich die Straße Suipacha und laufe die Geschäfte ab. Den Hausnummern nach muß es auf der linken Seite sein. Nichts. Ich drehe um und mustere nochmals alle Geschäfte: Schuhgeschäfte, Tangogeschäfte, ein Handyladen, ein Papiergeschäft, aber kein Fotoladen. Am Ende des Straßenblocks drehe ich wieder um, verfolge jetzt die Hausnummern im Einzelnen und zähle, wo es keine gibt. Und siehe da, Hausnummer 255 ist ein Wohnblock, den ich bisher vollkommen ignoriert habe. An den Klingeln sind weder Namen noch Geschäftsadressen vermerkt – ich bin irritiert. Und keine Ahnung wie mein Reparaturgeschäft heißt.

Ich zeige dem Pförtner meinen Zettel – wie gut, daß es in fast jedem Haus hier einen Pförtner gibt – und er nickt: richtige Adresse, 7. Stock, 3. Tür auf der rechten Seite wenn ich aus dem Aufzug komme. Nein, der Aufzug ist kein Paternoster, aber viel fehlt nicht. Ich ziehe die Falttüren des Aufzugs zu und fahre ruckelnd in den 7. Stock. Dort stehe ich dann vor einer Tür mit der Geschäftsanschrift ‚ABC-Service‘. Etwas skeptisch drücke ich auf die Klingel, werde aber professionell empfangen, meine Kamera wird inspiziert, ich erhalte eine Quittung und kann morgen nachmittag die Kamera gereinigt gegen 200 A$ (immerhin 34 Euro) abholen. Erhalte sogar 1 Jahr Garantie auf die Reinigung. Brauche ich nicht, ist aber im Preis inklusive, wie mir erklärt wird. So bin ich erstmal ohne Kamera. Bisher war das Wetter grau in grau mit Regenschauern – wofür brauche ich da eine Kamera? Aber kaum komme ich ohne Kamera auf die Straße scheint die Sonne. So ein Pech!

Samstag morgen bringe ich dann meine Wäsche zum Waschen. ‚Gleich um die Ecke in Costa Rica‘ bekomme ich in meinem Bed & Breakfast gesagt. Costa Rica, Paraguay, Venezuela, Peru, … ganz Lateinamerika ist hier bei den Straßennamen vertreten. Also trabe ich mit meinem Plastikbeutel schmutziger Wäsche los – und laufe wieder vorbei. Ganz um die Ecke kann doch nicht so weit sein. Also drehe ich um und mustere wieder die Häuserfronten. Diesmal sagt mir meine Nase, daß ich der Wäscherei nahe bin. Ich erkenne sie erst auf den zweiten Blick. Ohne Werbeschild, wie ein Hochsicherheitstrakt hinter einem weißen Gitterwald verborgen. Keine Tür offen. Ich reiche meine Wäsche durch eine kleine Fensteröffnung in dem Gitterwald ins Innere. Für 14 Peso (2,39 Euro) erhalte ich meine Wäsche gewaschen ins Bed & Breakfast zurückgeliefert. Was für ein Service – wenn man die Wäscherei denn findet.

Auch wenn ich mich in den Straßen von Buenos Aires bewege, merke ich, daß ich in Lateinamerika bin. In Lateinamerika müssen Fußgänger schon auf sich aufpassen. Hier hält kein Auto. Vielmehr komme ich mir manchmal vor wie bei einer Kaninchenjagd. Befinde ich mich auf der Straße, geben die herannahenden Autofahrer erst recht noch einmal Gas und drücken kräftig auf die Hupe. Als Kaninchen hüpfe ich dann immer wieder schnell auf den nächsten Bürgersteig. Wir sind hier eben doch nicht in Italien oder Paris, wo die Autofahrer zwar temperamentvoll, aber rücksichtsvoll unterwegs sind.

Und nicht nur auf den Straßen ist Aufmerksamkeit geboten, auch beim Bummel über die Märkte darf ich nicht vor mich hinträumen. Taschendiebe. Ich habe ja schon manches Mal Abstand von Leuten gehalten, von denen ich dachte, daß sie auf der Suche nach einem Opfer sind. Aber gestern bin ich auf einem Kunsthandwerkermarkt zwischen zwei gut gekleidete Frauen um die Mitte 50 geraten. Und ich war etwas verblüfft, wie schnell das Seitenfach meiner Tasche aufgezogen wurde unter dem Schutz einer großen Brieftasche. Allerdings ließ die gute Frau sofort die Finger von meiner Tasche als ich mich abrupt umdrehte und ihr auf die Füße gestiegen bin. Jede andere hätte mich aufgebracht beschimpft ob meiner trampeligen Art. Sie jedoch zog sich nur vorsichtig zurück. Hatte ich sie also richtig identifiziert. Ja, es wird nie langweilig.

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5 Tage Buenos Aires – Sehenswürdigkeiten

Buenos Aires … und die Welt ist in Ordnung. Zumindest für mich. Eine Stadt, in der ich nicht nur Tage, sondern vermutlich auch Monate verbringen könnte. Eine Stadt zum Wohlfühlen, fast europäisch anmutend in manchen Ecken und doch wieder typisch südamerikanisch.

Von meinem Bed & Breakfast ‚La Otra Orilla‘ im Stadtteil Palermo Viejo aus erkunde ich die Stadt. Vieles geht mit der Metro, die hier ‚Subte‘ heißt, aber nicht alles. Und da es mir zu stressig ist, mich mit dem Bussystem vertraut zu machen, bin ich viel zu Fuß unterwegs – und sehe so um so mehr.

Buenos Aires ist eine sehr entspannte Großstadt. Keine Hektik – trotz der Größe. Immerhin wohnen 13 Millionen Leute hier, das ist ein Drittel aller Argentinier. Kein Wunder, daß der Rest des Landes in manchen Teilen einfach nur leer ist. Und doch – mein Sprung von Montevideo nach Buenos Aires ist spürbar. Angefangen natürlich schon damit, daß Montevideo nur 10 % der Einwohner von Buenos Aires hat, ist hier in Buenos Aires alles ein bißchen großstädtischer, weltgewandter und ja, auch arroganter. Die offene, fast schon überschäumende Nettigkeit der Uruguayos fehlt mir.

Und so streife ich durch die Barrios von Buenos Aires. Was alles anschauen? Die Auswahl ist so vielfältig, daß ich nur einen Bruchteil der Stadt erkunden kann. Und so überlasse ich es dem Zufall, wohin mich meine Füße tragen. Ich laufe durch die hippen Barrios von San Telmo, Recoleta und Palermo, die geschäftige Ecke Retiro, durch das Parlamentsviertel und natürlich das Microcentro mit dem Präsidentenpalast.

Palermo mit seinen vielen Boutiquen, kleinen Geschäften, Bars, Cafés und kleinen Restaurants hat es mir angetan. Auf meinem Bummel durch San Telmo überkommt mich der Hunger und ich kehre in der nächsten Kneipe an der Ecke, dem ‚El Federal‘, ein. Treffer, wie ich nachher im Reiseführer lese, ist es doch eine Institution des Barrios. Es ist eine der sogenannten ‚bares notables‘ (bemerkenswerte Bar) und seit 1864 in Betrieb. Ich trete durch die Tür und fühle mich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückversetzt. Eine alte, kunstvoll verzierte Holzbar, der Mosaikfußboden noch original, die Flaschen in den Regalen aus einem anderen Leben – wenn die Wände doch reden könnten. Durch die Vergabe des Titels ‚bar notable‘ hat Buenos Aires das ‚El Federal‘ als Erbe der Porteño-Kultur anerkannt. Und so ist es natürlich ein Touristenhighlight. Aber an dem langsamen Samstag nachmittag befinde ich mich alleine unter Porteños, wie sich die Einwohner von Buenos Aires nennen.

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten soll die ‚Subte‘ Linie A sein. Auf der Linie A fahren noch die alten, originalen Holz-Waggons. Fenster sperrangelweit offen. Auch hier ist alles entspannt. Von der hektischen Metro in Paris, wo die Drehkreuze mit Hilfe von mannshohen Türen gegen Schwarzfahrer gesichert sind und doch nicht gegen diese ankommen, ist es ein weiter Weg bis hierher nach Buenos Aires. Alte Holzdrehkreuze mit neuer Magnetkartentechnik. Trotzdem bin ich ein bißchen enttäuscht von dieser als ‚Hauptsehenswürdigkeit‘ angeprisenen U-Bahn. 1913 in Betrieb genommen, ist die Subte von Buenos Aires zwar die älteste U-Bahn von Lateinamerika, aber sie kann doch nicht mit den alten Jugendstil-Stationen der Metro in Paris mithalten. Aber die alten Holzwaggons haben schon ihren Charme.

Von dem Teatro Colon bin ich dagegen uneingeschränkt begeistert. Es wurde am 25. Mai 1908 nach fast 20 Jahren Bauzeit mit der Oper Aida von Guiseppe Verdi eröffnet. Es ist eines der größten und auch berühmtesten Opernhäuser der Welt. Und im Moment eine Augenweide, denn nach 4 Jahren grundlegender Renovierung wurde es am 24. Mai 2010, zur 200-Jahr-Feier der argentinischen Unabhängigkeitsbewegung, wiedereröffnet. Ich ergattere eines der begehrten Tickets für eine Führung. Schlange stehen ist angesagt. und teuer sind die Tickets. Nicht für Argentinier, aber für uns Ausländer. Ich bezahle mal wieder den 3-fachen Preis. Trotzdem, das Gebäude ist eine Wucht! Leider nur sind Proben für die nächste Premiere in Gang und so sehen wir das Auditorium nur ohne Licht.

 

 

 

 

 

Am Samstag führt mich mein Weg zum ‚Congreso‘, dem Parlament von Argentinien. Ein beeindruckendes Gebäude. Meinem Reiseführer zufolge ist es das imposanteste Gebäude von Buenos Aires. Das mag wohl sein. Doch je länger ich es mir anschaue, desto internationaler wird es. Im griechisch-römischen Stil, aus argentinischem Granit erbaut durch einen französischen Architekten, ähnelt es mit seiner Kuppel dem U.S. Capitol und der zentrale Giebel ist mit einer Quadriga gekrönt, die stark an das Brandenburger Tor in Berlin erinnert. Wer weiß was sonst noch alles an Ideen geklaut wurde? Der ‚Congreso‘ ist ein Beispiel par excellence für die selbstbewußte Art der Argentinier architektonische Elemente der berühmtesten Gebäude der Welt in anderem Zusammenhang neu zu interpretieren.

Auf meinem Rückweg zur Kathedrale – die übrigens von außen wie ein griechischer Tempel und nicht wie eine Kathedrale aussieht – stolpere ich über einen Folkloreumzug. Die in Argentinien lebenden Bolivianer sind in ihrem Element. Während ich in der knallenden Sonne schwitze, tanzen sie in ihren Trachten durch die Straße. Die Männer in mir teils skurril anmutenden Kostümen, Masken jedoch aufgrund der Hitze vielfach in der Hand gehalten anstatt aufgesetzt. Die Frauen tanzen entweder in warmen Trachten aus dem Hochland der Andenregion oder in den knappesten Röckchen überhaupt – und das bei den rundlichen, wohlgenährten Figuren!

Durch Zufall sehe ich, daß die ‚Casa Rosada‘ am Wochenende besichtigt werden kann. So stelle ich mich wieder in eine Schlange und warte geduldig, bis ich mit der übernächsten Führung in die heiligen Hallen des Präsidentenpalastes geführt werde. Das ist vergleichbar mit einem Besuch von Schloß Bellevue in Berlin.

Allerdings wohnt der argentinische Präsident – der aktuell eine Frau, Cristina de Fernandez de Kirchner, ist –  nicht in der Casa Rosada; es ist nur sein reprtativer Arbeitssitz. Leider darf ich den Balkon auf dem Evita Peron ihre Reden hielt – und Madonna ihren Film ‚Evita drehte – nicht betreten.

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Asche auf mein Haupt

Und schon wieder lasse ich tagelang nichts von mir hören. 5 Tage Buenos Aires und noch kein Kommentar. Ich habe den Artikel ja in Arbeit, aber noch ist er nicht fertig. Besichtigung von Buenos Aires und Reiseplanung für meine nächsten Reiseziele haben einfach meine Zeit zu sehr in Anspruch genommen. Asche auf mein Haupt. Und das nicht nur sozusagen sondern inzwischen tatsächlich. Seit gestern schwebt hier eine Aschewolke des chilenischen Vulkans Puyehue über Buenos Aires, Montevideo, Cordoba und einigen anderen Städten. Eigentlich handelt es sich um abgelagerte Vulkanasche, die aber von starken Winden in Patagonien aufgewirbelt und bis nach Buenos Aires getragen wird. Und so fiel die Sicht Sonntagnachmittag in Buenos Aires auf 6,2 Kilometer. Als Fußgänger noch erträglich, aber ein KO-Kriterium für Flugzeuge. Nicht nur fielen und fallen viele Flüge aus – ich zittere um meinen Flug am 23.10. von Mendoza nach Santiago de Chile, denn von dort will ich ja 2 Tage später weiter auf die Osterinseln fliegen – auch war in Buenos Aires gestern Taxi-Engpaß. Und was für einer! Sonntags und dann Asche. Wer auf die Straße musste, nahm sich ein Taxi.

Ich habe gestern Nacht den Bus von Buenos Aires nach Cordoba genommen und wollte um 20:15 Uhr zum Busbahnhof per Taxi. Und das Taxi kam und kam nicht. Obwohl Stunden vorher vorbestellt. In meinem Bed & Breakfast hing der Rezeptionist eine geschlagene Stunde am Telefon um ein Taxi für mich aufzutreiben. Und dann klappte es doch noch. Mit 20 Minuten Zeit bis zur Abfahrt des Busses war ich dann am Busbahnhof und konnte in Ruhe die Plattform suchen, von der aus mein Bus abfuhr. Immerhin gibt es davon ja 75 am Busbahnhof Retiro in Buenos Aires. Und wie gut, daß ich immer mit soviel Zeitreserve plane. Das war gestern definitiv von Vorteil, denn sonst wäre der Bus ohne mich gefahren.

Und heute morgen wurde ich auch in Cordoba dann von einer feinen grauen Ascheschicht auf den Autos begrüßt. Und die Kellner wischen ständig die Tische ab, damit nicht alles so staubig aussieht …

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Die Leiden eines Travellers ohne Laptop….

… sind nicht zu unterschätzen. Ich bin heute Mittag in meinem netten Bed & Breakfast in Buenos Aires angekommen. Mein Zimmer, die ‚habitacion blanca‘ ist nett, aber winzig, nur mit schmalem Bett und etwas spartanisch eingerichtet. Dafür, daß ich 50 US$ bezahle, habe ich mehr erwartet. Trotzdem werde ich mich die nächsten 5 Tage hier wohl fühlen. Mitten in Palermo Viejo gelegen, wohne ich in einer netten Gegend von Buenos Aires. Mit vielen kleinen Boutiquen, Restaurants und Kneipen. Die Stadt gefällt mir auf Anhieb, schon alleine durch die vielen Kolonialbauten, die hier in Buenos Aires zu finden sind. Nur ein Internetcafe habe ich noch nicht entdeckt. Und das muß ich dringend ausfindig machen. Meine anfängliche Freude, daß im Bed & Breakfast ein PC steht, hat sich nämlich sehr schnell in Agression gewandelt. Ein Blick auf den PC hätte mir sagen müssen: ‚Schalte den PC erst gar nicht an!‘ Aber ich habe es doch getan. Und so wurde bereits das Schreiben meiner ersten Email eine Katastrophe; der PC ist schneckenlangsam. Ich warte geschlagene 3 Minuten, bevor überhaupt die geschriebenen Worte auf dem Bildschirm auftauchen. Irgendwie erinnert es mich an meinen ersten PC, den ich mir zu Studienzeiten geleistet habe. Und vermutlich ist dieses Modell hier auch bereits 20 Jahre alt – so mit Floppy-Disk-Laufwerk und allen Schikanen, die damals in waren.

Und so gebe ich für heute meine guten Vorsätze, einen weiteren Artikel zu schreiben und Bilder hochzuladen, auf. Denn das würde noch die ganze nächste Woche dauern. Und so lange werde ich gar nicht in Buenos Aires bleiben.

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12. Oktober

Colonia – die Wettergeister haben ein Einsehen mit mir und am zweiten Tag scheint die Sonne. Nun sieht die Welt gleich wieder viel freundlicher aus. Obwohl Colonia auch ohne Sonne ein nettes kleines Kolonialstädtchen ist. Von den Portugiesen gegründet, lange umkämpft mit den Spaniern und heute verteidigt Colonia seinen Charme tapfer gegen die aus Buenos Aires einfallenden Touristen. Boutiquen, Mietwagenflotten, Souvenirgeschäfte, nette Hotels in renovierten Kolonialbauten und natürlich gesalzene Preise. So leiste ich mir diesmal ein Dormbett im Hostel. Noch ist Nebensaison und ich kann den Ort in Ruhe genießen. Restaurants und Cafes sind nur halbvoll. Ich möchte nicht wissen, was hier in der Hauptsaison los ist.

Am nächsten Morgen nehme ich die Fähre von Colonia nach Buenos Aires. Ein Zeit und Raumsprung. Von Uruguay nach Argentinien. Die Fähre fährt um 10:30 Uhr in Colonia ab und um die gleiche Uhrzeit komme ich auch in Buenos Aires an. Innerhalb von 14 Tagen habe ich mich nun durch 4 verschiedene Zeitzonen bewegt: Peru -7 Stunden, Brasilien -5 Stunden, Uruguay -4 Stunden und Argentinien wieder -5 Stunden im Vergleich zu Deutschland. Da wird einem ganz schwindelig bei. Zu allem Überfluß vermisse ich an meiner Uhr seit Peru einen Einstellknopf. Verloren. Dadurch läßt sich die Zeit nicht mehr umstellen. So lebt meine Uhr noch in der Peru-Zeit – und ich übe ein bißchen Kopfrechnen jeden Tag. Auch nicht verkehrt, denn sonst stauben meine grauen Gehirnzellen ja noch ein.

Und während ich heute Nachmittag die ersten Erkundungsschritte am 12. Oktober 2011 in Buenos Aires mache, vergegenwärtige ich mir, daß heute vor 519 Jahren Christoph Kolumbus Amerika entdeckt hat. Nur wollte Kolumbus eigentlich den Seeweg nach Indien finden. Der Arme erfuhr bis zu seinem Tod nicht, daß er nicht an die Ostküste Asiens gelangt war, sondern einen neuen Kontinent entdeckt hatte, Amerika.

Für die Indios in Amerika fängt ein paar Jahre nach der Entdeckung des Kontinents durch Kolumbus eine Zeit des Leidens an. Eroberer wie Cortez und Pizarro machen sich auf den weg nach Amerika, um das Land zu erforschen, wie sie in ihrer spanischen Heimat erzählen. Doch ihr Interesse gilt nicht der immensen Kultur- und Pflanzenvielfalt, die dieser Kontinent birgt, sondern nur dem Gold und Silber. Sie rauben, zerstören sagenhafte Schätze der Inkas und Azteken, versklaven Menschen. Am Ende überlebt nur ein Bruchteil der 50 Millionen Ureinwohner Lateinamerikas die spanische Herrschaft, die 300 Jahre andauert – und die am 12. Oktober 1492 begann. An einem Tag, als die Eingeborenen Christoph Kolumbus und seine Männer friedlich und freundlich begrüßten.

Argentinien, so lerne ich aus meinem Reiseführer, kommt vom lateinischen Wort für Silber – argentum – und liefert einen Hinweis darauf, welche Schätze die Eroberer auf seinem Territorium zu finden glaubten.

5 Tage habe ich erst mal eingeplant um Buenos Aires zu erkunden. Ich bin gespannt auf die Argentinier, die einer ihrer bekannten Autoren – Jorge Luis Borges – als ‚Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären, die glauben, in Paris zu leben‘ bezeichnet hat. – Und ich dachte ich bin in Südamerika und nicht in Europa.

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Uruguay – Schneckenfluß oder Fluß der bunten Vögel

So ganz einig ist man sich mit der Bedeutung von ‚Uruguay‘, das aus der Sprache der Guarani kommt, nicht. ‚Schneckenfluß‘, ‚Fluss des Urulandes‘, ‚Fluß der bunten Vögel‘ oder doch ‚Fluß der Essensbringer‘? Was denn jetzt? Aber egal wie, Uruguay feiert gerade 200 Jahre Unabhängigkeit von der spanischen Oberherrschaft. In Montevideo stehen 3 Tage Festival an. Ich bin zwar vor den eigentlichen Festtagen weiter nach Colonia gefahren,

 

 

 

 

habe aber die Tage zuvor die Proben der weltberühmten katalanischen Theatergruppe ‚La Fura dels Baus‘ auf der Plaza de Independencia in Montevideo hautnah miterlebt. Gestern Nacht war Generalprobe der Performancekünstler, die in luftiger Höhe von Kränen herabhängend ihre Freiluft-Aufführungen präsentieren. Oder per Seil an der Front eines Hochhauses zu Musik heruntertanzen. Einfach unglaublich! Und sehr spannend über mehrere Tage hinweg die aufeinander aufbauenden Proben auf dem Boden und in der Luft zu verfolgen.

Die Proben von ‚La Fura dels Baus‘ auf YouTube
– bicentenario del Uruguay soberano : 3,
– Ensayando el día antes de los Festejos del Bicentenario
,
La fura dels Baus / Ensayo 1 (Plaza Independencia, Montevideo) .

Nach 3 Monaten Peru ist Montevideo ein willkommener Gegensatz. Moderne Großstadt, häßliche Hochhäuser, heruntergekommene Straßen neben Kolonialbauten, Bistros und Restaurants mit einem Hauch italienischem Flair, nette Plätze und Grünanlagen, relaxte, offene und sehr kontaktfreudige Menschen. Weniger freundlich ist allerdings das Wetter. Ich komme bei Regen an und das Wetter bessert sich kaum. Starker Wind peitscht den Regen fast waagerecht durch die Häuserschluchten, auf den Straßen Regenschirmleichen. Ich komme mir mit dem fliegenden Regen fast vor wie in Norddeutschland. Nun, Montevideo liegt ja auch am Antlantik.

So halten sich meine Erkundungsgänge in der Stadt in Grenzen. Ich habe auf jeden Fall die Markthalle und den Hafen verpasst. Wieder ein Punkt für meine ‚was-ist-ein-anderes-Mal-anzusehen-Liste‘.

In all dem modernen Flair der Stadt machen die Leute keinesfalls den Eindruck, daß ihnen das Wort ‚Hektik‘ bekannt vorkommen würde. Es geht geruhsam zu. Männer, aber auch Frauen, tragen Thermoskannen zärtlich wie ein Baby unter dem Arm und den Matetee-Becher mit Trinkhalm in der Hand. Heißes Wasser gibt es an allen Ecken für ein paar Centimos zu kaufen. Und trifft man sich zufällig auf der Straße mit Freunden, wird der Becher frisch aufgegossen und jeder nippt mal an der ‚Infusion‘. Alles andere kann warten.

Zwischen Autos und Bussen geben Pferdekutschen, mehrheitlich mit Müllsäcken beladen, den Takt an. Es wäre aber ein Irrtum die Pferdekutschen für die städtische Müllabfuhr zu halten. Die meist recht verwegen aussehenden Kutscher mögen sich zwar durch die Mülltonnen wühlen, nehmen aber nur einen Teil von derem Inhalt mit: Glas, Papier, Pappe, Plastik – sprich alles irgendwie verwert- und verkaufbare. Bei uns nennt man sowas Mülltrennung.

Die Orientierung fällt mir im Stadtzentrum von Montevideo in den mehrheitlich im Schachbrettmuster angelegten Straßen leicht. Nur beim Überqueren der Straßen bin ich erst mal irritiert. Wo sind die Ampelmännchen hin? Ich stelle fest, es gibt keine Fußgängerampeln. Die Ampeln für die Autofahrer stehen nicht wie bei uns vor, sondern hinter der Kreuzung. Und so orientieren sich auch die Fußgänger an den Autoampeln.

Mein ‚Hotel Splendido‘ – das so ganz und gar nicht splendido aber dafür zentral und billig ist – liegt direkt in der Partystraße der Altstadt von Montevideo. Gleich am ersten Abend wechsle ich noch das Zimmer, denn hier in Montevideo geht es erst nach Mitternacht so richtig los mit dem Feiern. Nun, wen wunderts wenn das Abendessen in Uruguay auch erst gegen 21 Uhr auf den Tisch kommt. Und Mittagessen gibts im Restaurant bis 16 Uhr. Mein Magen ist ob der ungewohnten Zeiten etwas ungehalten. Aber andererseits ist nach Monaten ‚roter Salsa ‚hier wieder ‚Heinz-Ketchup‘-Land. Alles kann man eben nicht haben.

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Bus fahren

Autofahren ist mega-uncool wie ich in stern.de gelesen habe; der urbane Trendsetter unter 40 Jahren fährt Bus. Nun, ich bin weder unter 40 noch urban unterwegs. Bin ich trotzdem cool, nachdem ich letzte Woche so viel Zeit im Bus verbracht habe? Nein, ich lebe die lateinamerikanische Realität. Praktisch keine Züge. Innerlateinamerikanische Flugverbindungen nicht ganz billig. Inlandsflugverbindungen deutlich billiger, trotzdem häufig keine Alternative zu den konkurrenzlos günstigen Langstrecken-Busverbindungen. Außer vielleicht in Brasilien. Was sich aber noch nicht wirklich überall herumgesprochen hat. Ein Brasilianer erzählt mir, daß die Leute in diesem riesigen Land oft immer noch die Langstreckenbusse mit Fahrzeiten über 24 Stunden benutzen, weil sie noch nicht realisiert haben, daß ein Inlandsflug billiger sein kann.

Nachdem mein Zeit-Geld-Budget die Strecke Cusco/Peru – Foz do Iguazú/Brasilien der Flugvariante den Vorzug gegeben hat, bin ich nun wieder mit dem Bus unterwegs. 3 Nachtfahrten in 5 Tagen. Man sollte meinen das schlaucht. Nun, ich bin nicht so ganz ausgeschlafen wie auf meinen Touren um die Huayhuash oder durch den Manu in Peru mit Zubettgehzeiten um 20 Uhr. Aber ich habe mich gestern dabei ertappt, daß ich über das gesamte Gesicht grinsend mich im Bus zurechtgekuschelt habe und voller Vorfreude auf die Fahrt war. Und auf den neuen Ort, an dem mich der Bus am nächsten Morgen ausspucken würde. Schon die ersten Eindrücke am Morgen: Wie sieht der Busbahnhof aus? Groß, klein, entspannt oder hektisch, überfüllt und chaotisch? Alleine die Toiletten auf den Busbahnhöfen sagen viel über Land und Leute aus. Oder über das gewählt Busunternehmen.

Unerlässliches Equipment: IPod, Reisekissen, Oropax und je nach Land und Buslinie warme Klamotten. Und Verpflegung.

‚Steigt ein Fahrgast in einen Reisebus ein. In der einen Hand eine Tüte Pommes, in der anderen Hand eine Currywurst. Daraufhin stoppt ihn der Busfahrer mit den Worten: He, der Bus ist doch kein Speisewagen! Antwortet der Fahrgast: Weiß ich doch, deshalb hab‘ ich ja mein Essen selbst mitgebracht!‘ – Tja, wenn das mit den Toiletten manchmal auch so einfach wäre.

Und da ich gerade beim Busfahren war – im übrigen im comfortablen VIP-Bus auf der Strecke Porto Alegre/Brasilien nach Montevideo/Uruguay in 12 Stunden – habe ich in Gedanken meine Busfahrten in den letzten Monaten Revue passieren lassen.

VIP-Busse – das non-plus-ultra
… oder: besser als ein Flug in der Economy-Klasse. Meine Busfahren Langstrecke durch die Nacht (man kann sie sich als ‚Langstreckennachtcomfortbusfahrten‘ auf der Zunge zergehen lassen) in Mexiko und Peru waren sicherlich die bequemsten. Unmengen von Platz mit nur 3 breiten, bequemen Sitzen in einer Reihe und weit zurückstellbaren Sitzlehnen; Stewardess, Decke, Kopfkissen und Verpflegung – mit vegetarischer Option – inklusive. Was will man mehr? Nun, den längeren Fußraum in den brasilianischen Bussen. Die peruanischen Busse sind wohl auf die peruanische Bevölkerung und nicht die Ausländer angepasst.

Herzstillstand-Busse
Am aufregendsten war sicherlich die Strecke von Cusco aus in den Manú-Nationalpark und retour. Einspurig mit Gegenverkehr, Schotterpiste, ausgiebige Tiefblicke in Schluchten und Bergtäler mit Momenten des Luftanhaltens während sich der Bus schwankend um Kurven manövriert. Aber was beschwere ich mich. Ich habe ja noch nicht mal einen öffentlichen Bus benutzt. Das wäre erst ein Spaß gewesen.

Ein Bus – eine Schnecke
Am langsamten meine Fahrt mit dem Chickenbus – einem ausrangierten Schulbus aus den USA – in Nicaragua auf der kurzen Strecke von Granada nach San Juan de Oriente. Der Bus kam ja über eine Geschwindigkeit von 30 km/h nicht hinaus. Er schepperte, klapperte und rüttelte – und stand kurz vor dem Auseinanderfallen.

Der Bus, dem ich fast den Hals umgedreht hätte
… oder war es doch der Busfahrer? Wenn ich ihn denn erwischt hätte! Aber er hat mich ja bei der Grenzüberquerung Belize/Mexiko trotz gegenteiliger Versprechen einfach hinter der Grenze in Mexiko stehen lassen.

Die kuscheligste Busfahrt
… hatte ich sicherlich in Nicaragua auf der Rückfahrt vom Zoo nach Granada. Bei 35 Grad in einem Collectivo-Minibus enggedrängt mit 30 anderen Passagieren. Eigentlich gab es nur 15 Sitze, oder? Puh!

Bushaltestellen im Nirgendwo
Sich an den Straßenrand stellen und per Winkzeichen den nächsten Bus stoppen. Kleine Abenteuer in Nicaragua, Belize, Peru. Hatte mich ja manchmal in Lateinamerika gefragt: Wo gehen die Leute hin, wenn sie mitten im Nirgendwo aussteigen und wo kommen die Leute her, die mitten im Nirgendwo in den Bus zusteigen? Kein Haus weit und breit war zu sehen. Bis ich dann selber in der Pampa aus- und eingestiegen bin. Den Bus stoppen ‚kurz vor der Zollbrücke, hinter der roten Mauer‘, an der ‚Zufahrt zum Zoo‘ oder eben an einer bestimmten Straßenkreuzung um in den nächsten Bus umzusteigen. Bushaltestellen? Fehlanzeige.

Und ich erinnere mich an eine Busfahrt vor Jahren in Bolivien als wir an einer Straßenkreuzung im Nirgendwo aus dem einen Bus ausstiegen um den nächsten Bus nach Copacabana am Titcacasee abzupassen. Und der angeblich alle Stunde fahrende Bus kam nicht und kam nicht. Ein Trucker nahm uns damals mit, denn sonst würden wir vermutlich heute noch dort warten …

Die teuersten Busse
… fahren sicherlich in Brasilien.

Den trockensten Bus
… habe ich erst kürzlich in Foz do Iguazú auf dem Weg zum Itaipu-Staudamm genossen als es Wasser vom Himmel schüttete und ich trocken im Bus saß. Die kleinen Freuden des Lebens!

Unbequeme Busse
… gibt es in Lateinamerika ohne Ende. Mehr in Zentralamerika und weniger in Brasilien, Argentinien und Chile. Den unbequemsten Bus auf dieser Reise hatte ich ausgerechnet in der Schweiz Mittelamerikas, in Costa Rica, auf dem Weg zu meinem Schildkrötenprojekt ‚La Tortuga Feliz‘. Sitze so durchgesessen, daß bei jedem Schlagloch der Metallrahmen zu spüren war. Sollte ich mich freuen, daß es in Costa Rica weniger Schlaglöcher gibt als in Bolivien? Die Abstände zwischen den Bänken so eng, daß selbst ich meine Beine nicht untergebracht bekommen habe.

Und wenn solche Kleinigkeiten nicht ausreichen, dann sind sicherlich Langstreckenbusse ohne Toilette die Krönung. Pinkeln nur auf Kommando im Pulk sobald der Bus stoppt – wenn er denn mal stoppt.

Busse ohne Freiheit
… werden in Cuba verabreicht. Die staatliche Buslinie Viazul ist Trumpf. Pünktlich und zuverlässig, aber häufig im Inneren recht dreckig. Keine Alternativen für uns Touristen auf den Strecken, die Viazul bedient. Den Busfahrern der anderen Buslinien wird eine hohe Geldbuße auferlegt, sollten sie doch einen Touristen mitnehmen.

Buskampf oder Queueing
Auch wenn in Belize englisch gesprochen wird, hat das englisch perfektionierte Queueing dort nicht abgefärbt. Ellenbogeneinsatz beim Kampf um einen Sitzplatz ist gefragt. Denn nur wer einen Sitzplatz ergattert darf ab Busbahnhof mitfahren. Wie entspannt war es doch im spanischsprachigen Nicaragua, wo englisch perfekt auf den Bus in Manuaga gewartet wurde.

Eine Busfahrt zum Schlechtwerden
Selbst VIP-Busse schützen nicht vor Nebenwirkungen. Im VIP-Bus von Cruz del Sur sind auf der kurventrächtigen Strecke Lima – Cusco – Lima reichlich Spuktüten inklusive im Service.  

Und welche Busfahrt hat mir bisher am besten gefallen?
Spontan fällt mir da die Busfahrt in Belize von Belize City nach San Ignacio ein. Chickenbus. An dessen Sitzen bereits ausgiebig die Schaumstoffmonster gewütet haben. Relaxte Raeggae-Musik. Alles Gepäck lag direkt vor der hinteren Tür im Bus, die zum Glück einen nervigen durchdringenden Hupton von sich gab, wenn sie nicht richtig geschlossen war. 

Und was kommt noch?
Busfahren in Ländern wie Argentinien, Chile und Neuseeland, die das Langstrecken-Busfahren perfektioniert haben. Keine Abenteuer.

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Auf den Spuren der Jesuiten

Ich nehme den Bus von Foz do Iguaçu nach Santo Angelo. Umsteigen in Cascavel ist angesagt, bevor es durch die Nacht nach Santo Angelo geht. Ich vermisse den VIP-Bus aus Peru. Auf dieser Strecke fahren leider nur normale Busse, auch wenn sich die Sitze relativ weit zurückstellen lassen. Am nächsten Morgen um 7 Uhr genieße ich dann das Bahnhofsbistro in Santo Angelo, trinke einen Kaffee zum Aufwachen und warte. 4 Stunden später geht es weiter nach Sao Miguel das Missões. Im Hostel in Iguaçu schaute man mich nur komisch an, als ich von meinem nächsten Ziel berichtet habe. Sao Miguel – wo ist das?

Bei meiner Ankunft in Sao Miguel merke ich sofort, daß ich mich abseits der üblichen Backpackerpfade bewege. Ich bin auf dem Land. Breite Straßen, verstreute Häuser, durch das Zentrum von Sao Miguel bin ich durchgelaufen, bevor ich es als solches identifiziert habe. Meine Unterkunft Pousada das Missões ist gleich um die Ecke von der Bushaltestelle. Jugendherberge, aber teuer, dafür eine sehr nette Anlage und ein Pool. Die Sonne scheint und ich bin etwas angeschlagen von der Nachtfahrt. So beschließe ich, das Sightseeing auf morgen zu vertagen und den restlichen Tag am Pool zu verbringen.

Ach, mein Zimmer in der JuHe. Ein Raum mit 10 Betten, zwei Duschen und zwei Toiletten ganz für mich alleine. Kein Einzelzimmer wie bestellt? Es sei alles ausgebucht wird mir erzählt. Ich schaue mich um und sehe außer mir niemanden in der riesigen Anlage. Aber 2 Busladungen voller brasilianischer Touristen trudeln dann kurz vor Mitternacht ein. Von beschaulichem Landleben verwandelt sich die Jugendherberge innerhalb von Sekunden in eine chaotisch-laute Herberge. Ich mache mich schnellstens aus dem Staub und stelle mich unter die Dusche bevor die Neuankömmlinge mir das warme Wasser klauen.

Am nächsten Morgen ist der Spuk genauso schnell vorüber. Ich gehe spät zum Frühstück. Noch ist Trubel, aber da steht schon der brasilianische Reiseleiter in der Tür. Ein durchdringendes Trillern mit seiner Trillerpfeife – mir fällt fast das Ohr ab – und schon verschwinden alle im Bus. Ich treffe die Gruppe wieder als ich mich eine Stunde später auf den Weg zur Jesuitenruine mache. Aber auch hier ist die Gruppe gerade am Gehen und ich habe die Ruine dann praktisch für mich alleine.

Zwischen 1607 bis 1768 gründeten die Jesuiten im Dreiländereck Brasilien, Argentinien und Paraguay zusammen mit den Guarani-Indianern viele Missionen, die sog. Jesuitenreduktionen. Sao Miguel gehört seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Und so war ich neugierig auf die Ruine. Sie gefällt mir. Was mir weniger gefällt: Alle Erklärungen nur auf portugiesisch. Auch bei der abendlichen Ton- und Lichtschau – Daunenjacke, Mütze und Sitzkissen sind willkommen – lasse ich Licht und Musik auf mich wirken und die Erklärungen in portugiesisch einfach an mir vorbeiziehen.

Sao Miguel ist so groß, daß selbst ich auf der Straße gegrüßt werde. Von Fußgängern und Autofahrern gleichermaßen. Laufend kommt die neugierige Frage nach meiner Herkunft. Und erstaunlicherweise spricht der ein oder andere hier Deutsch. Hilfreich, denn mit Spanisch und Englisch komme ich hier nicht weiter und fühle mich manchmal ein wenig sprachlos.

Am nächsten Mittag fahre ich dann zurück nach Santo Angelo. Bummele durch die Stadt, schaue mir die Kathedrale an, die auch auf dem Gelände einer ehemaligen Jesuitenreduktion steht. Die Kathedrale sieht aus wie neu gebaut. Doch dann sehe ich, daß sie renoviert wurde und nur der neue Anstrich die Kathedrale wie neu aussehen läßt.

Viel gibt es in Santo Angelo nicht zu erleben. Kathedrale und Museum. Dann verbringe ich die Zeit ein wenig im Internetcafe bevor ich meinen Rucksack aus der Gepäckaufbewahrung hole und auf den nächsten Bus warte, der mich dann über Nacht von Santo Angelo nach Porto Alegre bringt.

Und so sitze ich gerade wieder im Internet in Porto Alegre. 15 Stunden Aufenthalt in Porto Alegre, die ich mir vertreiben muß, bevor es mit dem nächsten Nachtbus nach Montevideo fahre. Ob ich wieder soviele Mitreisenden treffen werde, die große Kopfkissen – bevorzugt mit Rüschenbezug – mit auf die Busfahrt bringen werden?

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Das grosse Wasser von Iguaçu

So, hier mein Bericht zu Iguaçu. Allerdings wird ein Teil der Fotos nachgereicht, da ich hier in Santo Angelo im modernen Internetcafe keinen Zugriff auf meinen Harddrive habe.
Ein Sprung von Cusco/Peru nach Foz do Iguaçu/Brasilien. Wie gut, daß es Flugzeuge gibt, sonst hätte ich mindestens 4 volle Tage im Bus verbracht. Nach der ganzen Bus- und Bootsfahrerei im Manú-Nationalpark hatte ich darauf nun wirklich keine Lust.
Ich habe mich in Foz do Iguaçu in einem echten Hostel einquartiert. Die ersten beiden Tage ist es eher ruhig, dann wird es voll und laut. Viele Anfang 20jährige, Trubel, Musik dröhnt bis nachts um 1 Uhr, Geschirr ist nach dem Essen selber abzuwaschen. Aber lustig ist es. Und das Essen abends ist lecker. Das Hostel ist ein bißchen ab vom Schuß, aber ich bin in den letzten Tagen eine gute Busfahrerin geworden. Auch wenn es manchmal etwas abenteuerlich ist, da ich nicht so recht weiß, welche Strecke der Bus denn fährt.
Am ersten Tag gönne ich mir noch den Hosteltransfer. Gerade in Brasilien angekommen, fahre ich auf die argentinische Seite der Iguazú-Wasserfälle. Hier ist man dem Wasser ganz nah. Einer der Rundwege führt oberhalb der Wasserfälle direkt an der Kante entlang. Unter mir rauscht das Wasser unter dem Steg hindurch und tost in die Tiefe. Der guaranische Begriff Iguaçu für großes Wasser ist wirklich berechtigt. Die Iguazú-Wasserfälle bestehen aus 20 größeren sowie 255 kleineren Wasserfällen auf einer Ausdehnung von 2,7 Kilometern. Einige sind bis zu 82 Meter, der Großteil ist 64 Meter hoch! Das muß man sich mal so alles vorstellen und ich bekomme es selbst beim Ansehen nicht wirklich zu fassen.
Nasser Höhepunkt meiner Besichtigung ist das Garganta del Diablo (Teufelsschlund) genannte Wasserfallsystem, wo das Wasser u-förmig in einer 150 Meter breiten und 700 Meter langen Schlucht in die Tiefe stürzt. Die Wassermassen donnern ins Tal. Auf der Aussichtsplattform am Teufelsschlund bin ich in kürzester Zeit durchnässt. Immer wieder kommt mir ein Schwall feinster Wassertröpfchen entgegen. Der Teufelsschlund ist vor lauter Wassernebel kaum zu erkennen. Ich würde am liebsten das Wasser einen Moment anhalten um einen kompletten Überblick zu bekommen. Was für ein Spektakel!
Und da ich nicht naß genug geworden bin, gönne ich mir noch eine Bootsfahrt am Fuß der Wasserfälle. Da geht es ganz dicht an die Wasserfälle ran, wir baden mit dem Boot sprichwörtlich in dem herabprasselnden Wasser. Gerade hatte mich die Sonne wieder getrocknet, un schon bin ich innerhalb von Sekunden wieder klitschnass. Was für ein Erlebnis! Und wie gut, daß die Sonne auch am späten Nachmittag noch kräftig genug scheint, um mich schnell zu trocknen.
Am nächsten Tag lasse ich es langsamer angehen. Erst besorge ich mir am Busbahnhof ein Busticket für meinen nächsten Zielort Santo Angelo. Jede Busgesellschaft hat hier ihren eigenen Schalter. Keiner hat den Überblick, wie man am Besten irgendwohin kommt. Also heißt es sich durchfragen. Ich kaufe mein Busticket bei der Busgesellschaft Unesul. Dort wird mir versichert, daß ich von Foz do Iguaçu aus kein Busticket für die Strecke Porto Alegre – Montevideo/Uruguay kaufen kann. Das glaube ich erst mal; stelle aber abends im Hostel am Internet fest, daß eigentlich genau Unesul als Agent für die Busgesellschaft TTL auftritt und das von mir gewünschte Ticket verkaufen müsste. Bei mir im Hostel grinsen sie nur und schlagen mir vor, nochmals zum Busbahnhof zu gehen. Ein anderer Schalterbeamter könnte ja mehr wissen.
Nach meiner Stipvisite beim Busbahnhof fahre ich mit dem lokalen Bus zu den Iguazú-Wasserfällen auf der brasilianischen Seite. Teuer ist der Eintritt, dafür erhalte ich aber einen tollen Panoramablick auf die Wasserfälle. Die Sonne scheint wieder mit voller Kraft und so stelle ich mich ein weiteres Mal dem Sprühregen der Wasserfälle und laufe auf eine exponierte Plattform hinaus. Ich blicke direkt in den Abgrund und schwebe sozusagen über dem einem Wasserfall, habe gleichzeitig Blick auf Garganta do Diabo (diesmal in portugiesisch), den Teufelsschlund. Und auch hinter mir rauscht auch ein Wasserfall hinab. Was für Wassermassen sich hier bewegen. Ich bin begeistert!
Nach zwei absolut tollen Sonnentage mit 36 Grad Hitze kommt der große Regen. Es wird kalt. Bibber, nur 16 Grad. Also nehme ich mir den Itaipu Staudamm vor. In einer Regenpause mache ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Kaum bin ich angekommen, kommt der nächste Regenguß. Ich bin froh, daß ich während der schlimmsten Regengüsse im Bus sitze. Trotzdem baut sich gespannte Erwartung in mir auf. Der Bus rauscht die Straßen entlang ohne Rücksicht auf Verluste. Riesen-Wasserfontänen, die der Bus permanent ohne Rücksicht auf Fußgänger hochspritzt. Die am Straßenrand parkenden Autos müssen nicht mehr in eine Waschanlage. Aber manchmal höre ich auch kleine Steinchen prasseln. Die armen Autos.
Das Wasser das von oben kommt, muss ja irgendwohin. Nur wohin? An vielen Stellen kann es nicht oder nicht schnell genug abfliessen. Es steht knöchelhoch auf den Straßen. Und wenn der Bus an der Bushaltestelle anhält haben die Leute eigentlich nur die Wahl entweder weiter mitzufahren oder knöcheltief ins Wasser zu steigen. Und so sind die Bänke in den Bushaltestellenhäuschen nicht mehr zum Warten im Sitzen da, sondern man stellt sich auf die Bänke um keine nassen Fueße zu bekommen. Wie wird wohl meine Haltestelle aussehen? Zum Glück habe ich am Itaipu Damm keine solche Wasserhaltestelle. Ich kann trockenen Fusses aussteigen und mich unter einer Überdachung kurz orientieren, bevor ich durch den Regen zum Eingang des Komplexes sprinte.
Der Damm ist der zweitgrößte Staudamm der Welt. Nur der 3-Schluchten-Stausee in China ist noch größer. Aber hinsichtlich der Jahresenergieproduktion hat Itaipu weiterhin die Nase vorne. Gut so, denn ich recherchiere hier auf schwäbischen Spuren. Denn wer hat die erste Turbine für das Kraftwerk geliefert, bevor die brasilianische Tochterfirma dann die weiteren Turbinen gebaut hat? Jawohl, die Schwaben warens: Voith in Heidenheim. Vor der Staudammbesichtigung sehe ich mir einen kurzen Film über den Itaipu-Staudamm an. Wenig Fakten, dafür viel Propaganda über Umweltschutzprojekte wird gezeigt. Kein Wort darüber, daß einige Tausend Ureinwohner für immer ihre Heimat verloren haben, insgesamt etwa 40.000 Menschen – vor allem Guarani-Indianer – umgesiedelt werden mußten. Außerdem wurden für die Errichtung der Talsperre auf der Grenze zwischen Paraguay und Brasilien große Flächen subtropischen Regenwalds  abgeholzt. Aber der Film erzählt nur von den vielen neu gepflanzten Bäumen. Noch größere Flächen an Wald verschwanden in den Fluten ebenso wie auch die Wasserfälle Sete Quedas bei Guaira, die denen des Iguaçu nahezu ebenbürtig gewesen sind. Soviel zu sauberer Energie.
Im Inneren des Staudammes bestaune ich eine der riesigen Turbinen, die gerade wegen Wartungsarbeiten auseinandergebaut in der Turbinenhalle liegt. Wir werden in die Tiefen des Dammes geführt und nehmen den Aufzug in die Tiefe. Zeigen Aufzüge sonst Stockwerke auf ihrer Anzeigentafel an, so werden hier Meter ab Staudammoberfläche angegeben.
Der Staudammbesuch hat auch ein kleines Schmankerl für mich: Ich kann nun behaupten in Paraguay gewesen zu sein – auch wenn mein Paß keine Eintragung des Grenzübertritts hat.

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