Zurück in Costa Rica

Seit zwei Tagen bin ich wie ge­sagt zu­rück in Costa Rica. Ich habe mir ganz be­wußt ein paar Tage in San José ein­ge­plant. Nicht, daß in San José der Bär tan­zen würde oder die Stadt be­son­ders schön wäre. Aber es ist ganz er­hol­sam ein­mal Zeit – und Ge­le­gen­heit – zu haben in Ruhe meine Emails zu che­cken, meine Fotos – die in­zwi­schen in die Tau­sen­de gehen – im In­ter­net zu si­chern und ein­fach ein  wenig In­ter­net­re­cher­che zu be­trei­ben, ohne stän­dig auf die Uhr sehen zu müs­sen. Denn hier im klei­nen Hotel Aran­ju­ez ist es­nicht­nur ge­müt­lich, son­dern das In­ter­net auch kos­ten­frei. Und wäh­rend ich bei mei­nem ers­ten Auf­ent­halt noch ein wenig ge­brum­melt hatte, daß das In­ter­net doch lang­sa­mer sei als bei mir zu Hause, bin ich nach mei­nen Cu­ba-Er­fah­run­gen völ­lig ge­heilt. Das In­ter­net ar­bei­tet hier jetzt mit Über­schall­ge­schwin­dig­keit.

Im üb­ri­gen bin ich heute nach­mit­tag durch San José ge­lau­fen und kam mir völ­lig los­ge­löst vor. Als ob ich in der Welt ein­fach ver­setzt wor­den wäre. Was ja auch der Fall ist, wenn man aus dem So­zia­lis­mus in den Ka­pi­ta­lis­mus wech­selt. Nie­mand zisch­te mich mit ‚kssst, kssst‘ an um meine Auf­merk­sam­keit zu er­re­gen, kei­ner der ‚Taxi, Taxi?‘ ge­schrien hat. Dafür sind die Häu­ser bis unter die Zähne ver­git­tert und top in Schuss. Rui­nen wie in Ha­van­na, die nur noch auf den nächs­ten kräf­ti­gen Wind­stoß war­ten um end­gül­tig zu­sam­men­zu­fal­len, gibt es hier nicht. Aber einen Buch­la­den – ist doch klar, daß ich den finde – mit Un­men­gen von Bü­chern, so daß die Re­ga­le nicht nur müh­sam be­stückt sind und aus­se­hen als ob sie ma­ger­süch­tig wären. Als ich in einem Kauf­haus einen Ku­gel­schrei­ber kau­fen woll­te, stand ich plötz­lich vor einer gan­zen Wand vol­ler Stif­te und wußte gar nicht, wel­chen ich denn nun neh­men soll­te. Over­load und Schla­raf­fen­land! Und die Leute kom­men tat­säch­lich auf einen zu – egal ob im Re­stau­rant oder im Laden – und fra­gen, ob und wie sie hel­fen kön­nen. Das ist so eine ganz an­de­re Welt als auf Cuba. Der Nach­teil sind die vie­len Autos. Wäh­rend ich we­ni­ger En­er­gie be­nö­ti­ge um Ji­ne­te­ros ab­zu­weh­ren, muß ich de­fi­nitv deut­lich mehr Auf­merk­sam­keit auf den Stra­ßen­ver­kehr rich­ten. Hier ist Rush­hour eben echte Rush­hour. In Cuba wurde die Rush­hour ei­gent­lich nur durch Kuh- und Zie­gen­her­den, Pfer­de-und Och­sen­ge­span­ne auf den Stra­ßen ver­ur­sacht.

Ist schon in­ter­es­sant zu be­ob­ach­ten, wie diese Ver­än­de­run­gen auf mich wir­ken. Denn San José fällt als Haupt­stadt eher klein aus im Ver­gleich zu an­de­ren Me­tro­po­len und die Ge­schäf­te sind auch klei­ner und be­schei­de­ner als in vie­len Städ­ten Eu­ro­pas. Trotz­dem ste­hen hier im Ver­gleich zu Cuba ab­so­lu­te Kon­sum­tem­pel – und das alles ohne ewige War­te­schla­gen. So konn­te ich mei­nen Bum­mel durch San José heute in Ruhe ge­nie­ßen, ohne auch nur ein ein­zi­ges Mal auf der Stra­ße an­ge­spro­chen zu wer­den und mich ir­gend­ei­nes Ji­ne­te­ros er­weh­ren zu müs­sen. Nicht nur eine himm­li­sche Ruhe, ich habe mich fast schon un­sicht­bar ge­fühlt.

Nur eines war dann doch gleich. Um sich in der Bank in die War­te­schlan­ge ein­zu­rei­hen, wurde ge­fragt: ‚el ul­ti­mo?‘ (der letz­te?). Und Spa­nisch wird ja auch ge­spro­chen. So hatte ich dann doch noch einen klei­nen An­knüp­fungs­punkt.

 

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Sierra Maestre und der höchste Berg von Cuba – Pico Turquino

Nach 4 ent­spann­ten Tagen in Ba­ra­coa fuhr ich mit Su­san­ne nach Ba­y­amo wei­ter. Wir woll­ten den höchs­ten Berg von Cuba, den Pico Tur­qui­no in der Si­er­ra Ma­es­t­re, be­stei­gen. Uns war es nicht ge­glückt un­se­re Tour von Ba­ra­coa aus zu or­ga­ni­sie­ren, weder über die Rei­se­bü­ros (auf über­re­gio­na­le Zu­sam­men­ar­beit kann man im So­zia­lis­mus nicht immer hof­fen) noch te­le­fo­nisch (‚da müs­sen Sie schon per­sön­lich vor­bei­kom­men‘). Da wir erst abends um 22 Uhr in Ba­y­amo ein­tra­fen, muß­ten wir einen Tag in Ba­y­amo zu­sätz­lich ein­pla­nen. Nach­dem wir beide Geld brauch­ten und in Ba­ra­coa auf den Ban­ken kei­nes zu be­kom­men war, nutz­ten wir un­se­ren Zu­satz­tag für di­ver­se or­ga­ni­sa­to­ri­sche Dinge.

Ach ja, klei­ner Ein­schub zum Thema ‚Wie komme ich auf Cuba an Geld?‘ Si­cher­lich nicht mit EC-Kar­te wie über­all sonst in der Welt. Bar­geld steht hier groß im Kurs, so­fern es harte Wäh­run­gen wie Euro oder Schwei­zer Fran­ken sind. Ca­yman Dol­lars? Nein, danke, neh­men wir auf Cuba nicht an. Aber wer reist bitte schön mit Bar­geld für 4 Wo­chen Ur­laub an, vor allem wenn man zuvor wie ich durch an­de­re la­tein­ame­ri­ka­ni­sche Län­der ge­reist ist? Tra­vel­ler­checks? Ja, wer­den ge­tauscht, so­fern sie nicht von einem US-ame­ri­ka­ni­schen Geld­in­sti­tut sind. Lei­der wer­den in Deutsch­land je­doch nur noch Tra­vel­ler­checks von Ame­ri­kan Ex­press aus­ge­ge­ben. Das Zau­ber­wort heißt Kre­dit­kar­te einer nicht-US-ame­ri­ka­ni­schen Bank. Damit kann man in Ha­van­na di­rekt am Au­to­ma­ten Geld holen und an allen an­de­ren Orten zu­min­dest in der Bank Geld be­kom­men. Aber eben auch nicht immer…

Mein ers­ter Gang zur Bank in Tri­ni­dad war völ­lig un­pro­ble­ma­tisch. Rein in die Bank, Kre­dit­kar­te auf den Schal­ter, Un­ter­schrift ge­leis­tet, Geld be­kom­men und fer­tig. So dach­te ich, daß Geld holen in Cuba völ­lig un­pro­ble­ma­tisch sei und war nicht dar­auf vor­be­rei­tet in Ba­ra­coa eben kein Geld auf der Bank zu be­kom­men. ‚Die elek­tro­ni­sche Ver­bin­dung für das Kre­dit­kar­ten­ge­rät funk­tio­niert nicht.‘ war die la­ko­ni­sche Ant­wort. ‚Viel­leicht spä­ter.‘ Spä­ter saß ich je­doch schon im Bus nach Ba­y­amo. Also Geld holen in Ba­y­amo. Dafür war der Zu­satz­tag dann ja ge­ra­de gut. Da an die­sem Tag je­doch die Ren­ten an die Cu­ba­ner aus­ge­zahlt wur­den, woll­te man uns auch in Ba­y­amo kein Geld geben. Mit den Wor­ten, daß ein zu­sätz­li­cher Ser­vice nicht mög­lich sei, wur­den wir an den Ein­gangs­tü­ren der Ban­ken ab­ge­wim­melt. Nach­dem wir prak­tisch alle Ban­ken ab­ge­klap­pert hat­ten und auf die Trä­nen­drü­se ge­drückt hat­ten (kein Geld mehr, ohne Geld aber keine Ca­sa-Über­nach­tung), ließ sich ein Tür­ste­her er­wei­chen und ver­sprach uns für den Nach­mit­tag Ser­vice. End­lich waren wir wie­der sol­vent – al­ler­dings habe ich meh­re­re hun­dert CUC voll­stän­dig in 3 CUC-Schei­nen er­hal­ten – mit Ban­de­ro­le.

So habe ich schließ­lich meine Rech­nung für die Trek­king­tour kom­plett mit 3 CUC-Schei­nen be­zahlt, wäh­rend ich an­sons­ten immer dar­auf be­dacht war Klein­geld zu hor­ten. Nie konn­te je­mand her­aus­ge­ben oder wech­seln und – so­fern ich kei­nen Ein­spruch er­ho­ben habe – wurde der Rest dann au­to­ma­tisch als Trink­geld ein­ge­steckt.

Am nächs­ten Mor­gen mach­ten wir uns auf für un­se­re 3-tä­gi­ge Wan­der­tour. Die An­fahrt er­folg­te von Ba­y­amo über Santo Do­m­in­go nach Alta Naran­ja, wobei wir die steils­te Stra­ße Cubas hin­auf­ge­fah­ren wur­den. Von Alta Naran­ja mit einer Höhe von 950 m star­te­ten wir un­se­re Wan­de­rung. Der erste Tag stand völ­lig im Zei­chen der Re­vo­lu­tio­nä­re Fidel und Che. Wir wan­der­ten zu der Co­man­dan­cia de la Plata. Hier in den Ber­gen ver­steck­ten sich die Re­vo­lu­tio­nä­re um Fidel Cas­tro nach ihrer Lan­dung aus Me­xi­ko, um die Re­vo­lu­ti­on vor­zu­be­rei­ten. Wir be­sich­tig­ten ei­ni­ge Häu­ser, dar­un­ter das Feld­la­za­rett, in dem Che Ver­wun­de­te ver­arz­te­te und die Casa Co­man­dan­te von Fidel Cas­tro. Auf dem Weg dort­hin holte uns der erste große Regen ein. Su­san­ne und ich waren uns einig; wenn es so wei­ter ge­reg­net hätte, hät­ten wir die Be­stei­gung des Pico Tur­qui­no ab­ge­bla­sen. Aber der Wet­ter­gott hatte ein Ein­se­hen mit uns und eine Stun­de spä­ter strahl­te die Sonne wie­der vom Him­mel. Be­reits nach­mit­tags um 15 Uhr waren wir in einem klei­nen Dorf ‚La Pla­ti­ca‘ mit genau 39 Ein­woh­nern. Hier steht eine Art Schutz­hüt­te in der wir über­nach­ten konn­ten. Schön war es auf der Pla­ti­ca. Die Ter­ras­se des Kü­chen­hau­ses steht weit oben am Berg­hang mit Blick auf das üb­ri­ge Dorf. Wir bei­den waren die ein­zi­gen Über­nach­tungs­gäs­te. Wir ver­brach­ten einen wun­der­schö­nen fau­len Nach­mit­tag in der Sonne. Zum Abend­es­sen leis­te­ten uns die Hüh­ner und Schwei­ne ab und zu Ge­sell­schaft.

Am nächs­ten Mor­gen ging es früh los. Wir woll­ten nicht nur die rd. 400 Hö­hen­me­ter ober­halb ge­le­ge­ne Schutz­hüt­te Agua­da Joaquím er­rei­chen, son­dern nach dem Mit­tag­es­sen dort wei­ter bis zum Gip­fel des Pico Tur­qui­no. Es ging steil berg­auf. Eine Stufe reih­te sich an die an­de­re; für mich schwie­ri­ges Gehen. Mehr­fach stie­gen wir die müh­sam er­klom­me­nen Hö­hen­me­ter wie­der hinab, um dann gleich wie­der berg­an zu stei­gen. Nach den 8 Ki­lo­me­tern bis zur Schutz­hüt­te hatte ich eine Pause bit­ter nötig. Dann kam unser Guide Mino und sagte, er hätte da ein Pro­blem. Er war der Mei­nung es würde nach­mit­tags noch zu reg­nen an­fan­gen – der Him­mel be­stand auch nur noch aus grau in grau – und au­ßer­dem war der Muli mit un­se­rem Mit­tag­es­sen noch nicht ein­ge­trof­fen. Ohne Essen kei­nen Auf­stieg, das war uns klar. Also war­te­ten wir auf den Muli. Und war­te­ten und war­te­ten. Zwi­schen­zeit­lich tru­del­ten rund 20 cu­ba­ni­sche Wan­de­rer ein, die zu einer Mi­li­tär­ein­heit ge­hör­ten. Der Muli kam schließ­lich nach­mit­tags um halb­drei Uhr. Es gab ein spä­tes Mit­tag­es­sen und kei­nen Auf­stieg auf den Berg mehr. Nach ein biß­chen Pa­la­ver hat­ten wir einen frü­hen Auf­stieg am nächs­ten Mor­gen ver­ein­bart und hoff­ten dabei ins­ge­heim auf bes­se­res Wet­ter.

Die Hütte war sehr, sehr ein­fach. Ver­bin­dung ins Tal be­steht per Funk­ge­rät. Ge­kocht wird auf of­fe­nem Feuer. So­lar­pa­nels gibt es – sie sind für den Be­trieb des ob­li­ga­to­ri­schen Fern­se­hers. Wir nutz­ten den Nach­mit­tag um eine Du­sche zu neh­men, falls man einen Eimer mit kal­ten Was­ser und einer Schöpf­kel­le so be­zeich­nen kann. Trotz­dem fühl­ten wir uns da­nach frisch und sau­ber. Nach dem Abend­es­sen saßen wir noch ein biß­chen mit den Cu­ba­nern zu­sam­men und sahen fern. Früh haben wir uns ins Bett ver­kro­chen, wobei wir uns warm an­ge­zo­gen haben. Hier oben war es kalt und wir hat­ten jeder nur zwei dünne De­cken be­kom­men.

Wir haben er­staun­lich gut ge­schla­fen und mach­ten uns früh mor­gens auf den Auf­stieg zum Pico Tur­qui­no. Die ers­ten 350 Hö­hen­me­ter gin­gen kräf­tig in die Beine. Eine hohe Stufe an der an­de­ren. Es ging steil nach oben. Weit ge­fehlt, wer dach­te, da­nach wäre der schlimms­te An­stieg ge­schafft. Es folg­te ein ste­tes auf und ab, so daß wir doch noch ei­ni­ge Hö­hen­me­ter mehr be­wäl­ti­gen muß­ten. Trotz­dem war es ein wun­der­schö­ner Weg durch den Wald. Es er­öff­ne­ten sich immer wie­der schö­ne Aus­bli­cke auf die Um­ge­bung der Si­er­ra Ma­es­t­re und das Tief­land. Das Wet­ter war her­vor­ra­gend und nach 2 1/2 Stun­den er­reich­ten wir den Gip­fel des Pico Tur­qui­no. Wir waren ei­ni­ger­ma­ßen ent­täuscht. Zwar wur­den wir von der Büste des Na­tio­nal­hel­dens Jose Martí in Emp­fang ge­nom­men, aber der Gip­fel ist ein­ge­wach­sen und bie­tet kei­ner­lei Aus­bli­cke auf die Um­ge­bung. So blie­ben wir nicht allzu lange. Nach einer kur­zen Pause mach­ten wir uns wie­der an den Ab­stieg, ge­nos­sen noch ein­mal die Aus­bli­cke von un­ter­wegs und tru­del­ten mit­tags um 12 Uhr wie­der auf der Schutz­hüt­te Joachím ein. Es er­war­te­te uns ein fürst­li­ches Mit­tag­es­sen. Der­weil war der Him­mel zu­ge­zo­gen und kaum saßen wir über dem Essen als der Re­gen­gott alle Schleu­sen des Him­mels öff­ne­te.

Pünkt­lich eine Stun­de spä­ter hörte es zu reg­nen auf und wir mach­ten uns an den Ab­stieg bis Alto Naran­ja. Das ging in die Beine. Und spä­tes­tens nach 3 der wei­te­ren zu lau­fen­den 4 Stun­den hatte ich ei­gent­lich genug. Kurz vor dem nächs­ten Regen hat­ten wir dann die vie­len Hö­hen­me­ter im Ab­stieg ge­schafft. Wir waren an dem Tag runde 1.000 Meter berg­auf und fast 1.400 Meter berg­ab ge­lau­fen, wenn mein Hö­hen­mes­ser mich nicht an­ge­schwin­delt hat. Zu­min­dest meine Beine fühl­ten sich da­nach an. Müde, müde, müde. Aber ein wun­der­vol­ler Tag.

Das Taxi er­war­te­te uns und brach­te uns zu­rück nach Ba­y­amo. Dort durf­ten wir in der Casa von Ga­bri­el Telléz, wo un­se­re Ruck­sä­cke auf uns war­te­ten, noch du­schen und uns um­zie­hen, bevor wir uns abends auf den Weg zum Bus­bahn­hof mach­ten. Ich woll­te in einem Rutsch von Ba­y­amo bis Ha­van­na durch­fah­ren. Mein Bus fuhr lei­der erst um Mit­ter­nacht, so daß ich Mühe hatte wach zu blei­ben. Der Tag saß mir doch in den Kno­chen. Bis der Bus ein­traf wußte ich nicht, ob ich mit­fah­ren konn­te. Ein Busti­cket zu re­ser­vie­ren war die Tage zuvor nicht mög­lich. Als der Bus end­lich ein­traf, ich ein Ti­cket be­kom­men hatte und dann im Bus saß, schlief ich so­fort ein. Ich bin erst wie­der mor­gens um 9 Uhr auf­ge­wacht. Da waren es noch 3 Stun­den bis Ha­van­na. Wie schnell die lange Bus­fahrt doch vor­bei­ging.

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Eindrücke von Cuba II

In­zwi­schen bin ich wie­der in Costa Rica an­ge­kom­men. Mein Blog hat wäh­rend mei­ner Zeit in Cuba ge­lit­ten, da der In­ter­net­zu­gang dort doch sehr schwie­rig war. Aber jetzt hier die Er­gän­zung zu Cuba:

Ich lerne, daß Toi­let­ten­schüs­seln zu teuer und zu zer­brech­lich sind, als daß man in Cuba mit ihnen han­deln könn­te. Fakt ist, es gibt in Tri­ni­dad keine Toi­let­ten zu kau­fen, wie mir ein Ca­sa-Be­sit­zer er­zählt hat. Er würde ja gerne sein Bad her­rich­ten, es würde ihm aber die Toi­let­ten­schüs­sel feh­len. Toi­let­ten gibt es aber sehr wohl im 80 km ent­fern­ten Ci­en­fue­gos zu kau­fen. Man könn­te ja auf die Idee kom­men einen Pos­ten Toi­let­ten in Ci­en­fue­gos zu er­wer­ben, um diese dann etwas teu­rer in Tri­ni­dad zu ver­kau­fen. Weit ge­fehlt, wie mir un­se­re Dis­kus­si­on klar ge­macht hat. Auf­grund der Schwie­rig­kei­ten mit dem Trans­port und den hohen Prei­sen für Toi­let­ten, hal­ten die Cu­ba­ner diese Idee für ab­so­lut nicht durch­führ­bar. Ich beuge mich dem So­zia­lis­mus.

Uhr­ma­cher Ma­nu­el – wir tref­fen ihn in der Ka­the­dra­le von Ca­ma­guey. Er war vor Ur­zei­ten (Uhr­zei­ten?) in der Schweiz und hat dort 3 Mo­na­te ge­ar­bei­tet. Er spricht uns auf Deutsch an und zeigt uns stolz seine Rolex, die er da­mals als Gast­ge­schenk er­hal­ten hat. Er trägt die Uhr nicht am Hand­ge­lenk, son­dern läßt sie wie­der in sei­ner Ho­sen­ta­sche ver­schwin­den, da sie zu kost­bar ist. Ma­nu­el ist auf der Suche nach einem Krebs­me­di­ka­ment für seine Frau. Er hat be­reits im Um­feld von meh­re­ren hun­dert Ki­lo­me­tern sämt­li­che Apo­the­ken ab­ge­klap­pert, ist je­doch nicht fün­dig ge­wor­den. Trotz der in Cuba über­durch­schnitt­lich guten und kos­ten­lo­sen Ge­sund­heits­ver­sor­gung kann an­schei­nend Krebs kaum be­han­delt wer­den. Da die er­for­der­li­chen Me­di­ka­men­te im Land selbst nicht her­ge­stellt wer­den, son­dern im Aus­land, sind diese auf­grund des US-Han­dels­em­bar­gos ent­we­der nicht zu er­hal­ten oder für den Nor­mal­bür­ger kaum zu be­zah­len. Aus mei­ner Sicht waren die von Uhr­ma­cher Ma­nu­el ge­nann­ten Prei­se für das von ihm ge­such­te Me­di­ka­ment von 10 – 20 CUC sehr ge­ring. Für ihn je­doch völ­lig un­er­schwing­lich, da er nur eine Rente von mo­nat­lich 270 Pesos (ca. 11 CUC) er­hält. So saß er in der Ka­the­dra­le zum Beten, daß er in der nächs­ten Apo­the­ke mehr Glück hat und das Me­di­ka­ment fin­det und zu einem güns­ti­gen Preis er­hält. Und nein, er hat uns nicht um Hilfe ge­be­ten, son­dern er hatte wirk­lich nur Spaß daran mit uns zu er­zäh­len.

In San­tia­go mache ich nur zwei Näch­te Sta­ti­on, ob­wohl ich durch Zu­fall in einer Casa Par­ti­cu­lar im Alt­stadt­vier­tel bei einem su­per­net­ten Ehe­paar, Clara und Jose, lande und gerne län­ger ge­blie­ben wäre. Was für ein er­hol­sa­mer Ge­gen­satz zu den vie­len auf­dring­li­chen Leu­ten in der Stadt. Be­reits am Bus­bahn­hof mußte ich durch ein enges Spa­lier schrei­en­der Leute, die mir Taxi, Casa usw. an­bie­ten woll­ten. Nein, vie­len Dank. Auch in der Stadt werde ich lau­fend ge­fragt: Taxi, Casa, Stadt­rund­gang, Stadt­rund­fahrt, Aus­ritt zu Pferd? Und wenn ich immer noch nein sage, dann kommt auch schon mal die Frage, ob ich einen Freund brau­che. Auch hier lehne ich dan­kend ab und muss mich mehr als ein­mal be­herr­schen, um nicht ex­trem un­freund­lich zu wer­den. So­wie­so komme ich mir manch­mal wie ein Hund vor, wenn die Cu­ba­ner mich an­zi­schen. „Ksssstt, ksssst“ tönt es von rechts und links und das in einer wahn­sin­ni­gen Laut­stär­ke. Mit die­sen Lau­ten zi­schen die Cu­ba­ner Be­die­nun­gen im Re­stau­rant zu sich heran, Freun­de, denen sie auf der Stra­ße be­ge­ge­nen oder ver­su­chen eben auch die Auf­merk­sam­keit der Tou­ris­ten zu er­hal­ten. Selbst eine Po­li­zis­tin hat mich schon an­ge­zischt, weil ich von den Trep­pen­stu­fen des Ca­pi­tols in Ha­van­na auf­ste­hen soll­te. Auch wenn es sich um eine völ­lig üb­li­che cu­ba­ni­sche Sitte han­delt, ich komme mir eher wie ein Hund vor und ver­wei­ge­re die Auf­merk­sam­keit wenn das Zi­schen in mei­ner Nähe er­tönt.

Dem Zi­schen ent­kom­me ich auch in Ba­ra­coa nicht ganz. Al­ler­dings ist die Klein­stadt im äu­ßers­ten Süd­os­ten von Cuba deut­lich ru­hi­ger und ent­spann­ter. Ich tref­fe Su­san­ne aus Tri­ni­dad wie­der und wir un­ter­neh­men zu­sam­men Aus­flü­ge in den Alex­an­der von Hum­boldt-Na­tio­nal­park und be­stei­gen den rd. 575 m hohen Ta­fel­berg El Yun­que. Der Berg war den hier an­säs­si­gen Taíno-In­dia­nern hei­lig und wurde von der UNESCO zum Bio­sphäh­ren­re­ser­vat de­kla­riert. Lei­der keine Aus­sicht, da der erste Tag der Re­gen­zeit die Wol­ken sehr tief hän­gen lässt. Abends sit­zen wir meis­tens mit an­de­ren Tra­vel­lern in der Casa de la Trova, un­ter­hal­ten uns und las­sen uns von der dort ge­spiel­ten Live­mu­sik be­rie­seln. Ba­ra­coa ist für seine ku­li­na­ri­schen Ge­nüs­se im Be­reich Fisch be­kannt. Nur hier wird der Fisch tra­di­tio­nell mit einer Soße aus Ko­kos­nuss­milch ser­viert. Le­cker! Trotz­dem stel­le ich mir an­ge­sichts der vie­len Ko­kos­nüs­se in ganz Cuba doch die Frage, warum in den an­de­ren Ge­gen­den die Ver­wen­dung von Ko­kos­nüs­sen in der Küche so ganz igno­riert wird. Auch Zi­tro­nen­gras wächst auf Cuba, wie uns der Guide im Hum­boldt-Na­tio­nal­park zeigt. Je­doch wird es in der cu­ba­ni­schen Küche auch nicht ver­wen­det. Warum nur? Würde der cu­ba­ni­schen Küche si­cher­lich kei­nen Ab­bruch tun.

Ich habe noch eine knap­pe Woche Cuba vor mir, als ich in eine per­sön­li­che Cu­ba­kri­se rut­sche. Ha­van­na und Viñales ste­hen noch auf dem Pro­gramm. Ha­van­na ist eine sehr in­ter­es­san­te und in man­chen Ecken wun­der­schö­ne Stadt. An an­de­ren Stel­len wechs­le ich die Stra­ßen­sei­te, da ich Angst habe, daß mir die bau­fäl­li­gen Häu­ser auf den Kopf fal­len. Aber die Leute in Ha­van­na Vieja … Ji­ne­te­ros ohne Ende, die einem ver­su­chen das Geld auf jede nur denk­ba­re Art aus der Ta­sche zu zie­hen. Da ich Ha­van­na fast als letz­ten Punkt auf mei­ner Reise ste­hen hatte, komme ich in Ha­van­na ei­gent­lich ganz gut zu­recht. Aber es ist nicht ein­fach, Freund­lich­keit, Hilfs­be­reit­schaft und Mit­leid in der Casa Par­ti­cu­lar im Safe zu las­sen und sämt­li­che An­nä­he­rungs­ver­su­che aus der Be­völ­ke­rung ab­zu­blo­cken. Denn an an­de­ren Orten Cubas habe ich auch viele nette und hilfs­be­rei­te Men­schen ge­trof­fen, die hier keine Chan­ce haben mit mir in Kon­takt zu kom­men. Dazu ist das Auf­ge­bot der­Ji­ne­te­ros ein­fach zu mas­siv. Da mein Ein­druck von vie­len Tra­vel­lern be­stä­tigt wurde, habe ich hier mal ein paar Ge­schich­ten auf­ge­schrie­ben, die ich ver­folgt habe:

Ji­ne­te­ros tre­ten in allen Al­ters­schich­ten auf; sie haben sel­ber meis­tens nichts zu ver­kau­fen, aber haben jede Menge Freun­de, die einem Tou­ris­ten gerne Kunst­hand­werk, Ge­mäl­de, Schmuck, Zi­gar­ren oder oder oder ver­kau­fen möch­ten. Mehr oder we­ni­ger plump ver­su­chen sie ein Ge­spräch mit uns Tou­ris­ten auf spa­nisch oder auch mit ein paar eng­li­schen Bro­cken an­zu­fan­gen: „Where are you come from?“ „Hast du Feuer?“ „Wie­viel Uhr ist es?“ „Ge­fällt dir Cuba?“ „Ach aus Deutsch­land bist du? Ja, meine Tante, Schwes­ter, … leben auch in Deutsch­land.“ – In­ter­es­sant wer alles Ver­wand­te oder Freun­de hat, die in Eu­ro­pa leben; halb Cuba müßte mei­ner Mei­nung nach un­be­wohnt sein. Am Ende eines häu­fig ganz net­ten Ge­sprächs kommt dann un­wei­ger­lich die Frage ob man Zi­gar­ren oder an­de­re ty­pi­sche cu­ba­ni­sche Pro­duk­te brau­che, ob man einen Sal­sa-Tanz­kurs ma­chen möch­te oder einen Stadt­füh­rer be­nö­ti­ge. Ein Mo­ji­to oder Dai­qui­ri kos­tet nor­ma­ler­wei­se 2 CUC. Trifft man je­doch auf einen Ji­ne­te­ro und läßt sich von ihm in eine Bar oder ein Re­stau­rant lot­sen, dann neh­men die Prei­se ein Ei­gen­le­ben an: Sie stei­gen dann auf bis zu 6 CUC! Die Dif­fe­renz kas­siert der Ji­ne­te­ro. Die ganz raf­fi­nier­ten Ji­ne­te­ros in­for­mie­ren einen, daß es drei Blö­cke wei­ter in der Stadt ein Fest gibt oder Live­mu­sik ge­spielt wird. Und beim Ver­ab­schie­den bie­ten sie an dich hin­zu­füh­ren. „Ach ich muß so­wie­so in die glei­che Rich­tung…“ heißt es, wenn man dan­kend ab­lehnt. Und hin­ter­her wird die Hand auf­ge­hal­ten: „Für die Stadt­füh­rung hätte ich gerne 5 CUC.“ Selbst der Hin­weis auf eine leere Geld­bör­se, die einer von uns dem Ji­ne­te­ro auch noch unter die Nase ge­hal­ten hat, hilft nicht wei­ter. Ori­gi­nal­ant­wort des Ji­ne­te­ros: „Dort drü­ben ist der Bank­au­to­mat, bei dem du dir Geld holen kannst.“ Wie frech ist das denn? Und läßt man sich nicht ein­fan­gen, dann wird man schon auch mal als „dre­cki­ger Wei­ßer“ be­schimpft. Das ist mir lei­der nicht nur ein­mal pas­siert.

Ich kann ja ver­ste­hen, daß die Ju­gend von Ha­van­na sich auch gerne in west­li­che Kla­mot­ten klei­den und ihren Le­bens­stan­dard er­hö­hen möch­te. Nur bleibt bei mir der Ein­druck, daß die Cu­ba­ner glau­ben,bei uns wächst das Geld auf Bäu­men. Im Ver­gleich zu an­de­ren la­tein­ame­ri­ka­ni­schen Län­dern ist Ha­van­na mit sei­nen Ji­ne­te­ros ein­zig­ar­tig, wirk­lich ner­ven­auf­rei­bend und ex­trem. Ob­wohl ich ei­gent­lich rou­ti­niert im Rei­sen bin und mir für sol­che Si­tua­tio­nen ein di­ckes Fell zu­le­gen kann, bin ich in Ha­van­na an einem Punkt an­ge­kom­men, an dem ich von Cuba total die Nase voll hatte und nur noch weg woll­te. Al­lei­ne der Ge­dan­ke noch wei­te­re 5 Tage in Cuba ver­brin­gen zu müs­sen war de­pri­mie­rend. An die­sem Punkt habe ich dann zwei Ös­ter­rei­cher ge­trof­fen. Wir haben uns ge­gen­sei­tig bei Bier und Cola re­gel­recht über Ha­van­na aus­ge­kotzt und dann be­schlos­sen ge­mein­sam für 4 Tage nach Viñales zu fah­ren. Ich kann nur sagen, die beste Ent­schei­dung über­haupt. Auch Viñales ist tou­ris­tisch, aber ein­fach viel ent­spann­ter mit einer wun­der­schö­nen Land­schaft. Das hat mich wie­der ver­söhnt.

 

 

 

 

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Eindrücke von Cuba I

Cuba stellt mich vor die Her­aus­for­de­rung schnell und kom­pakt zu be­rich­ten. In­ter­net in Cuba ist eine Her­aus­for­de­rung – lang­sam, teuer und nicht immer funk­tio­nie­rend. Bil­der werde ich wohl erst wie­der in Costa Rica in die Ga­le­rie ein­stel­len.

An­sons­ten bin ich in Ha­van­na um­wer­fen­den Ko­lo­ni­al­bau­ten be­geg­net. Teil­wei­se gut in Schuß, meis­tens je­doch mehr oder we­ni­ger stark ver­fal­len. Ur­al­te große Autos – teil­wei­se top­ge­pflegt, teil­wei­se mit Kle­be­bän­dern zu­sam­men­ge­hal­ten. Mir be­geg­net ein schö­ner brau­ner Buick – su­per­ge­pflegt und glän­zend, aber sind das ver­zier­te Ein­schuß­lö­cher an der Seite? Brei­te Bou­le­vards in Ha­van­na, aber kaum Autos – fehlt das Ben­zin? Oder gibt es ein­fach keine Autos? Einen Ge­braucht­wa­gen­markt er­fah­re ich, gibt es nicht. Auch auf der Bus­fahrt nach Tri­ni­dad, die ich am nächs­ten Tag mache, kaum Ver­kehr. Umso bes­ser, die Busse kom­men gut voran und sind äu­ßerst pünkt­lich.

Ich bin mit Via­zul un­ter­wegs, der staat­li­chen Tou­ris­ten­bus­li­nie. De­vi­sen für Fidel. An­de­re Busse dür­fen uns nicht mit­neh­men. De­vi­sen, De­vi­sen … De­vi­sen­re­stau­rants, De­vi­sen­shops, Un­ter­künf­te nur mit De­vi­sen. Selbst in den De­vi­sen­shops ist die Aus­wahl nicht allzu üppig. Auch hier nur 3 Fla­schen Was­ser – bin ich in der DDR? In der Aus­la­ge der Bä­cke­rei in Ca­ma­guey ste­hen 2 Ble­che Ku­chen an­sons­ten gäh­nen­de Leere. Es ist Mut­ter­tag (auch hier) und ich werde auf der Stra­ße von einer Frau an­ge­spro­chen, ob ich nicht Seife ab­zu­ge­ben hätte. Spä­ter lerne ich, daß Mut­ter­tag nur ein Vor­wand ist. Täg­lich werde ich auf Seife, Ku­gel­schrei­ber, Feu­er­zeu­ge und Geld an­ge­spro­chen. Es nervt. Al­ler­dings gibt es Län­der mit auf­dring­li­che­ren Men­schen.

Wir Tou­ris­ten be­zah­len in CUC, die ei­gent­li­che cu­ba­ni­sche Wäh­rung sind CUP. Macht sich gut im Geld­beu­tel mit zwei frem­den Wäh­run­gen. Und wann be­zah­le ich mit was? Bus, Un­ter­kunft, Was­ser, De­vi­sen­re­stau­rants sind ein­fach – hier lebt der CUC. Aber die ei­gent­li­che Frage ist, ist es ein ein­hei­mi­sches Re­stau­rant oder ein De­vi­sen­re­stau­rant? Die Prei­se für Bier und Tu­Co­la (CoCa Cola ist ver­bo­ten, aber warum schmeckt Tu­Co­la ge­nau­so?) sind meine Richt­prei­se, ob die Prei­se in CUP oder CUC sind. Damit ist der Wäh­rungs­dschun­gel aber noch nicht ent­wirrt: Pe­so­piz­za – kos­tet 1 CUC oder 6 CUP. Bei einem Um­tausch­ver­hält­nis von 1 CUC : 24 CUP bin ich dar­auf be­dacht in CUP zu be­zah­len – was nicht immer gut an­kommt.

Che Gue­va­ra in den Stra­ßen als Kon­ter­fei all­ge­gen­wär­tig. Pro­pa­gan­dis­ti­sche Slo­gans auf Pla­ka­ten und an Haus­wän­den. ¨Mit Fidel Re­vo­lu­ti­on¨, ¨Immer bis zum Sieg¨, ¨Va­ter­land oder Tod¨, ¨Che – dein Vor­bild lebt, deine Ideen über­dau­ern¨…  Immer wie­der stoße ich auf neue Sprü­che, die ich fo­to­gra­fie­re und sam­me­le.

In Ca­ma­guey lasse ich mich auf der Stra­ße bei einem alten Müt­ter­lein wie­gen: „Dein Ge­wicht sagt dir deine Zu­kunft und dein Glück vor­aus.“ Hätte ich vor­her noch ab­neh­men sol­len, da die Münze ent­spre­chend mei­ner Größe in die Waage ein­ge­wor­fen wird? Die Ant­wort: „Eine an­ge­neh­me Über­ra­schung er­war­tet dich nach einem un­glück­li­chen Aben­teu­er.“ Ok, ich werde mich über­ra­schen las­sen…

Hoch lebe die staat­li­che Tou­ris­ten­ab­zo­cke mit der De­vi­sen­wäh­rung CUC. Wäh­rend die Cu­ba­ner im Schnitt um­ge­rech­net 20 CUC im Monat ver­die­nen, be­zah­le ich 20 CUC (etwa 16 EUR) täg­lich für meine Über­nach­tung.

De­vi­sen­re­stau­rants sind so schlecht wie ihr Ruf. Die Be­die­nung ist un­mo­ti­viert und lang­sam. Schön wenn ich be­dient werde. Das Essen ist zum Über­le­ben, aber nicht für Gau­men­freu­den. Habe ich erst ein­mal eine Spei­se­kar­te in der Hand, habe ich es mir an­ge­wöhnt, gleich nach den vor­han­de­nen Ge­rich­ten zu fra­gen. Eine um­fang­rei­che Spei­se­kar­te re­du­ziert sich so im Nu auf ei­ni­ge we­ni­ge Ge­rich­te. Al­ter­na­ti­ve Pe­so­re­stau­rants? Vor die­ser Va­ri­an­te staat­li­cher Gau­men­freu­den bil­den sich häu­fig lange Schlan­gen. Auch hier Per­so­nal im Schne­cken­tem­po und schwan­ken­de Qua­li­tät bei ein­ge­schränk­tem An­ge­bot. Mehr als der Magen freut sich hier mein Geld­beu­tel, da ich statt 8 – 10 CUC im Schnitt nur 2 CUC los­wer­de. Nicht sel­ten ist das Essen in den casa par­ti­cu­la­res, den Pri­vat­un­ter­künf­ten für uns Tou­ris­ten, am Bes­ten. Und meis­tens ist es eine Un­men­ge zu essen. Da die Be­sit­zer der casa par­ti­cu­la­res je­doch hohe Ab­ga­ben an den Staat für ihre Zim­mer und die Ver­kös­ti­gungs­li­zenz be­zah­len müs­sen, set­zen sie all ihre Über­re­dungs­küns­te ein, mich zum Essen in der casa zu be­we­gen. Nicht immer lohnt es sich, aber meis­tens. Nur, dann esse ich meis­tens al­lei­ne und nicht in Ge­sell­schaft an­de­rer Rei­sen­der. Ein Di­lem­ma…

Ju­do­kampf 10 – 12-jäh­ri­ger Mäd­chen in Ci­en­fue­gos: wei­ßer Gür­tel gegen roten. Es gibt nur einen roten Gür­tel, der je­weils von Mäd­chen zu Mäd­chen wei­ter­ge­reicht wird. Knapp­heit im So­zia­lis­mus. Ge­kämpft wird ver­bis­sen und er­staun­lich agres­siv und liegt ein Mäd­chen auf dem Rü­cken skan­diert die Zu­schau­er­men­ge ¨La Vida se va!¨ was so­viel heißt wie ¨Das Leben geht!¨

Ach ja und dann war da noch die Schwei­ne­schlach­tung auf cu­ba­nisch: Im Ko­lo­ni­al­haus in einem lee­ren Zim­mer, un­kli­ma­ti­siert na­tür­lich. Ich er­hal­te Ein­blick durch die hohen Fens­ter. 2 Schwei­ne­köp­fe lie­gen be­reits unter dem Tisch, der Rest wird fein säu­ber­lich auf dem Tisch zer­legt und zer­teilt. Schwein Num­mer drei liegt der­weil noch quietsch­ver­gnügt und le­ben­dig im Haus­flur im Schat­ten. Und das mit­ten in der Alt­stadt von Ci­en­fue­gos.

Dem­nächst mehr zu mei­nen Ein­drü­cken hier in Cuba.

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Anreise nach Cuba

Ich mache mich auf den Weg nach Cuba: mor­gens um 6 Uhr mit dem Bus von Me­ri­da/Me­xi­ko nach Can­cun und von dort mit dem Flie­ger nach Ha­van­na/Cuba. Der Ge­dan­ke mit einer rus­si­schen YAK-Ma­schi­ne der „Cu­ba­na Air­lines“ zu flie­gen be­un­ru­higt mich. Daß der Flie­ger Ver­spä­tung hat, trägt auch nicht zu mei­ner Be­ru­hi­gung bei. Mir gehen die Bil­der vom Check-in durch den Kopf: Ku­ba­ner, die mit einer Un­men­ge von ein­ge­schweiß­ten Tüten, Ta­schen und Kof­fern rei­sen. Nicht 1, 2 oder 3 Ge­päck­stü­cke pro Per­son, son­dern 5, 6 oder 8. Wäh­rend eine Frau eine rie­si­ge Ta­sche mit Ther­mo­be­chern, Plas­tik­tel­lern und -be­steck mit sich schleppt, hat eine an­de­re ein kom­plet­tes Flei­scher­mes­ser-Set außen am Kof­fer fest­ge­klebt und neben mir steht ein Flach­bild­schirm der Größe 2 x 3 Meter und war­tet auf den Check-in. Die Vor­bo­ten der Man­gel­wirt­schaft des Kom­mu­nis­mus … .

Als wir end­lich mit viel Ver­spä­tung boar­den, er­war­tet mich ein Flug­zeug mit dem ich ei­gent­lich nicht flie­gen möch­te. Be­reits von außen läßt der Flie­ger im Ver­gleich zu an­de­ren zu wün­schen übrig – stumpf, ver­bli­chen, alt. Nied­ri­ger Ein­stieg, die Ste­war­dess paßt auf, daß wir uns nicht den Kopf sto­ßen. Dre­ckig, spe­ckig, alt sind die ers­ten Worte, die mir im In­ne­ren des Flie­gers durch den Kopf gehen. Selbst un­ger­ei­nig­te Ryan-Air-Flie­ger sind Gold da­ge­gen. Alles Plas­tik ist total ver­gilbt. Die Sitze las­sen sich un­ge­hin­dert nach vorne klap­pen – selt­sam, soll das so sein? Be­schrif­tun­gen sind ori­gi­nal in rus­sisch, auch wenn eng­li­sche und spa­ni­sche Er­läu­te­run­gen da­ne­ben kle­ben. Der Hit sind die Atem­mas­ken und Schwimm­wes­ten, die die Ste­war­des­sen bei ihrer Si­cher­heits­ein­wei­sung ver­wen­den. Grau, uralt, dre­ckig und porös sehen sie aus – noch taug­lich? Pech, ich sitze und es geht los. Ent­ge­gen mei­ner an­fäng­li­chen Panik ist es ein sehr ru­hi­ger Flug, wenn sich auch die Kli­ma­an­la­ge nicht wirk­lich zwi­schen eis­kalt und brü­ten­der Hitze ent­schei­den kann. Der Pilot setzt nach einer Stun­de den Flie­ger sehr sanft auf der Lan­de­bahn auf und ich bin er­leich­tert wohl­be­hal­ten auf Cuba an­ge­kom­men zu sein.

Ich tau­sche meine me­xi­ka­ni­schen Pesos in Cu­ba­ni­sche CUC – die Tou­ris­ten­wäh­rung – um, da kein Geld per Karte an den Au­to­ma­ten zu haben ist. Eine Aus­tra­lie­rin ist nicht so glück­lich wie ich, da sie kein Bar­geld hat, so steht sie ohne Geld da. Zum Glück ist ihre Freun­din schon in Ha­van­na und kann aus­hel­fen. Zu dritt tei­len wir uns ein Taxi vom Flug­ha­fen nach Ha­van­na. Ein ur­al­ter Chevy kut­schiert uns über brei­te Stra­ßen in die Stadt. Die Stra­ßen ma­chen einen ver­las­se­nen Ein­druck. Liegt es am Wo­chen­en­de oder daran, daß nicht genug Ben­zin für die Autos vor­han­den ist? 3 Leute, 3 ver­schie­de­ne Adres­sen, der Ta­xi­fah­rer ist klar über­for­dert. Am An­fang denke ich noch, daß die Adres­sen der „casas par­ti­cu­la­res“, der Pri­vat­un­ter­künf­te, eben nicht immer leicht zu fin­den sind. Hier fra­gen, dort fra­gen, drei­mal um­keh­ren usw. Aber ich habe ein Zim­mer im Hotel Ingla­ter­ra für eine Nacht vor­ge­bucht. Das Hotel ist ein zen­tra­ler be­kann­ter Ort im alten Ha­van­na – und auch hier muß der Ta­xi­fah­rer sich durch­fra­gen. Hmm, das gibt mir dann doch zu den­ken.

Nun bin ich ge­spannt, wie es wei­ter geht. Mor­gen früh werde ich mit dem Bus nach Tri­ni­dad fah­ren, um dort eine Woche Sprach­kurs auf cu­ba­nisch zu ge­nie­ßen. Ich werde be­rich­ten, so­fern Fidel mich nicht im In­ter­net aus­bremst.

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Merida

5 Tage habe ich es mir in Me­ri­da gut­ge­hen las­sen. Ich hatte ein Zim­mer in dem net­ten Guest­house Al­va­rez. Teu­rer als meine bis­he­ri­gen Un­ter­künf­te. Dafür mit dem un­schlag­ba­ren Vor­teil eines klei­nen Pools, den ich im hei­ßen Me­ri­da gerne ge­nutzt habe.

Me­ri­da selbst hat als Ko­lo­ni­al­stadt sei­nen Charme und in die­ser Woche star­te­te ein Kul­tur­fes­ti­val, bei dem auf ver­schie­de­nen öf­fent­li­chen Plät­zen in der Stadt kos­ten­lo­se Ver­an­stal­tun­gen statt­fan­den. Auf einem klei­nen Kirch­platz habe ich mich abends in der war­men Som­mer­luft von den Dar­bie­tun­gen des Or­ches­ter aus Me­ri­da, auf der Yu­ka­t­an­halb­in­sel be­kann­ten Gi­tar­ren­spie­lern und Sän­gern und einer Folk­lo­re­grup­pe un­ter­hal­ten las­sen. War die Musik zu Be­ginn in ihrer Ton­la­ge auch etwas un­ge­wohnt, hat mich die Folk­lo­re­grup­pe so­fort be­geis­tert. Ins­be­son­de­re der Ab­schluß­tanz fas­zi­nier­te, bei dem die Tän­zer Ta­bletts mit vol­len Glä­sern und Fla­schen auf ihrem Kopf ba­lan­cier­ten und das Was­ser – oder war es doch Wein? – bei den schwung­vol­len Dre­hun­gen und Schritt­fol­gen aus den Glä­sern spritz­te.

Ohne meine schö­ne Un­ter­kunft in Me­ri­da auf­zu­ge­ben, habe ich neben ein paar fau­len Tagen auch Aus­flü­ge in die Um­ge­bung ge­macht: Ma­ya-Rui­nen in Uxmal – ein Traum! Bei wei­tes­tem die am schöns­ten de­ko­rier­ten Ge­bäu­de und Tem­pel, die ich bis­lang zu Ge­sicht be­kom­men habe. Ein­fach be­ein­dru­ckend.

Ein Aus­flug in die unter UNESCO-Schutz ste­hen­de Ko­lo­ni­al­stadt Cam­pe­che: ein Bum­mel durch die Stadt, Be­sich­ti­gung der alten Über­bleib­sel der Fes­tungs­an­la­ge und Be­such des Mu­se­ums mit Ma­ya-Ex­po­na­ten. Schön, aber ich hatte mehr er­war­tet. Aus mei­ner Sicht kein Ver­gleich mit Gra­na­da in Ni­ca­ra­gua. Oder bin ich da vor­ein­ge­nom­men, weil ich 3 Wo­chen in Gra­na­da ver­bracht habe?

Als Ab­schluß mei­nes Me­xi­ko­auf­ent­halts eine Fahrt nach Ce­les­tun an die Küste in der Hoff­nung auf dem dor­ti­gen Fluß Fla­min­gos in rau­hen Men­gen zu sehen. Es waren lei­der nur we­ni­ge Fla­min­gos un­ter­wegs, da das Was­ser zu hoch steht und so die Fut­ter­la­ge wohl nicht op­ti­mal ist. Trotz allem waren die Boots­fahrt, das le­cke­re Fisch­me­nu zum Mit­tag­es­sen und der Strand in Ce­les­tun den Aus­flug wert.

Fazit? In Me­xi­ko könn­te ich Wo­chen ver­brin­gen zwi­schen Ma­ya-Rui­nen, sons­ti­gen Al­ter­tü­mern und Strän­den. Vor­mer­ken für eine wei­te­re Reise!

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Meine ersten Tage in Mexiko

Was fällt mir zu mei­nen ers­ten Tagen in Me­xi­ko ein?

1. Lange Bus­fahrt von Be­li­ze Zoo bis Tulum/Me­xi­ko: Nach un­se­rer Nacht im Zoo bre­chen ich und meine Aus­tra­li­er je­weils in ver­schie­de­ne Rich­tun­gen auf – Ri­chard nach Gua­te­ma­la, Kate + Robin nach Am­ber­gis Caye und ich nach Me­xi­ko. Lange Bus­fahrt für mich mit mehr­fach Um­stei­gen. Der zwei­te Bus bringt mich von Be­li­ze City über die Gren­ze. Und wäh­rend der Bus­fah­rer nach der Grenz­kon­trol­le in Be­li­ze noch auf mich war­tet, sam­melt er mich nach der Pass­kon­trol­le in Me­xi­ko nicht mehr auf. Da stehe ich mit mei­nem Ruck­sack wie ein be­gos­se­ner Pudel und frage mich, was nun? Hatte er meine Frage nach dem ADO-Bus­ter­mi­nal in Che­tu­mal nicht rich­tig ver­stan­den? Soll ich von hier aus ein Taxi sei­ner Mei­nung nach neh­men? Ist mein Spa­nisch doch noch so lü­cken­haft, daß ich ihn nicht rich­tig ver­stan­den habe? Eine Fa­mi­lie aus Be­li­ze hört mich vor mich hin­flu­chen und nach Bus­sen bzw. Taxis fra­gen und bie­tet mir spon­tan an mich bis Che­tu­mal mit­zu­neh­men. So habe ich Glück im Un­glück und werde di­rekt vor dem Bus­ter­mi­nal, von dem mein nächs­ter Bus ab­geht, ab­ge­setzt. Nette Leute!

2. Ma­ya-Rui­nen in Tulum – land­schaft­lich herr­lich, di­rekt am Meer ge­le­gen, aber Tou­ris­ten­hor­den ohne Ende. Eher nichts für mich. Fahre nach der Be­sich­ti­gung auf einem Pick­up mit zum Strand. Gönne mir ein Mit­tag­es­sen in einem Strand­re­stau­rant – und stel­le dann fest, daß mein Geld zum Be­zah­len nicht reicht. Herr­lich! Der Rest mei­ner Reich­tü­mer liegt im Hos­tel. Was nun? Kein Bus zum Hos­tel, zu Fuß über eine Stun­de Weg. Der Kell­ner lacht nur, schreibt sich mein Hos­tel und mei­nen Namen auf und sam­melt das rest­li­che Geld vor sei­ner Abend­schicht bei mir im Hos­tel ein. Wie­der je­mand net­tes ge­trof­fen!

3. Am nächs­ten Tag Aus­flug zu den herr­li­chen Ma­ya-Rui­nen von Coba. Ich sitze schon im Bus, als ich meine Ka­me­ra che­cke und merke, daß der Akku – ob­wohl frisch ge­la­den – sei­nen Geist auf­ge­ge­ben hat. Er­satz­ak­ku ist na­tür­lich im Hos­tel. Dumm! Tolle Rui­nen in Coba; ich spa­zie­re 3 Stun­den im Ur­wald zwi­schen den Rui­nen herum und er­klim­me die No­hoch Mul Py­ra­mi­de. Ein herr­li­cher Blick weit über dem Blät­ter­dach und über all den Ur­wald hin­weg! Dies­mal also ohne Foto; ich ver­su­che alles im Ge­hirn ab­zu­spei­chern. Viel­leicht ist es auch ganz gut, daß ich ge­zwun­gen bin, mit mir, mei­nen Ge­dan­ken und Ein­drü­cken mal al­lei­ne zu sein – ohne Foto, hin­ter dem ich mich so gut ver­ste­cken kann.

Meine Tage in Val­la­do­lid sind bis­her ohne klei­ne­re oder grö­ße­re Ka­ta­stro­phen ab­ge­lau­fen. Alle guten Dinge sind ja be­kannt­lich 3. So kann ich mich dar­auf kon­zen­trie­ren die herr­li­che Ko­lo­ni­al­stadt in Val­la­do­lid und die Ma­ya-Rui­nen von Chi­chen Itza zu ge­nies­sen. Eine herr­li­che An­la­ge, die ich in den Mor­gen­stun­den ohne all­zu­viel Tou­ris­ten­rum­mel ge­nies­se. Heute ist Sonn­tag – kein Tag für Kreuz­fahrt­schif­fe, die Leute immer gleich zu hun­der­ten aus­spu­cken. Also ein herr­li­cher Bum­mel zwi­schen all den Rui­nen und Tem­peln in Chi­chen Itza. Ich bin von der zen­tra­len Ku­kul­kan Py­ra­mi­de und dem gröss­ten Ball­spiel­platz in Me­soame­ri­ka be­ein­druckt.

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Im Zoo von Belize

Von Pla­cen­cia aus reise ich ge­mein­sam mit mei­nen drei Aus­tra­li­ern per Was­ser­ta­xi und Bus wei­ter. In Bel­mo­pan, der Haupt­stadt von Be­li­ze, Wech­sel vom Ex­press­bus in den lo­ka­len Bus, der uns di­rekt am Ein­gang des Zoos ab­setzt. Mit ein biß­chen Ge­duld ma­chen wir un­se­re Über­nach­tung im na­he­ge­le­ge­nen TEC Tro­pi­cal Edu­ca­ti­on Cen­ter klar und mel­den uns zur Nacht­füh­rung im Zoo an.

Be­li­ze Zoo ist ein re­la­tiv klei­ner wun­der­vol­ler Zoo, der über­wie­gend ge­ret­te­ten oder in Ge­fan­gen­schaft ge­bo­re­nen Tie­ren auf einer Flä­che von 12 ha ein Leben in na­tür­li­cher Um­ge­bung zu er­mög­li­chen ver­sucht. Kä­fi­ge ja, aber so viel Ur­wald wie mög­lich. Ich bin auf den ers­ten Blick be­geis­tert. Aus dem Ge­he­ge di­rekt am Ein­gangs­be­reich be­äu­gen mich die Geier; ihr glat­ter total bun­ter Kopf sieht aus wie eine Fa­schings­mas­ke. Auf­grund der Hitze steht der Tapir re­gungs­los in sei­nem Stein­pool und igno­riert uns. Die schwar­zen Brüll­af­fen be­glei­ten uns auf ihrer Baum­au­to­bahn par­al­lel zu un­se­rem Lauf­steg. Die bei­den Har­py­ie mit ihrem hüb­schen Kopf­putz, die mäch­tigs­ten Adler un­se­rer Erde, be­äu­gen uns der­weil hoch­mü­tig. Die im Ge­he­ge ge­gen­über wohn­haf­ten pos­sier­li­chen Fell­knäu­le lüm­meln kopf­über ver­dreht in einem hoh­len Baum­stamm. Wie sie hei­ßen? Keine Ah­nung, ich habe nur be­hal­ten, daß sie in frei­er Wild­bahn Fut­ter für die Har­py­ie wären. Zu­letzt be­su­chen wir die Groß­kat­zen – Puma, Oze­lot und Ja­gu­ar. Wäh­rend der Puma ru­he­los am Zaun ent­lang­streift, lüm­melt einer der Pumas – Ju­ni­or Buddy – de­ko­ra­tiv und faul auf einem Baum­stamm. Das per­fek­te Fo­to­mo­tiv! In­ter­es­sant die War­nun­gen auf den Schil­dern an den Kä­fi­gen: Bitte alle „Kör­per­tei­le“ aus dem Käfig her­aus­hal­ten! So nah bin ich Groß­kat­zen noch nie ge­we­sen!

Abends um 19 Uhr dann ein wei­te­rer Be­such im Zoo – die Nacht­füh­rung. Unser Guide er­war­tet uns be­reits; erst auf den zwei­ten Blick sehe ich, daß er eine Schlan­ge über der Schul­ter hän­gen hat – eine junge Boa Con­stric­tor. Ob ich sie um­ge­hängt haben möch­te? Nein, danke. Ich bin nicht so für Schlan­gen. Mit einem Eimer mit Fut­ter be­waff­net nimmt uns unser Füh­rer mit in den stock­fins­te­ren Zoo. Gut, daß ich von heute nach­mit­tag mit dem Ter­rain ver­traut bin, es ist so schon un­heim­lich genug. Von allen Sei­ten tönen mir un­be­kann­te Laute und Ge­räu­sche. Füt­te­rung von Tapir, Wild­schwei­nen – puh, die stin­ken! – und Groß­kat­zen. Alle sind sie sehr aktiv und der Ja­gu­ar „Ju­ni­or Buddy“ be­ein­druckt uns er­neut, da er auf Kom­man­do seine Run­den über die Baum­stäm­me in sei­nem Ge­he­ge dreht. Er ist einer der Bot­schaf­ter des Be­li­ze Zoos. Unser Nachtspa­zier­gang im Zoo ist span­nend und be­ein­dru­ckend. Der Zoo wirkt im Dun­keln noch­mals grö­ßer als bei Tag. Am nächs­ten Mor­gen werde ich von Kate ge­fragt, ob ich auch Alb­träu­me ge­habt habe – al­lein im Zoo bei Nacht und ein frei­lau­fen­der Ja­gu­ar… Nein, ich habe gut ge­schla­fen!

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Ragga Queen – von Caye Caulker nach Placencia

Be­li­ze’s go-to place für Spaß am und auf dem Was­ser sind die Cays: tau­chen, schnor­cheln, wind­sur­fing, se­geln – alles wird auf den In­seln an­ge­bo­ten. Es ist Don­ners­tag vor Os­tern als ich Caye Caul­ker mit dem Was­ser­ta­xi er­rei­che. Nur mit Mühe und ei­ni­gem Su­chen finde ich ein güns­ti­ges Zim­mer. Ganz Be­li­ze scheint über Os­tern Ur­laub auf den Cays zu ma­chen. Viel­leicht hätte ich vorab re­ser­vie­ren sol­len? Ich war ge­dank­lich so auf mei­nen Se­gel­törn fi­xiert, der Frei­tag mor­gen für 3 Tage star­tet, daß ich Zim­mer­schwie­rig­kei­ten über Os­tern aus­ge­blen­det hatte. Nun ja, hat auch so ge­klappt.

Spät­nach­mit­tag ist Vor­tref­fen; Char­lie von Rag­ga­muff­in­tours macht ein kur­zes Brie­fing zu un­se­rem 3-Ta­ges-Se­gel­törn, stellt die 3-Mann-Crew vor, ver­spricht uns gutes Essen an Bord auch falls die Fi­sche beim An­geln nicht bei­ßen soll­ten (was sich bei­des als wahr her­aus­stel­len soll­te- gutes Essen, keine Fi­sche ge­an­gelt) und schwärmt von der Tour. Eine klei­ne War­nung zum Al­ko­hol auf dem Was­ser – kein Bier an Bord, dafür Rum und Eis in rau­hen Men­gen. Nur die War­nung vor her­um­schwin­gen­den Se­geln kommt mei­ner Mei­nung nach ein biß­chen zu kurz – prompt be­kommt Sarah am nächs­ten Mor­gen von einem der Segel eine hef­ti­ge Kopf­nuß ver­setzt. Denn was wis­sen Land­rat­ten schon von Se­gel­schif­fen?

Die In­ter­net­sei­te von Rag­ga­muf­fin lockt uns mit einem Spruch von Mark Twain, der pas­sen­der nicht sein könn­te: „Twen­ty years from now you will be more disap­poin­ted by the things that you didn’t do than by the ones you did do. So throw off the bow­li­nes. Sail away from the safe har­bor. Catch the trade winds in your sails. Ex­plo­re. Dream. Dis­co­ver.“

Am nächs­ten Mor­gen Trans­fer zur Ragga Queen, eine etwas her­un­ter­ge­kom­me­ne 50 ft lange 2-Mast-Ketsch. Kein Ver­gleich zu der auf Hoch­glanz po­lier­ten und top ge­pfleg­ten 3-Mast-Bark Stats­raad Lehm­kuhl mit der ich im Som­mer vor 2 Jah­ren ei­ni­ge Tage un­ter­wegs war. Trotz allem fühle ich mich auf dem Boot so­fort wohl; die Ragga Queen passt wie die Faust auf’s Auge zu dem ka­ri­bi­schen Le­bens­ge­fühl in Be­li­ze – Sonne, Wind, nette Crew mit Ras­ta­zöp­fen und ka­ri­bi­sche Gu­te-Lau­ne-Mu­sik.Wir se­geln über­wie­gend an dem Riff ent­lang, das vor Be­li­zes Küste liegt. 16 Leute sindan Bord + Crew – das Boot ist voll, aber im Schat­ten der Segel läßt es sich auch bei größ­ter Hitze aus­hal­ten. Jeder fin­det sein Plätz­chen. Schnor­chel­stops – Ko­ral­len, bunte Fi­sche, ein Hum­mer. Zu Be­ginn sehen wir einen Del­fin, der uns aber nicht lange be­glei­tet. Wir über­nach­ten in Zel­ten auf den In­seln; ich teile mein Zelt mit einer net­ten Eng­län­de­rin. Die erste Nacht ge­hört uns Ren­de­vouz Caye ganz al­lei­ne. Die an­säs­si­gen Pe­li­ka­ne räu­men die Insel als wir an­le­gen. Die Insel ist ge­ra­de groß genug für un­se­re Zelte. Du­schen? Wäre ja schön nach so viel Sonne, Son­nen­creme und Salz­was­ser. Spar­sam du­schen auf dem Boot ist an­ge­sagt, da die Was­ser­tanks auf der Insel leer sind. Es hat lange nicht mehr ge­reg­net, so daß seit De­zem­ber kein Was­ser mehr auf der Insel ist. Char­lie hatte uns zwar etwas an­de­res ver­spro­chen, aber wir neh­men es mit ka­ri­bi­scher Ge­las­sen­heit hin. Die Zeit bis zum Abend­es­sen über­brü­cken wir mit einem Schnor­chel­aus­flug, Tacos mit Sal­sa­so­ße und Rum­Punsch – und einem mär­chen­haf­ten Son­nen­un­ter­gang. Nach dem Essen sit­zen wir am La­ger­feu­er zu­sam­men und rös­ten Mar­sh­mal­lows – auch wenn es lus­tig ist, sie sind ein­fach nicht nach mei­nem Ge­schmack. Tod­mü­de falle ich schließ­lich auf meine Iso­mat­te.

Den nächs­ten Tag bre­chen wir nach einem le­cke­ren In­sel­f­rüh­stück auf und der erste Schnor­chel­stop läßt nicht lange auf sich war­ten. Noch mehr wun­der­schö­ne Ko­ral­len, bunte Fi­sche in allen Grö­ßen; ich sehe einen Ro­chen und tolle Fisch­schwär­me. Doch ab und zu stehe ich mit mei­nem Schnor­chel auf Kriegs­fuß und schlu­cke Salz­was­ser. Umso bes­ser ge­fällt es mir an Bord zu kom­men und ein eis­ge­kühl­tes Ge­tränk in die Hand ge­drückt zu be­kom­men. In der Kom­bü­se kann ich mir ein Sand­wich zu­sam­men­stel­len und Obst – Ana­nas, Ba­na­ne und Was­ser­me­lo­ne – wird bis zum Ab­win­ken ser­viert.

Gegen Nach­mit­tag lau­fen wir dann To­bac­co Caye an. Aus der Ferne viele Pal­men und nur ei­ni­ge Hau­ser. Als wir näher kom­men, stel­le ich fest, daß ich mich ge­irrt habe und die 2 ha große Insel von bun­ten Holz­häu­sern nur so über­säht ist. Zwi­schen all den Hüt­ten – es leben im­mer­hin 50 Per­so­nen hier – bauen wir un­se­re Zelte auf.

Neben der Boots­an­le­ge­stel­le ist gleich die Bar, in der Abends zu Trom­meln ge­tanzt wird. Auf dem An­le­ge­steg ver­gnü­gen sich die Ein­hei­mi­schen; die Kin­der neh­men ihn als Platt­form für ihre Sprün­ge ins Was­ser. Bis zum Abend­es­sen ist die Ragga Queen Zen­trum einer Party mit Musik, Rum­Punsch und dem ein oder an­de­ren Sprung ins Was­ser.

Auch wenn das keine wirk­li­che Ab­küh­lung be­deu­tet, so warm wie es ist. Ich be­en­de den Abend in einem ge­müt­li­chen Holz­lie­ge­stuhl mit einer Aus­tra­lie­rin plau­dernd. Noch ein letz­ter Tag mit glor­rei­chen Schnor­chel­aus­flü­gen und einem Schwimm­aus­flug zum Sand­strand einer klei­nen Insel. Be­reits vor der Ab­fahrt ent­de­cken wir vom Boots­steg aus einen gro­ßen Ro­chen und eine Schild­krö­te. Nach­mit­tags ist unser Se­gel­aben­teu­er dann zu Ende und wir legen in Pla­cen­cia im Süd­os­ten von Be­li­ze an. Pla­cen­cia brüs­tet sich damit, die schmals­te Haupt­straß­se der Welt zu haben – ein 1,5 Meter brei­ter Fuß­weg. Pla­cen­cia war bis vor ein paar Jah­ren nur per Boot er­reich­bar, so daß sich die Häu­ser im we­sent­li­chen ent­lang die­ses Fuß­we­ges grup­pie­ren und nicht an der in­zwi­schen ge­bau­ten Fahr­stra­ße.

Ich mache mich mit 3 Aus­tra­li­ern auf die Suche nach einer bil­li­gen Un­ter­kunft. Es ist schließ­lich Os­ter­mon­tag, d.h. immer noch Ur­laubs­engpaß. Wir haben Glück und wer­den in dem net­ten Guest­house von Deb & Dave fün­dig. Es tobt der Bär in Pla­cen­cia und die Musik dröhnt bis mor­gens um 4 Uhr. Hier hilft nur Oh­ro­pax. Wir ver­brin­gen den fol­gen­den Tag noch faul am Strand und bei Live­mu­sik in einer klei­nen ein­hei­mi­schen Bar bevor wir uns am Mitt­woch früh wie­der auf Reise be­ge­ben. Wir wol­len den Zoo von Be­li­ze be­su­chen und an der viel ge­lob­ten Nacht­füh­rung teil­neh­men.

 

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Tikal – ein großer Traum erfüllt sich

 

Ich habe jah­re­lang ein Brett­spiel bei mir zu Hause lie­gen ge­habt: Tem­pel in Tikal bauen – je höher desto bes­ser. Ge­win­ner des Spiels war der­je­ni­ge, der die meis­ten und höchs­ten Tem­pel auf dem Spiel­plan, der Tikal nach­emp­fun­den war, ge­baut hat. Ich bin ein gro­ßer Rui­nen-Fan: Burg­rui­nen, Kir­chen­rui­nen, Tem­pel­rui­nen, die Rui­nen von Ang­kor Wat in Kam­bo­dscha … Ma­ya­tem­pel fehl­ten noch in mei­ner Samm­lung. Und schon lange hat mich der Ge­dan­ke ge­reizt ein­mal die Ma­ya­rui­nen in Tikal zu be­sich­ti­gen – eine Rui­nen­stadt vom Ur­wald ver­schlun­gen. Heute hat sich die­ser Traum er­füllt.

Ein Ta­ges­aus­flug von San Igna­cio/Be­li­ze aus nach Tikal in Gua­te­ma­la steht auf mei­nem Pro­gramm. Früh mor­gens werde ich mit drei an­de­ren von einem Tour­gui­de auf­ge­sam­melt. Eine kurze Fahrt bringt mich an die Gren­ze; dort er­war­tet uns schon der Guide aus Gua­te­ma­la. Gute an­dert­halb Stun­den dau­ert die Fahrt von der Gren­ze bis nach Tikal. Dann bin ich da – es geht los! Die Span­nung bleibt noch ein biß­chen er­hal­ten, da ich erst ein­mal ei­ni­ge Mi­nu­ten zu Fuß durch den Ur­wald lau­fen muß bis die ers­ten Tem­pel in Sicht kom­men – die Zwil­lings­py­ra­mi­den. Gut er­hal­ten und zum Be­stei­gen wie ge­eig­net. Klar will ich rauf! Von oben eine erste Ori­en­tie­rung. Die drei größ­ten Tem­pel aus Tikal ragen aus dem Blät­ter­dach her­aus und ich kann sie von mei­nem Aus­sichts­punkt er­spä­hen.

Unten wie­der an­ge­kom­men mache ich mich gleich auf zum Tem­pel IV, dem mit rd. 70 Me­tern höchs­ten Tem­pel in Tikal. Von dort soll die Aus­sicht noch bes­ser sein. Der Tem­pel ist nur im obe­ren Drit­tel frei­ge­legt, die un­te­ren Drit­tel sind nach wie vor unter Bäu­men und Ge­röll ver­bor­gen. Auf Holz­trep­pen, die an der Seite des Tem­pels em­por­füh­ren, er­klim­me ich mei­nen zwei­ten Tem­pel in Tikal. Von hier ist die Aus­sicht über­wäl­ti­gend. Re­gen­wald so weit das Auge reicht. Lei­der wie­der ein die­si­ger und wol­ki­ger Tag. Ich kann mir nur vor­stel­len, wel­che Fern­sicht ich bei gutem Wet­ter hätte. Immer wie­der ragen aus dem Ur­wald ein­zel­ne Tem­pel her­aus. Ein rie­si­ges Areal. Der zen­tra­le Be­reich von Tikal er­streckt sich über ein Ge­biet von etwa 16 Qua­drat­ki­lo­me­tern mit über drei­tau­send Bau­ten. Viele Ge­bäu­de sind noch nicht aus­ge­gra­ben und er­forscht wor­den. Den Schät­zun­gen nach haben wäh­rend dem Hö­he­punkt der Macht in der klas­si­schen Pe­ri­ode (8. Jahr­hun­dert) in Tikal min­des­tens 50.000 Men­schen ge­lebt. Ich ver­su­che mir Tikal mit sei­nen Tem­peln im 8. Jahr­hun­dert vor­zu­stel­len – ohne den Ur­wald, die Tem­pel ge­kalkt und rot an­ge­malt, die Mayas in bun­ten Trach­ten und die Pries­ter mit bun­tem Fe­der­kopf­schmuck.

Es muß ein sehr er­ha­be­nes Ge­fühl ge­we­sen sein, als Pries­ter dort oben auf den Trep­pen­stu­fen des Tem­pels zu ste­hen. Ein we­ni­ger er­ha­be­nes Ge­fühl hat­ten ver­mut­lich die Mayas der Ar­bei­ter­schicht, die die Stei­ne für all diese Tem­pel­bau­ten be­we­gen muss­ten.

Es geht wei­ter zum nächs­ten Tem­pel-High­light – zur gro­ßen „Py­ra­mi­de der Ver­lo­re­nen Welt“. Un­ter­wegs weist uns unser Guide auf die Mau­ern der rie­si­gen Was­ser­re­ser­voirs und auf un­ter­ir­di­sche Auf­be­wah­rungs­räu­me der Maya hin. Die Py­ra­mi­de der ver­lo­re­nen Welt ist eine vier­sei­ti­ge Struk­tur, 30 Meter hoch, mit Mas­ken und Trep­pen an allen vier Sei­ten. Oben auf der Py­ra­mi­de stand nie ein Tem­pel. „The Lost World“ von Tikal ent­hält die äl­tes­te Struk­tu­ren in­ner­halb der Rui­nen der an­ti­ken Stadt und war ent­ge­gen vie­len an­de­ren Py­ra­mi­den und Tem­peln nie über­baut. Unser Guide nennt sie das Ob­ser­va­to­ri­um der Maya zur Be­ob­ach­tung der Ster­ne und Pla­ne­ten.

Bei Tem­pel V wer­den wir von un­se­rem Guide vor dem Auf­stieg ge­warnt – nur für schwin­del­freie Per­so­nen! Die Ori­gi­nal­stu­fen sind lei­der nicht be­geh­bar, da sie nicht durch­ge­hend bis oben re­stau­riert wur­den. Aber viel­leicht ist das auch bes­ser. Der Tem­pel sieht sehr, sehr steil aus. Erst auf den zwei­ten Blick wer­den auf der lin­ken Seite des Tem­pels die Holz­lei­tern sicht­bar, die zur Platt­form des Tem­pels füh­ren – steil, als ob ich in die Wan­ten eines Groß­seg­lers stei­ge. Ich mache mich an den Auf­stieg und kann nach ei­ni­ger Zeit aus 57 Me­tern Höhe den Blick nach unten be­wun­dern. Schwin­del­er­re­gend!

Dem ein oder an­de­ren zit­tern die Knie bei dem Ge­dan­ken, hier wie­der run­ter stei­gen zu müs­sen. Auch ich mache mich lang­sam und vor­sich­tig nach einer klei­nen Pause mit genuß­vol­ler Aus­sicht an den Ab­stieg.

Zum Ab­schluß und als High­light schlen­de­re ich über den gro­ßen Platz. Er wird von dem Pa­last, dem Tem­pel des gro­ßen Ja­gu­ars (Tem­pel II), dem Mas­ken­tem­pel und der Akro­po­lis ein­ge­rahmt. Hier ste­hen die Tem­pel frei vom Ur­wald, so daß der Un­ter­schied zu den üb­ri­gen Tem­peln, die noch mit­ten im Ur­wald ein­ge­rahmt von Bäu­men ste­hen, deut­lich wird. Ich könn­te hier Stun­den ver­brin­gen und zwi­schen den Rui­nen sit­zen und träu­men. Aber lei­der sam­melt uns unser Tour­gui­de wie­der ein und nach einem sehr spä­ten Mit­tag­es­sen geht es zu­rück nach San Igna­cio.

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